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Werbeaktion Gesucht: Das Gesicht Halberstadts

Um 12 Uhr soll am 2. September enthüllt werden, wie sich Halberstadt künftig vermarktet. Verbunden damit ist die Suche nach Halberstädter Gesichtern.

Von Sabine Scholz 01.09.2023, 09:20
Kleine Aufmerksamkeiten wie diese Süßigkeiten sollen seit dem Sommerempfang der Stadt Halberstadt neugierig machen auf den neuen Werbeauftritt der Stadt.
Kleine Aufmerksamkeiten wie diese Süßigkeiten sollen seit dem Sommerempfang der Stadt Halberstadt neugierig machen auf den neuen Werbeauftritt der Stadt. Foto: Sabine Scholz

Halberstadt - Jetzt sei ein guter Zeitpunkt, sagt Nancy Wesemeier. Die Chefin des Stadtmarketings Halberstadt freut sich sichtlich, dass die Ergebnisse eines mehr als zweijährigen Prozesses nun endlich der Öffentlichkeit präsentiert werden können. Und das an einem markanten Ort – der Rathausfassade.

„Wir werden am Samstag im Rahmen des Passagenjubiläums ein großes Banner vom Rathausbalkon enthüllen, das unser neues Logo tragen wird“, kündigt Wesemeier an. „Und wir sind an diesem Tag mit einem Stand auf dem Fischmarkt dabei und hoffen, dass viele Halberstädter mitmachen.“

Widerspruch in Wahrnehmung und Wunschbild

Denn die neue Stadtmarke soll mehr sein als ein Logo, das auf Werbeplakaten, Bannern oder der Internetseite der Stadtverwaltung prangt. Wobei es dort schon zu sehen ist, das große H mit dem Dach zwischen den Senkrechten. H wie Halberstadt, an Kirchtürme erinnernd, mit schutzbietendem Dach. Mancher verbindet mit dem Spitzdach vielleicht ebenfalls Kirchen oder historische Bauten, von denen es zum Glück noch so einige gibt in der mehr als 1200 Jahre alten Stadt.

Alt – das sei ein Attribut, mit dem viele derer, die an den Befragungen vor mehr als zwei Jahren mitgewirkt haben, Halberstadt assoziieren. Online, bei Straßenbefragungen, bei Interviews mit Vertretern aus Wirtschaft, Politik, Kultur, Sozialem und Sport wurde ermittelt, wie die Halberstädter ihre Stadt aktuell sehen und wie sie in Zukunft sein sollte. Es ergab sich eine große Dissonanz bei der Umfrage, die auf Bilder gestützt erfolgte. Der Ist-Zustand war von der Mehrheit der Befragten mit einer Schildkröte und dem Gesicht eines alten Mannes verbunden worden, die Zukunft mit einem galoppierenden Pferd und einer lachenden jungen Frau.

Dieser Widerspruch sei eine große Chance, sagt Wesemeier, weil er zeige, dass sich die Halberstädter eine weltoffene, jüngere, modernere Stadt wünschten, die Kultur biete, familienfreundlich sei und zukunftsorientiert. Ein interessantes Ergebnis der Befragung sei auch, dass das Image Halberstadts gar nicht so schlecht sei, wie viele Halberstädter denken. „Die Stadt wird unterschätzt und das von ihren Bewohnern. Vor allem da wollen wir in den nächsten Monaten ansetzen“, sagt Nancy Wesemeier, „denn nur, wenn man selbst stolz ist auf seine Stadt, kann man das überzeugend nach außen tragen. Wir müssen unsere Stärken stärken und unsere Schwächen schwächen. Das geht aber nur, wenn wir wegkommen von unserem negativen Selbstbild.“

Neues Logo und neuer Slogan

Natürlich gebe es Dinge, die kritikwürdig sind und nicht gut laufen. Daran müsse man arbeiten, aber das sollte nicht allein bestimmen, wie man Halberstadt sieht. Es gebe eben auch ganz viel Positives, einen großen Gemeinsinn in der Stadt, viele engagierte und kreative Menschen.

Zu spüren gewesen sei das schon bei der auf drei Jahre angelegten Schatzjahre-Kampagne, als viele verschiedenen Jubiläen gefeiert wurden und man das auch selbstbewusst nach außen trug.

Mit der neuen Stadtmarke wolle man nach innen und außen zeigen, dass Halberstadt eine lebendige, lebenswerte und dynamische Stadt sei. Im Ergebnis des rund 100.000 Euro teuren, auf drei Jahre angelegten Entwicklungsprozesses, steht neben einem neuen Logo, das aufgrund seiner klaren und schichten Form einen hohen Wiedererkennungswert habe, auch eine Werbestrategie, die alle Einrichtungen der Stadt für sich nutzen sollen. Im Werbe-Vokabular „Claim-Systematik“ genannt.

Bürger sind für weitere Umsetzung wichtig

Wie diese Systematik aussieht, war beim Sommerempfang der Stadt im Juni erkennbar. Es ist das Wort „ganz“, mit dem hier gespielt werden kann und soll. „Natürlich wissen wir, dass das auch negativ zu benutzen ist, aber für uns steht es im Sinne von vollständig, alles, perfekt, vollkommen, selbstbewusst“, so Wesemeier. „Es gab positives Echo, als wir das mit den Tochtergesellschaften der Stadt besprochen haben.“ Von „ganz mobil“ für den Stadtverkehr über „ganz wohnlich“ für die HaWoGe bis „ganz historisch“ für das Städtische Museen seien viele spontane Ideen entstanden. „Unsere Touristiker können damit ebenfalls gut umgehen, sowohl in der textlichen Fassung als auch in dem entwickelten H als Wasserzeichen auf den großen Werbefotos.“

Die Stadtbereiche können aus einem vorgegebenen Farbfächer wählen. „Wir behalten das Halberstadt-Rot, aber es wird etwas dunkler“, sagt Wesemeier. Auf Werbebannern soll das Buchstabenlogo mit Bildern „gefüllt“ werden.

Mitmachen gefragt

„Wir sind deshalb auf der Suche nach dem Gesicht Halberstadts. Dann kann eine einzelne Person sein, oder mehrere – je nachdem, wie viele Halberstädter sich bereit finden, als Gesicht der Stadt abgelichtet zu werden.“

Dazu kann man sich am Samstag, 2. September, von 11 bis 17 Uhr am Stadt-Stand auf dem Fischmarkt melden. Die Fotos für die Werbeplakate werden dann im Herbst professionell gemacht, weshalb sich Interessenten bis Ende September bei der Verwaltung melden können, um für Halberstadt Gesicht zu zeigen.

Außerdem wird es am Infostand eine Pinnwand geben, an der die Halberstädter Zettel befestigen können. Sie ergänzen so den Satz: „Mein Halberstadt ist ganz ......“ Und wer weiß, vielleicht gibt es da ja die Ideen, die sich später auf Werbeträgern wiederfinden. Außerdem können eigene Anstecker-Motive gemalt werden, die vor Ort gedruckt werden.

Für die Umstellung der Stadtwerbung brauche es Offenheit, sagt Nancy Wesemeier, die natürlich auch schon kritische Bemerkungen bekommen hat. Aber: „Auch das ist wichtig, weil es zeigt, dass sich die Menschen mit ihrer Stadt auseinandersetzen.“