Agrar-Gesellschaft übernimmt Vermarktung von "Heide-Korn" und "Heide-Kraut" Brennerei in Uthmöden muss schließen
Der 3. April ist der letzte Brenntag in der Brennerei von Uthmöden. Seit 1906 wird hier aus Getreide Rohalkohol gebrannt. Wenn auch die Brennerei dichtmachen muss, Heide-Korn und Kräuterlikör wird es weiter geben.
Uthmöden. Eine Ära geht zu Ende. Am 15. Dezember 1906 wurde die Landwirtschaftliche Brennerei Uthmöden eGmbH in das Verzeichnis von eingetragenen Genossenschaften beim Amtsgericht Calvörde aufgenommen. Den Bauern, die diese Genossenschaft gegründet hatten, eröffnete sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit der Brennerei eine zusätzliche Einnahmequelle.
Seither wird hier mit kleinen Unterbrechungen Getreide aus der Region verarbeitet. In DDR-Zeiten wurde der Roh- alkohol zum größten Teil nach Nordhausen geliefert und zu Doppelkorn verarbeitet. Das änderte sich mit der Wende. Seither musste jeder gebrannte Liter an die Bundesmonopolverwaltung für Rohalkohol geliefert werden. Doch das Branntweinmonopol sicherte auch den kleinen Brennereien ihre Einnahmen. Und dieses Monopol soll auf Druck aus der EU zum 31. Dezember 2017 enden. Ab Oktober dieses Jahres kauft die Monopolverwaltung schon keinen Kartoffel- und Getreidesprit mehr an.
Kleine Brennereien müssen damit aufgeben, denn gegen die großen Unternehmen können sie sich nicht behaupten. Die Brennerei-Genossenschaft Uthmöden hat die Konsequenzen gezogen. Alle Anteilseigner haben ihren Austritt erklärt, sagt Oliver Schoppmann, Geschäftsführer der Agrar Produktions- und Handelsgesellschaft (AHP) "Ohretal" Satuelle/Uthmöden, und ergänzt: "Wir können es nicht mehr länger hinauszögern." Die AHP ist der größte Anteilseigner. Die anderen sind Landwirte der Region - aus Uthmöden, Wieglitz, Zobbenitz, Klüden -, die auch Getreide zur Verarbeitung nach Uthmöden geliefert haben.
Otto Plock, der Geschäftsführer der Brennerei, wird jetzt die Genossenschaft abwickeln. Das alte Brennerei-Gebäude wird verwaisen. "Heide-Korn" und "Heide-Kraut" wird es jedoch weiter geben. Der Korn und der Kräuterlikör, der nach der Wende nach Wünschen der Brennerei-Genossenschaft kreiert wurde, ist inzwischen bekannt und beliebt in der Region. Bisher hat die Brennerei die hochprozentigen Erzeugnisse vermarktet, hat regionale Geschäfte und Gaststätten damit beliefert.
In der Kartoffelanlage der Agrar Produktions- und Handelsgesellschaft in Uthmöden waren Korn und Kraut auch zu haben. Daraus entstand die Idee. "Wir übernehmen jetzt die komplette Vermarktung von Heide-Korn und Heide-Kraut", sagt Holger Kersting, der für die Kartoffelanlage zuständig ist. So bleibt auch die Erinnerung an die Brennerei in Uthmöden wach, wenn auch beide Spezialitäten hier nicht hergestellt wurden. Die Brennerei musste schließlich den Rohalkohol komplett abliefern, konnte aber Alkohol wieder kaufen und bei einem Partner nach eigenen Rezepturen die gewünschten Erzeugnisse herstellen lassen. Und diese Geschäftsbeziehung übernimmt die Agrar Produktions- und Handelsgesellschaft und hofft, dass auch die Kunden treu bleiben.