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Corona Autokäufer in Halberstadt müssen länger warten

Bei der Zulassungsstelle in Halberstadt entstehen lange Wartezeit bei der Terminvergabe. Ab dem 19. April erfolgt die Zulassung nur noch in Wernigerode.

Von Sabine Scholz Aktualisiert: 09:46

Halberstadt. „Um zwei Minuten nach Mitternacht gab es keine Termine mehr.“ Klaus-Dieter Finger berichtet sachlich, das Unverständnis schwingt trotzdem mit. Dabei geht es nicht ums Impfen, sondern um Termine für einen alltäglichen Vorgang – die Zulassung von Fahrzeugen. Die muss er sich jetzt online buchen. „Jeden Tag um Mitternacht sitzen wir nun vor dem Rechner, um online einen Termin zu ergattern. Gestern habe ich einen für den 27. April bekommen. Einen – und auch nur für einen Vorgang. Das ist ein Unding.“

Finger betreibt einen Zulassungsservice, zu seinen Kunden gehören Privatleute, vor allem aber Autohändler und Transportunternehmen. „Da ist immer viel zu tun, bei einem Termin sind oft bis zu zehn und mehr Zulassungen zu machen. Das hat bislang ganz gut funktioniert, auch wenn die Zulassungsstelle schon jetzt kaum hinterherkommt“, sagt der Halberstädter, der zugleich einen Schilderdienst nahe des Landratsamtes in Halberstadt betreibt. „Wenn nur noch drei die Arbeit von sieben machen sollen, können Sie sich ja vorstellen, wie lange das dauert.“

Gesundheitsamt personell stärken

An all jene, die ein Fahrzeug zulassen wollen, müssen ab 19. April nach Wernigerode fahren. Landrat Thomas Balcerowski (CDU) will das Gesundheitsamt inklusive Impfzentrum personell verstärken. Schon seit Beginn der Pandemie gibt es organisatorische Anpassungen innerhalb der Kreisverwaltung. Wie Pressesprecher Manuel Slawig auf Nachfrage mitteilt, wurden insgesamt rund 60 Mitarbeiter aus der Kreisverwaltung in Vollzeit neu zugeordnet. „Rund 80 Mitarbeiter arbeiten teilweise neben ihrer eigentlichen Tätigkeit und vor allen an den Wochenenden und Feiertagen für das Gesundheitsamt inklusive Impfzentrum. Und 15 Mitarbeiter wurden zusätzlich neu eingestellt“, so Slawig.

Nun trifft es das Team in der Zulassungsstelle Halberstadt. Dort sind zwölf Mitarbeiter tätig. Eigentlich. Denn aufgrund von Erkrankungen sind fünf Stellen derzeit nicht besetzt, wie Slawig bestätigt. Die Zulassungsdienste sollen nun ab 19.April nur noch am Standort Wernigerode angeboten werden.

Unverständnis für Einschränkung

„Es ist nicht nachzuvollziehen, dass gerade ein Bereich geschlossen werden soll, der produktiv ist und Umsatz erwirtschaftet“, sagt Stefan Kaltenbrunn vom Autohaus Bögelsack. „Es erschließt sich uns nicht, warum wir nun zusätzlich zu den staatlichen Beschränkungen weiter in unserem Handlungsfeld beschnitten werden sollen“, so Kaltenbrunn.

Der Halberstädter Autohändler berichtet, dass es ohnehin schon schwierig war, fristgerecht alle Zulassungen zu bekommen, weil das Team in Halberstadt unterbesetzt ist. Nun soll alles in Wernigerode gestemmt werden? Das bedeute nicht nur für die Händler Einschränkungen, die zumeist einen der neun Zulassungsservices nutzen, die in Halberstadt und Umgebung tätig sind.

Angst um Jobs

„Wenn die Leute nach Wernigerode fahren müssen, fallen die Aufträge hier vielleicht bald ganz weg“, sagt Petra Lorenz, die seit neun Jahren ihren Job bei Klaus-Dieter Finger macht, sich um das Prägen der Kennzeichentafeln kümmert, aber auch um anderes wie Kurzzeit- und Zollversicherungen. „Wenn die Aufträge ausbleiben, wackelt mein Job“, fürchtet die Angestellte.

Nicht nur ihrer, wie Matthias Müller, Geschäftsführer des Fahrzeughauses Cremer betont. „In unserer Firma hängen die Arbeitsplätze von 18?Mitarbeitern unter anderem davon ab, dass wir unter den schon monatelang stark eingeschränkten Möglichkeiten für einen Fahrzeugkauf, wenigstens einige Fahrzeuge noch auf die Straße bringen.“

Keine Termine mehr zu bekommen

Am Montag musste er feststellen, dass es einen regelrechten Run auf freie Termine für Fahrzeugzulassungen in Wernigerode gab. „Mit dem Ergebnis, dass es für den Monat April keine freien Termine für Zulassungen mehr gibt. Das kann doch wohl nicht ernst gemeint sein. Wir haben in diesem Monat noch mindestens zehn Zulassungen – unter anderem für Pflegedienstfahrzeuge. Nur zur Erinnerung, das sind die viel beschworenen Helden des Alltags“, so Müller.

Auch Privatzulassungen für Kunden, die aufgrund der Pandemieeinschränkungen ohnehin schon sechs bis acht Monate auf ihr neues Auto warten müssten, würden unter dieser zunächst bis Ende Juni geplanten Schließung leiden.

Alles Tatsachen, die der Kreisverwaltung sehr wohl bewusst seien, wie Manuel Slawig sagt. Man versuche, Beeinträchtigungen für Bürger weitgehend zu vermeiden. „Gleichwohl führt die nun seit einem Jahr anhaltende Pandemielage im Verbund mit den immer noch hohen Fallzahlen im Landkreis Harz dazu, dass es zumindest vorübergehend auch Einschränkungen in Bereichen geben muss, in welchen ein direkter Bürgerkontakt gegeben ist.“ Dieser Kontakt offenbare sich auch in den Beschwerden von Bürgern und Gewerbetreibenden, die seit Bekanntwerden der vorübergehenden Schließung der Zulassungsstelle in Halberstadt in der Kreisverwaltung eingehen.

Kreis verspricht: Schließung nur vorübergehend

Befürchtungen, die zeitweise Schließung in Halberstadt sei ein Testlauf, um später alle Zulassungsarbeiten in Wernigerode zu konzentrieren, widerspricht Slawig. „Die Schließung bezieht sich auf die Corona-Pandemie. Sobald die Lage sich hier entspannt, soll die Zulassungsstelle in Halberstadt wieder geöffnet werden.“

Zu tun haben die Mitarbeiter an beiden Standorten genug, seit vor einigen Jahren bereits in Quedlinburg die Anlaufstelle für Zulassungen geschlossen worden war. Immerhin gab es im vergangenen Jahr etwa 57.000 Neuzulassungen, Ummeldungen und Außerbetriebsetzungen. Dazu kommen weitere Aufgaben, wie zum Beispiel Versicherungswechsel oder die Bearbeitung von diversen Mängelanzeigen.