Cornelia Drese erlebt morgen ihre Premiere als Norma Richmond im "Sunset Boulevard" "Alte Dinge funktionieren hier nicht"
Zu den Musicals, deren Erfolg in hohem Maße von dem Können der Hauptdarstellerin abhängt, gehört zweifellos "Sunset Boulevard" von Andrew Lloyd Webber. In der Produktion des Nordharzer Städtebundtheaters ist Cornelia Drese als Norma Desmond die Protagonistin.
Halberstadt/Thale l Damit ist im Rahmen der Sommerfestspiele im Harzer Bergtheater Thale eine Künstlerin zu erleben, die sich im deutschsprachigen Raum seit Langem in der Musicalszene einen Namen verschafft hat. Und die auch die ganz Großen der Branche kennt, wie Andrew Lloyd Webber, Cameron Mackintosh, Michael Kunze und, und, und.
Cornelia Drese spielte beispielsweise die Grisabella in Andrew Lloyd Webbers "Cats" als Mitglied der ersten Besetzung des Musicals in Hamburg, stand in Berlin und Düsseldorf in dieser Rolle unter Vertrag, war als Eva Peron in "Evita" zu erleben und gehörte als Fantine zur Premierenbesetzung von "Les Misérables" in Duisburg. Bei der Uraufführung von "Die 3 Musketiere" im schweizerischen St. Gallen war sie die Königin Anna. Von 2005 bis 2008 zeichnete sie als künstlerische Leiterin am Colosseum Theater in Essen für die Stage Entertainment-Produktionen "Das Phantom der Oper" und "Mamma Mia!" verantwortlich.
In Jeans und Sneakers, vollkommen unprätentiös, spricht Cornelia Drese, nach der Probe aus dem Bergtheater Thale zurück in Halberstadt, bei einem Milchkaffee über ihren künstlerischen Entwicklungsweg, der mit einer Ausbildung in klassischem Gesang und Gesangspädagogik an der Hochschule für Musik "Hanns Eisler" Berlin begann. Dabei kommt Erstaunliches zu Tage. Die gebürtige Hallenserin, heute eine der bekanntesten Musicaldarstellerin Deutschlands, ist derzeit zum ersten Mal in Sachsen-Anhalt engagiert. Als feststand, dass Gerlind Schröder vom Städtebundtheater aus Krankheitsgründen die Norma Desmond auf dem Berg nicht singen wird, wandte sich Florian Kießling, der musikalische Leiter, an Cornelia Drese.
Den Tipp "Ruf Conny an", hatte er von seiner Frau Marie-Luis bekommen, einer früheren Schülerin der Drese. Obwohl die Sängerin mittlerweile auch eine der gefragtesten Gesangspädagoginnen für das Fach Musical ist und an der Hochschule für Musik und Theater in Leipzig unterrichtet, kehrt sie mit der Rolle der Norma Desmond immer wieder auf die Bühne zurück.
Zunächst am Staatstheater Braunschweig, dann mit dem Euro-Studio Landgraf auf einer Tournee im deutschsprachigen Raum und jetzt im Harz. Eine Rolle, die sie fasziniert, weil man "da so richtig in die Kiste greifen kann". Und deren Gestaltung auf der Naturbühne, mit einem neuen Team neue Herausforderungen und andere Spielmöglichkeiten bietet, um die auf ein Comeback hoffende Stummfilmdiva Norma Desmond zwischen Realitätsverlust und Selbsterkenntnis, Hoffnung und Enttäuschung im Hollywood der 1940er Jahre neu zu erfinden.
"Hier in Halberstadt zu sein, bedeutet für mich, eine kleine Auszeit von meinen Verpflichtungen in Dresden zu nehmen."
Cornelia Drese, Künstlerin
"Alte Dinge funktionieren hier nicht." Des Lobes voll ist Cornelia Drese für die sensible Zusammenarbeit mit Regisseur Holger Potocki, den Kollegen und der Stadt, in der sie sich gut aufgehoben fühlt. Im Übrigen ist ihr die Domstadt nicht ganz fremd, denn Ehemann Steffen Friedrich war zwischen 1980 und 1985 am Halberstädter Theater engagiert und unter anderem in der Rolle des Cyrano de Bergerac im gleichnamigen Musical zu sehen.
"Hier in Halberstadt sein zu dürfen, bedeutet für mich, eine kleine Auszeit von meinen Verpflichtungen in Dresden zu nehmen." Denn dort verwirklicht sie etwas, von dem sie bereits zu DDR-Zeiten geträumt hat: eine Musical-Schule zu gründen. Seit 2008 gibt es unter ihrer Leitung die Musical-Schule "Oh-Töne", deren Kernstück der Musicalchor ist. Der aus dem Chor hervorgegangene Leistungskurs ist jetzt schon immer wieder in den Inszenierungen verschiedener Theater zu erleben, vor allem an der Staatsoperette Dresden.
Seit jeher hat es Cornelia Drese so gehalten: immer wieder Neues zu wagen und trotzdem an alten Zielen festzuhalten. Denn der Weg der heute hoch gelobten Musicaldarstelllerin war nicht ohne Steine, vor allem, als sie sich noch sehr jung einer Stimmbandoperation unterziehen musste. Die "Umwege" - auch die zusätzliche Ausbildung als Gesangspädagogin - haben sie stärker gemacht und handwerklich noch besser auf ihre Arbeit als Leiterin der Musical-Werkstatt vorbereitet. Diese Neugier, gepaart mit Disziplin, wird Cornelia Drese auch weiter zu neuen Projekten führen, in der sicher die Musik Richard Wagners oder auch "Turandot" eine Rolle spielen werden, wie sie anklingen lässt.
Zu erleben sein wird Cornelia Drese als Norma Desmond am 25. und 29. Juni, 2., 7., 13., sowie am 21. und 30. August und am 5. September im Harzer Bergtheater Thale. Die Premiere des weltberühmten Musicals von Andrew Lloyd Weber findet am Sonnabend, 20. Juni, um 19.30 Uhr statt.