Morgen startet die Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen Frauen erobern den Fußballhimmel
Bisher haben sich die Deutschen weniger für Frauenfußball interessiert. Doch das wird sich nach der WM ändern, sind sich die Kickerinnen von Eintracht Osterwieck sicher. Denn Fußball ist Fußball, egal welches Geschlecht ihn spielt.
Osterwieck. Wenn morgen im Berliner Olympiastadion die große Eröffnungsfeier der Frauen-WM steigt und die deutsche Nationalmannschaft gegen Kanada antritt, werden sie mitfiebern - die Mädels von Eintracht Osterwieck. Einige von ihnen werden sich sogar selbst Spiele im Stadion anschauen und das deutsche Team anfeuern. Dass Frauenfußball von vielen Menschen eher am Rand wahrgenommen wird, das können die Osterwieckerinnen nicht verstehen. Schließlich sind die Spiele doch genauso spannend, meinen sie.
Das Damen-Team der Eintracht Osterwieck spielt Kleinfeldfußball in der Harzliga. Vor fünf Jahren hat sich die Mannschaft in der lokalen Vereinssportkultur etabliert. Zurzeit zählt sie 16 Mitglieder. Sie alle sind auf unterschiedliche Weise zum Fußball gekommen, aber dennoch verbindet sie alle eins: die Leidenschaft für diesen Sport.
"Männer sind genauso zickig wie Frauen"
Mannschaftskapitänin Simone Lukas spielt schon seit 16 Jahren Fußball und ist seit Gründung des Teams dabei. Heike Weiß hat sich von ihrer Schwester Daniela anstecken lassen, die seit 1999 aktiv spielt. Andrea Schrader war ursprünglich begeisterte Basketballspielerin. Als sich ihr Team auflöste, wollte sie unbedingt mit dem Mannschaftssport weitermachen und hat sich für Fußball entschieden. Nadja Kucharzeck stand bisher nur als Zuschauerin am Rand, hat sich aber von fußballspielenden Freundinnen anstecken lassen. "Gruppenzwang", wie sie augenzwinkernd verrät. So ähnlich war es auch bei Carolin Brudz.
Anne Bräunel (16) und Dorothea Braunsberger (17) sind die Jüngsten im Team, haben vorher bei den Jungs gespielt und sind später zu den Damen gewechselt. Dass aber auch eine Weltmeisterschaft für Fußball begeistern kann, beweist Isabel Haarnagel. Die 24-Jährige hatte vorher nichts mit dem Sport am Hut, doch Klinsis Jungs schafften es, sie 2006 zur Teilnahme am Vereinssport zu bewegen.
Einige der Mädels sind schon Mütter und haben während der Elternzeit kurzzeitig mit dem Sport ausgesetzt. "Aber man merkt dann erst richtig, wie einem der Fußball fehlt", erzählt Nancy Anker aus Erfahrung.
Dass sie oft mit Vorurteilen kämpfen müssen, wenn die Leute erfahren, welchen Sport sie betreiben, daran haben sich die Mädels von Eintracht Osterwieck schon gewöhnt. Meistens reagieren gerade die negativ, die vorher noch nie Frauen spielen gesehen haben, sind sie sich einig. Oft fällt der Begriff "Zeitlupenfußball", aber die Nationalmannschaft spielt ja auch langsamer, kontern sie gleich. Sowieso würden Frauenspiele anders aussehen, weil Männer athletischer sind.
Dennoch überwiegen die positiven Reaktionen. Der männliche Zuschaueranteil bei den Spielen ist deutlich größer, haben die Kickerinnen festgestellt. "Viele Männer finden es super, wenn Frauen wissen, was Abseits ist", weiß Gina Wagenführ. "Der Respekt ist da. Besonders die Schiedsrichter verhalten sich anders, wenn eine Frau auf den Platz kommt."
Unterschiede in der Spielweise zwischen den Geschlechtern gibt es natürlich. "Frauen spielen fairer. Sie überlegen einfach mehr", resümiert Carolin Brudz. Und sie würden oft viel mehr Tore schießen. "Der ¿Härtefaktor\' ist geringer", stellt Gina Wagenführ fest. "Männer grätschen schon eher mal oder treten von hinten zu." Die Mannschaftskapitänin fügt noch hinzu: "Ich höre oft von anderen Trainern, dass Männer genauso zickig sind wie Frauen."
"Frauen schießen oft mehr Tore als Männer"
Trainer Christian Orban arbeitet gern mit den Mädels zusammen. Seit vier Jahren hat er sie unter seiner Obhut und fühlt sich mit der Aufgabe richtig wohl. "Die Mädchen sind sehr selbständig", so Orban, der sonst die Osterwiecker Jugendmannschaft trainiert. "Sie sind so ehrgeizig. Man merkt, dass sie das wirklich wollen." Reibereien untereinander kommen schon mal vor, werden aber schnell im Team gelöst.
Die Fußballerinnen freuen sich schon riesig auf die Frauenweltmeisterschaft. Gina beispielsweise wird morgen extra nach Berlin zum Auftaktspiel fahren. Die Familie von Dorothea hat sich bereits mit Tickets eingedeckt und wird in Wolfsburg auf der Tribüne sitzen. Und das komplette Osterwiecker Frauen-Team ist sich sicher: Deutschland wird Weltmeister! Das denkt auch ihr Trainer. "Die Deutschen sind meine Favoriten. Spieltechnisch ist die Mannschaft richtig gut", so Christian Orban, der aber auch die Brasilianerinnen nicht unterschätzt. Und weil nun alle im WM-Fieber sind, konnten sie auch andere anstecken und veranlassen, dass die Spiele ab dem Viertelfinale in der Osterwiecker Scheune übertragen werden.
Auch wenn Frauenfußball nicht so populär ist, sind sich die Spielerinnen vom Eintracht Osterwieck sicher, dass sich das nach dieser WM ändern wird. Vielleicht werden sich dann mehr Fans die Spiele der Frauen-Bundesliga ansehen.