Jetzt können die Reiser geschnitten werden, die im März aufgepropft werden Scharfes Messer, Wachs und Bastschnur: Keine Angst vorm Obstbaumveredeln
Das Veredeln von Obstbäumen ist nicht jedermanns Sache. "Aber gar nicht so kompliziert wie viele denken", meint Rolf Mörhrke. Er ist Fachberater des Landesverbandes der Gartenfreunde.
Burg/Genthin l Im Spartenheim der Anlagen "Pietzpuhler Weg" spitzte ein gutes Dutzend Zuhörer die Ohren, als Fachmann Möhrke über die Obstbaum-Veredelung referierte. "Apfel, Birne, Kirsche oder Pflaume, das alles sind Obstbäume, die sich bestens für die Veredlung eignen." Möhrke erklärt zudem: "Problemlos können beispielsweise mehrere Apfelsorten auf einem Apfelbaumstamm aufgepropft werden. Mit frühen, späten und normalen Sorten an einem Baum lässt sich die Versorgung der Familie mit dem Obst über mehrere Monate sichern."
Jedoch müssen einige Tipps beherzigt werden, damit die Veredlung von Erfolg gekrönt wird. Möhrke: "Die Bäume sollten noch vital sein, keine Pilze, keine Krankheiten haben." Jedoch findet die Veredlung erst nächstes Jahr statt. "Im Idealfall im März zur Kirschblüte", sagt Rolf Möhrke. In diesen Tagen ist ideale Zeit, um die kleinen Zweige, der Fachmann spricht von Reisern, geschnitten werden, damit sie im nächsten Jahr aufgepropft werden können. Diese Zweige sollten noch jung, also aus diesem Jahr sein. Geschnitten werden sollten sie an einem frostfreien Tag. Möhrke zufolge ist das noch bis Ende Januar möglich.
Und wie werden die Zweige bis März gelagert?
Laut dem Fachmann sollten einige Zweige zusammengebunden werden. Das kleine Bündel in eine Zeitung einschlagen und an eine möglichst schattige und nicht zu trockene Stelle etwa 15 Zentimeter tief in die Erde legen.
Im März wird Möhrke das entsprechende Folgeseminar bei den Gärtnern am Pietzpuhler Weg abhalten. Vorbereitungen: Ein sehr scharfes Messer, Baumwachs und eine Bastschnur. Generell gilt, dass nur gleiche oder verwandtschaftlich nahestehende Obstarten wie Süß- und Sauerkirsche oder Birne auf Quittenbäumen miteinander veredelt werden können. Apfel auf Birne, Kirsche auf Zwetsche - und umgekehrt - funktionieren nicht.
Die Bäume sollten nicht zu alt sein. Als zweckmäßig erweist sich das "Pfropfen hinter die Rinde" von Ästen, die einen Durchmesser von 3 bis 6 Zentimeter besitzen. Stärkere Äste sind zwar möglich, aber weniger sinnvoll. "Die landläufig auch Belzen genannte Methode ist auch für ungeübte Gartenfreunde erlernbar", erklärt Lutz Blankenburg. Er ist seit 1989 Vorsitzender des 1896 gegründeten Vereins. Seine Pachtquote kann sich sehen lassen: Von 168 Gärten sind 156 belegt.
Ein anderes Thema ist der Baumschnitt.
Bäume und Sträucher kann man durch fachgerechtes Schneiden in Aussehen, Wuchs und Gesundheit positiv beeinflussen. Werden beispielsweise kranke und abgestorbene Zweige regelmäßig entfernt, haben Schädlinge kaum noch eine Chance. Allerdings sollte man schon genau wissen, was man tut: Schnitte, die nicht fachgerecht ausgeführt werden, zerstören die Schönheit des Baumes genauso wie sein Abwehrsystem und sind die Hauptursache für spätere Krankheiten oder im Extremfall das Absterben des Baumes. Auch das Zurückschneiden bis auf den Stamm schadet dem Baum ungemein. Die Wurzeln werden nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff, Stärke und Kohlenhydraten versorgt.
Laub- und Nadelbäume werden grundsätzlich im Winter geschnitten. Für die meisten Obstbäume gilt der gleiche Zeitraum. Apfel- und Birnenbäume kann man auch im August schneiden. Pfirsichbäume dagegen schneidet man am besten im November oder Dezember sowie im April und Mai. Der Walnußbaum ist eine Ausnahme: Er darf nur von August bis September geschnitten werden.