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Theatergruppe Gut sortiert durch die Krise

Von Tobias Roitsch 28.03.2021, 15:53

Klötze

Das sprengt jeden Kleiderschrank: Mehr als 6200 Kostümteile besitzt die Theatergruppe Klötze. Für jeden Anlass ist etwas dabei. Die Palette der Kleidungsstücke reicht von eleganten Abendkleidern für Sie und schicken Anzügen für Ihn bis hin zur knallorangenen Bauarbeiter- Warnweste. Doch das ist noch nicht alles. Hinzu kommen zahlreiche Perücken, Schuhe, Hüte, Mützen, Tücher und anderes mehr. In den vergangenen Jahren, die Laien-Schauspielgruppe brachte 2008 mit „14 Tage Luxus“ ihr erstes Stück auf die Bühne, hat sich ein großer Fundus angehäuft. Mit viel Fleiß haben die Vereinsmitglieder in den vergangenen Wochen und Monaten Ordnung in den Bestand gebracht. Jedes einzelne Stück wurde erfasst, nummeriert und fotografiert.

Der Fundus des Vereins passt nun auch in die Hosentasche des Theatergruppen-Chefs Kay Knittel, wie er beim Gespräch mit der Volksstimme zeigte. Dazu holte er sein Handy heraus und präsentierte die Fotos einzelner Stücke auf dem Display des Gerätes. „Wir haben jetzt alles in einer App und können damit gucken, was wir brauchen“, erklärte Knittel den Vorteil des digitalen Katalogs.

Nicht jeder kommt an die Kostüme heran

Das Zusammenstellen der Kostüme für Veranstaltungen wird dadurch deutlich erleichtert. Mithilfe der App erstellt er nun eine Liste der benötigten Teile und holt zielgerichtet alles aus dem Fundus. „Ich mag es, wenn an alles gedacht ist“, sagte Kay Knittel, der gern auf Details achtet.

Wie klappte es früher, als noch keine Technik beim Zusammenstellen der Outfits half? Auch damals hatte Kay Knittel schon einen guten Überblick, wie er sagte: „Ich habe ein fotografisches Gedächtnis.“ Sachen, die er einmal in der Hand hatte, speichere er im Kopf ab. Zu 80 Prozent klappt es dann mit dem Wiederfinden, schätzte er. „Es macht aber auch Spaß zu sehen, was man hat.“ Für das Archivieren sind „unendlich viele Stunden Arbeit“ aufgebracht worden. Um den kleinteiligen Schmuck hat sich etwa Sybille Thiel, die unter anderem für die Pressearbeit zuständig ist, in Heimarbeit gekümmert, lobte Kay Knittel.

Aufbewahrt werden die Kostüme und Accessoires im Obergeschoss des Altmarksaal-Gebäudes. Damit nichts durcheinanderkommt, haben nur bestimmte Mitglieder Zutritt. Dort oben, im „Zuhause“ der Theatergruppe, gibt es ein Zimmer voll mit Damenkleidung, ein weiteres mit Herrensachen und ein drittes, das zum Aufbewahren von Perücken, Hüten und Schuhen dient.

Das ist nur der Kostüm-Fundus, erklärte Kay Knittel. Darüber hinaus gibt es vier Garagen, in denen etwa Bühnenbilder stehen. Im Keller sind zudem Requisiten untergebracht. „Wir wissen bald nicht mehr, wohin damit“, sagte Kay Knittel. Der Altmarksaal ist nun räumlich ausgereizt.

Trotz Pause keine Austritte verzeichnet

Mit Kleiderspenden wird der Verein auch von der Bevölkerung unterstützt. Alltagsmode hat die Gruppe mittlerweile in „Hülle und Fülle“, so Knittel, der ergänzte: „Wir bräuchten aber noch Herren-Anzüge und alles, was farbig ist und Glamour ausstrahlt.“ Weggeschmissen werden die Sachen, für die es keine Verwendung mehr gibt, übrigens nicht. Sie werden dann wieder gespendet.

Um ihren Fundus zu archivieren, hat die Gruppe die Corona-Zwangspause genutzt. Die geplanten Vorstellungen im Oktober 2020 mussten pandemiebedingt abgesagt werden. Nach 13 Jahren gab es erstmals keine neue Komödie zu sehen. „Der Vorstand muss die Leute beieinanderhalten. Nach einem Jahr haben manche sonst vielleicht keine Lust mehr“, erklärte Knittel mit Blick auf die lange Auszeit.

Komödie ist schon gefunden

So wurde zu Arbeitseinsätzen aufgerufen. Irgendwann war das aufgrund der Vorschriften aber nur noch eingeschränkt möglich. Seit Dezember geht nun gar nichts mehr, so Knittel. Austritte gab es trotz der Krise keine, aktuell zählt die Gruppe 28 Mitglieder sowie vier Ehrenmitglieder.

Die Gruppe hofft, 2021 wieder ihr Publikum verzaubern zu dürfen. „Wir warten jetzt auf den Startschuss. Geplant ist, dass wir im Oktober wieder Veranstaltungen machen“, blickte Kay Knittel optimistisch voraus. Ob das tatsächlich klappen wird, hängt von den Entwicklungen in der Corona-Pandemie ab. Eine neue Komödie ist bereits gefunden. Nur ist noch nicht ganz klar, ob man sich für das Stück entscheiden wird. Denn der Titel „Chaos im Bestattungshaus“ hat zwei Mitstreiter noch nicht überzeugt. Passt das in die Corona-Zeit? Doch der Tod gehört zum Leben dazu, so Knittel. Wenn aber nicht alle mitmachen, muss ein anderes Stück gefunden werden.