Eltern zeigen Vorfälle beim Jugendamt an - Gemeinde kündigt der Frau fristlos Erzieherin soll Kinder geschlagen haben
Schwere Vorwürfe gegen eine Erzieherin der Kita "Pittiplatsch" in Irxleben: Die 50-Jährige soll vier- und fünfjährige Kinder geschlagen haben. Gegen die Frau wird wegen Misshandlung Schutzbefohlener ermittelt. Eltern hatten dem Jugendamt des Landkreises Börde die Vorfälle gemeldet.
Irxleben l Seit Mai dieses Jahres soll eine Erzieherin der Irxleber Kindertagesstätte "Pittiplatsch" gegenüber Kindern handgreiflich geworden sein. Staatsanwaltschaft und Polizei bestätigen zwei Anzeigen gegen die Frau wegen Misshandlung Schutzbefohlener. Ihr wird vorgeworfen, dass sie einige der vier- bis fünfjährigen Kinder ihrer Gruppe geschlagen haben soll. Andere soll sie beim Mittagsschlaf in den Waschraum geschickt haben, wenn diese keine Ruhe halten wollten. Als Strafe für sein Fehlverhalten soll zudem ein Junge barfuß für eine Stunde bei Regen ins Freie geschickt worden sein. 16 Kinder seien in unterschiedlichem Maß von den Übergriffen betroffen.
Jugendamt informiert Träger über Anschuldigungen
Die Zustände in der Gruppe sind bekannt geworden, weil sich eines der Kinder einer Mutter seines Spielkameraden anvertraut hatte. Zudem hätten Eltern bemerkt, dass ihre Kinder wieder einnässten und nicht mehr in die Einrichtung gehen wollten. Wie eine Mutter im Gespräch mit der Volksstimme sagte, habe ihr Kind verstärkt darum gebeten, früher aus der Einrichtung abgeholt zu werden.
Am 3. Juni verständigten Eltern das Jugendamt des Landkreises Börde. Am 5. Juni wurde die betreffende Erzieherin durch ihren Dienstherren, die Gemeinde Hohe Börde, von ihrer Anstellung freigestellt. Eine Woche später ist der Frau fristlos gekündigt worden. Zuvor hatte sie neun Jahre lang als Erzieherin in verschiedenen Einrichtungen der Gemeinde gearbeitet.
Kerstin Pitschmann, stellvertretende Bürgermeisterin der Hohen Börde, erklärte: "Der Umfang der Anschuldigungen durch die Eltern hatte ein Ausmaß angenommen, der diesen Schritt erforderlich machte." In weiteren Gesprächen war es der Kindergärtnerin nicht gelungen, den Verdacht auszuräumen, wie Pitschmann sagte. "Die Vorwürfe kommen nicht aus dem leeren Raum", meinte sie. Innerhalb der Kita-Belegschaft hatte sich eine Zeugin gemeldet.
In den Augen der Verwaltung handelt es sich um einen Einzelfall. Man bemühe sich, den Kindern und Eltern Unterstützung zukommen zu lassen.
So habe es ein Treffen zwischen dem Träger und den Eltern gegeben. Dabei hatten sich einige Eltern gewünscht, dass ihre Kinder das Erlebte in einer Gruppentherapie verarbeiten könnten. Bei der Sitzung war auch Anke Kasner, Fachärztin für Kinder- und Jugendpsy- chiatrie beim Ameos-Klinikum in Haldensleben, anwesend. Sie erklärte, dass eine Gruppentherapie wenig geeignet sei, den Kindern zu helfen. Zu groß sei die Gefahr, dass die Kinder dadurch zusätzlich belastet würden.
Fachkräfte betreuen die betroffenen Kinder
In der Gemeinde entschied man sich deshalb dafür, die Kinder zeitweise durch Kinderschutzfachkräfte betreuen zu lassen. Wie Kerstin Pitschmann erklärte, "sind die eigentlich dafür ausgebildet, um Übergriffe in der Familie, die in den Kitas entdeckt werden, behutsam zu prüfen und gegebenenfalls an das Jugendamt zu melden." Zur Ausbildung gehört eine besondere Schulung im Umgang mit misshandelten Kindern.
Der Tagesablauf im Kindergarten wurde für die 16 Jungen und Mädchen angepasst. Der vorher mit Druck erlebte Mittagsschlaf ist durch ein entspannteres Ruhen ersetzt worden, so dass für die betroffenen Kinder ein Alltag mit verlässlichen Rhythmen entstand.
Den Eltern wurde zudem das Angebot gemacht, ihre Kinder aus der Tagesstätte in eine andere Einrichtung wechseln zu lassen. "Dabei sind wir allerdings an Kapazitäten gebunden", wie Katja Salomon einschränkte. Sie ist als Hauptsachbearbeiterin zuständig für die Kindertagesstätten der Hohe Börde. Nicht jede Kita könne die Kinder von wechselwilligen Eltern aufnehmen, Personal- und Betreuungsschlüssel grenzen die Möglichkeiten ein. Bisher liegt Salomon zufolge von einer Familie der Wunsch vor, das Kind künftig in einer anderen Kita betreuen zu lassen. Den Verlust einer Kindergärtnerin beim Personal der Kita "Pittiplatsch" hat die Gemeinde ausgeglichen, indem eine Erzieherin aus einer anderen Einrichtung dorthin versetzt wurde.
Gegen die fristlose Kündigung ihres Arbeitsverhältnisses hat die beschuldigte Erzieherin Klage eingereicht. Auf Nachfrage der Volksstimme wollte sich die 50-Jährige gestern nicht zu den Vorwürfen äußern.