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Einblicke in die Genthiner SET-Werft Wenn man für einen Mississippi-Dampfer schweißt

Der Berufsalltag in einer Werft ist alles andere als Alltag. Das weiß Frank Meyer ganz genau. Er arbeitet schon seit 45 Jahren als Schweißer im Schiffbau. Ein Einblick.

Von Robert Sonntag 06.10.2024, 18:15
Frank Meyer beim Schweißen eines Teils eines Kühlkreislaufes  in der SET-Werft Genthin.
Frank Meyer beim Schweißen eines Teils eines Kühlkreislaufes in der SET-Werft Genthin. Foto: Robert Sonntag

Genthin - „Augen zu machen! Sonst schläfst du heut Nacht im Hellen“, sagt Frank Meyer, bevor er seine Schweißerbrille runter klappt und am Metall ansetzt.

Die Schweißerbrille sei das „A und O“ bei seiner Arbeit, denn man brauche nicht nur handwerkliches Geschick als Schweißer, sondern „vor allem Augenlicht“, erzählt der Werftarbeiter und lacht.

Seit 45 Jahren arbeite er in dem Beruf und habe noch immer nicht den Spaß daran verloren. Denn einerseits baue und schweiße er „sowieso sehr gerne“ und andererseits sei die Arbeit in der Werft alles andere als eintönig. Jedes Boot und jedes Schiff bringe immer wieder neue Herausforderungen mit sich.

Metall ist nicht gleich Metall

Derzeit arbeitet er an einem geschlossenen Kühlsystem für den Motor eines alten Dampfers aus dem 19. Jahrhundert, das dort „komplett neu“ eingebaut wird. So ein geschlossener Kühlkreislauf würde verhindern, dass Dreck oder Äste aus dem Wasser in den Kreislauf gelangen würden und den Motor, im schlimmsten Fall, zum Stillstand zwängen. „Man macht ja nicht jeden Tag ein neues Kühlsystem“, erzählt er freudestrahlend und betont damit die Abwechslung seiner Arbeit.

Zudem arbeite er auch momentan an einer Lagerkiste aus Aluminium, die an Deck eines Frachtschiffes platziert werden soll, um darin Öl- oder Fetteimer zu lagern. „Man denkt, das ist ja nur eine Alukiste, aber die musst du erstmal zusammen bekommen“, erklärt Meyer. Denn der große Unterschied zwischen der Arbeit an verschiedenen Metallen sei, dass schwerere Metalle, wie Eisen, „rot-warm“ werden – sich also bei einer Temperatur von etwa 500 Grad Celsius rotglühend erhitzen – jedoch auch „Fehler verzeihen, da sie nicht direkt schmelzen.“ Aluminium hingegen „ist dann einfach weg“ und die Chance den Fehler gut zu machen somit passé.

Die Genthiner SET-Werft von der Brücke ausgesehen.
Die Genthiner SET-Werft von der Brücke ausgesehen.
Foto: Susanne Christmann

So unterstreicht er stolz, dass er nicht nur Schweißer, sonder „Alu-Schweißer“ sei, ihm dennoch die Arbeit an jedem Baustoff Spaß mache. Due Qualifikation scheint aber unverzichtbar, denn immer mehr Boote würden aus Aluminium gebaut werden, erklärt er, da es leichter und langlebiger als andere Metalle sei, was unter anderem an der Rost-Resistenz läge.

Geht nicht, gibt’s nicht

Zu seinen größten Herausforderungen gehörten bisher große Flusskreuzfahrtschiffe mit einem Schaufelrad, wie einem alten Mississippi-Dampfer. Die Herausforderung und das Besondere daran sei die alte Bauweise, die sich stark von der heutigen unterscheide. „Da musste ich mich erstmal rein arbeiten, aber es gibt immer Wege und geht nicht, gibt’s nicht“, erzählt Frank Meyer grinsend.