Ausgezeichnet Fachwerkhaus-Retter geehrt: Alte Voigtei in Halberstadt erstrahlt in neuem Glanz
Thomas Oppermann gewinnt für gelungene Sanierung der Voigtei 48 in Halberstadt erneut den Fassaden- und Stadtbildwettbewerb Halberstadt in der Kategorie Fachwerk.
Halberstadt - Thomas Oppermann ist verliebt in die Altstadt Halberstadts. Daher begann er vor vielen Jahren, sich für die Rettung alter, verwaister und meist verfallener Fachwerkhäuser einzusetzen - mit Erfolg.
So einer ist das Haus Voigtei 48. Vor zwei Jahren begann er mit der aufwendigen Sanierung des bedeutenden Gebäudes, jetzt wurde er für die gelungene Instandsetzung und Gestaltung der Fassade mit dem ersten Preis im Halberstädter Fassaden- und Stadtbildwettbewerb ausgezeichnet. Der Innenausbau des Hauses läuft aktuell noch. Außerdem erhielt er für die Sanierung des Hinterhauses der Voigtei 38 eine Anerkennung.
„Die Voigtei 48 war eine Ruine. Es ist schön, wenn man für seinen Einsatz zur Rettung eines Hauses prämiert wird“, freut sich Thomas Oppermann. Dieses Glücksgefühl ist für ihn nicht neu. Mittlerweile sind acht Gebäude, die er vor dem Verfall gerettet hat, mit einem Preis sowie mit einer Anerkennung im Fassaden- und Stadtbildwettbewerb der Stadt Halberstadt ausgezeichnet worden. Damit dürfte er bei dem Wettbewerb einen Rekord halten. „Gut, es baut ja auch nicht jeder Fachwerkhäuser aus“, sagt Thomas Oppermann.
Der Unternehmer hat mit seiner Passion für alte Gebäude in der Halberstädter Altstadt eine Spur hinterlassen. Es gibt Straßenzüge und Plätze, die ohne den 58-jährigen Halberstädter heute ein ganz anderes Gesicht hätten. Er nahm und nimmt sich immer wieder sogenannter hoffnungsloser Fälle an, die mittlerweile sein Spezialgebiet sind. Thomas Oppermann nennt sie „Zwölf-Sterne-Häuser“, Gebäude in denen man nachts vom Fundament aus den Sternenhimmel sehen kann - also Problemfälle.
Über Jahre Investor gesucht
2018 angekündigt startete die Sanierung des über 300 Jahre alten Fachwerkhauses Voigtei 48 Mitte 2021. Das Einzeldenkmal ist stadtbildprägend und wartete über Jahrzehnte auf einen Investor, der eine Vision von der Zukunft des stolzen Gebäudes hat. Die Stadt Halberstadt sah sich finanziell überfordert, das eigene Haus zu sanieren und suchte lange nach einen Käufer. 2017 schlug dann die Stunde von Thomas Oppermann.
Der Zahn der Zeit hinterließ vor allem in der ersten Etage der Voigtei 48 deutliche Spuren des Verfalls. Teilweise fehlte der Fußboden, Decken und Wände bröselten, Tapeten aus DDR-Zeiten klebten noch an den Wänden und darunter Reste der Halberstädter Zeitung aus dem Jahr 1938. Einzeln waren Spuren von angefangenen aber nicht beendeten Sanierungsversuchen zu sehen, erinnert sich Thomas Oppermann.
Hinter den alten Mauern aus dem Jahr 1689 sollen zehn moderne Wohnungen entstehen. Der Bauherr rechnet damit, dass er im kommenden Jahr mit der Vermietung beginnen kann. Selbst das Dachgeschoss wird komplett ausgebaut. Es erhält große Fenster, hinten mit Blick bis zum Huy, vorn bis zum Brocken. An der Rückseite bekommt das Gebäude einen Fahrstuhl, der alle Wohnungen direkt barrierefrei erschließt, so der Investor.
Die Zwei-und-Vier-Raum-Wohnungen seien 55 bis 140 Quadratmeter groß und böten natürlich jeden Komfort, verspricht der Bauherr. Zum Konzept gehört innen allerdings nicht nur moderner Wohnkomfort. Vielmehr will Thomas Oppermann alte Elemente des Hauses in die Zukunft retten. So wie die sehr schönen Stuckdecken, die wahrscheinlich noch aus der Bauzeit des Hauses stammen. Außerdem gehören das komplette gut erhaltene Treppenhaus und die alten Wohnungstüren dazu. Natürlich auch die repräsentative Eingangstür zur Voigtei 48, die aufgearbeitet wurde.
16 Häuser voll saniert
Bis heute erwarb der Halberstädter nach eigenen Angaben bislang 19 meist hoffnungslose Häuser in seiner Heimatstadt, von denen 16 voll saniert und vermietet sind. Insgesamt schuf er in diesen Gebäuden 122 Wohnungen.
„Begonnen hat alles mit dem Kauf des Lichtengrabens 6“, erinnert sich Thomas Oppermann. Nachbarhäuser im Lichtengraben folgten und dann andere für das Stadtbild Halberstadts wichtige Gebäude.
So unter anderem am Domplatz/Katzenplan, das Westendorf 54/55, die Bakenstraße 28 sowie die Gröperstraße 28. Eigentlich wollte Thomas Oppermann schon längst einen Schlussstrich unter das Haus-Rettungsprojekt ziehen. Doch der Halberstädter kann es nicht lassen. Hat ein Gebäude erst sein Herz erobert und steht es zum Verkauf, dann ist es schon um ihn geschehen.