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Bahngeschichte Bahnhof war einst ein Knotenpunkt

Die Ausstellung zum Wegelebener Bahnhof in den Räumen des Kultur- und Heimatvereins Wegeleben ist am Sonnabend offiziell eröffnet worden.

Von Christian Besecke 07.11.2016, 11:17

Wegeleben l Als der Vorsitzende des gastgebenden Vereins, Karl-Heinz Becker, seine Eröffnungsrede hält, ist ihm die Freude anzusehen. Genau 72 Besucher sind zu dieser Zeit anwesend und es wird im Ausstellungsraum in der Alten Post schon recht kuschlig. Im Laufe des Tages herrscht ein reges Kommen und Gehen.

Kinder der Grundschule „Dr. Wilhelm Schmidt“ sind ebenfalls anwesend. Sie tragen ihr Schullied vor und erinnern dabei an den Erfinder aus Wegeleben, der entscheidend zur Entwicklung von Dampfloks beigetragen hat. Somit passt ihr Beitrag hervorragend zur Thematik Bahnhof. Vereinsmitglied Reinhard Wusterau trägt die Erinnerungen eines ehemaligen Bewohners der Stadt vor, der auf die Zeit des Zweiten Weltkriegs zurückblickt. „Wegeleben war nach der Zerbombung Halberstadts Ausweichbahnhof für die Stadt“, erklärt Wusterau den Besuchern. „Die Ladung dreier Versorgungszüge, die eigentlich vernichtet werden sollte, wurde 1945 hier an die Bevölkerung verteilt.“

Im ersten Nachkriegsjahr sei die Einwohnerzahl der Stadt kurz bis auf über 6000 gestiegen, ist in den Gesprächen zu vernehmen. „Das hängt ganz sicher mit dem Eintreffen von Flüchtlingen zusammen“, sagt der stellvertretende Vereinsvorsitzende Klaus Fuhrmann. „Nach der Aufteilung auf andere Orte hat sich das wieder geändert.“

In jener Zeit war der Bahnhof, der etwa einen Kilometer von der Stadt entfernt liegt, ein echter Knotenpunkt. „Auch zu DDR-Zeiten war hier eine Menge los“, berichtet Bürgermeister Hans-Jürgen Zimmer (CDU). Die alte originale Anzeigetafel des Bahnhofs belegt seine Worte. Auf ihr ist zu ersehen, dass einst drei Züge in der Stunde in jede der drei Richtung losfuhren. Angefahren wurden von Wegeleben aus Halberstadt, Aschersleben und Thale.

Vereinsvorsitzender Karl-Heinz Becker lobt die Fleißarbeit seiner Mitglieder, die viele Exponate zusammengetragen haben. Unterstützt wurden sie dabei von vielen privaten Spendern. So finden sich Originalschriften, Orden, Kleidung, Bücher und Gegenstände des täglichen Gebrauchs der Eisenbahner in dem reichhaltigen Fundus. Eine Videodokumentation läuft auf einem Fernseher. Zu sehen ist hier auch die Verlegung von sowjetischen Panzern, die am 1. September 1991 über den Bahnhof erfolgt ist. „Der Lärm war seinerzeit bis in die Stadt hinein zu hören“, erinnert sich Klaus Fuhrmann an die Aktion.

Eine zusätzliche Attraktion ist das Schätzen des Gewichtes einer Eisenbahnschiene, welche einen Meter lang ist. Es gibt auch kleinere Teile, an denen die Besucher das Gewicht schätzen können. Die Werte gehen dabei völlig auseinander: von 25 bis 350 Kilogramm reicht die Spanne. Das genaue Gewicht wollen die Heimatforscher vorerst nicht verraten, da die Schätzsta- tion noch eine Weile Ergebnisse liefern soll. Ein komplettes Gleisjoch über eine Länge von 15 Metern bringt übrigens zwischen 2,75 und drei Tonnen auf die Waage. Dabei muss aber zwischen den verschiedenen Verwendungsarten unterschieden werden.

Auch Rolf Borchert, Vorsitzender des Fördervereins Rübelandbahn ist anwesend. Er berichtet von den Dampfloks der Tierklasse, die Namen wie Mammut, Wisent, Büffel und Elch tragen. Sie wurden ab 1919 gebaut und bis zum Jahr 1968 verwendet, berichtet der einstige Dienstvorsteher, der später als Abteilungsleiter Transport des Halberstäder Bahnhofs tätig war.