Winterzeit Sonntag drehen alle am Zeiger
Am Sonntag werden die Uhren von 3 auf 2 Uhr umgestellt. Hans-Ulrich Jagemann aus Genthin muss gleich 300 Mal am Zeiger drehen.
Genthin l „Wenn ich eine schöne Uhr sehe, dann geht mir das Herz auf“, schwärmt Hans-Ulrich Jagemann. Der 63-Jährige besitzt selbst mehr als 20 Uhren. „Dabei kommt es mir gar nicht auf den Markennamen an, viel wichtiger ist für mich das Uhrwerk.“
Am Sonntag ist es wieder soweit: Wir drehen am Zeiger. Und zwar werden unsere Uhren eine Stunde zurück gestellt und wir verlassen die Sommerzeit. „Dann befinden wir uns endlich wieder in der Normalzeit“, sagt Hans-Ulrich Jagemann. „Ich persönlich könnte auf die Zeitumstellung verzichten.“ Damit meint der 63-Jährige das Umstellen der Uhren im März auf Sommerzeit. „Es gibt Menschen, die immer fünf Minuten vor dem Weckerklingeln wach werden. Zu denen gehöre ich auch.“ Dabei sei es dem Körper egal, ob der Verstand wisse, dass man eine Stunde länger schlafen könne. „Die innere Uhr kann man nicht so schnell umstellen.“
Für die Sommerzeit werden die Uhren um eine Stunde vorgestellt. Die Umstellung erfolgt immer am letzten Sonntag im März von 3 auf 2 Uhr morgens. In der dunklen Jahreszeit ist es umgekehrt. Für die Winterzeit werden die Uhren um eine Stunde zurückgestellt – und zwar am letzten Sonntag im Oktober von 3 auf 2 Uhr morgens. Folglich existiert die Stunde zwischen 2 und 3 Uhr gleich zweimal.
1971 begann Hans-Ulrich Jagemann eine Ausbildung zum Goldschmied – sein Traumberuf. „In die Uhrenmacherei bin ich damals mit reingerutscht. Aus meinem Hobby entstand das Verständnis für Uhren.“ Seine Leidenschaft für Uhren begann, als er zwölf Jahre alt war. „Mein Onkel hatte mir eine Uhr aus dem Westen mitgebracht. Nichts Teures, aber sie hatte Leuchtzifferzeiger“, erinnert sich Hans-Ulrich Jagemann gerne zurück.
Am Sonntag hat der 63-Jährige, der in der Genthiner Innenstadt ein Juweliergeschäft führt, viel zu tun. Über 300 Uhren warten darauf, auf Winterzeit umgestellt zu werden. „Ich und meine Mitarbeiterin Tina Gerber beginnen ab Montag mit dem Marathon.“ Nach und nach werden dann alle Uhren umgestellt. „Das dauert etwa eine Woche“, sagt der Goldschmied.
Hat die Zeitumstellung Auswirkungen auf unsere Gesundheit? Problematisiert wird, dass die Zeitumstellung – insbesondere im Frühjahr – den körpereigenen biologischen Rhythmus störe und sich möglicherweise länger anhaltend negativ auswirke. Überwiegend wird jedoch davon ausgegangen, dass die meisten Störungen in der Regel nur von kurzer Dauer sind und keine Gefahr für die menschliche Gesundheit darstellen. Diese Ansicht vertritt auch die Genthinerin Annemarie Büttner, Ärztin für Allgemeinmedizin. „Ich glaube nicht, dass diese eine Stunde große Auswirkungen auf unsere Gesundheit haben kann. Die meisten Menschen gewöhnen sich innerhalb von ein bis zwei Tagen an den Rhythmus.“ Kurzfristig könne es bei dem ein oder anderen zu Irritationen kommen. „Besonders ältere Menschen spüren die Umstellung mehr, weil bei ihnen die Gewohnheit eine größere Rolle spielt“, erklärt Annemarie Büttner.
Sie selbst habe keine Probleme damit. Einfach wie immer ins Bett gehen, wenn die Müdigkeit einsetzt, gibt sie mit auf den Weg.