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Berufsausbildung in der Region im Fokus: Schüler und Arbeitgeber im sportlichen Wettstreit "Gesunden Ehrgeiz braucht man später auch"

Von Mario Heinicke 13.03.2012, 04:13

Es war schon eine außergewöhnlich Idee, das sportliche Aufeinandertreffen von Schülern, Ausbildungsbetrieben und Arbeitsagentur in Osterwieck unter dem Motto "Spiel gegen deinen zukünftigen Chef". Die Veranstaltung wurde als erfolgreich eingeschätzt.

Osterwieck l Die Schüler aus den zehnten bis zwölften Klassen des Osterwiecker Fallstein-Gymnasiums spielten vergangene Woche alles andere als zurückhaltend gegen ihre potenziellen künftigen Chefs. Christian Bergmann, Personalchef im Osterwiecker Elektromaschinenbaubetrieb Ramme, fand das in Ordnung. "Einen gesunden Ehrgeiz braucht man später im Berufsleben auch."

Sechs Mannschaften standen auf dem Osterwiecker Sporthallenparkett, um sich im Fußball, Basketballkorbwerfen, Torwandschießen und einem Wissensquiz zu messen. Gegen die drei Schülermannschaften traten drei Teams - die Arbeitgeber von Osterwieck und Halberstadt sowie die Halberstädter Agentur für Arbeit - an.

Axel Saft vom Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur zeigte sich erfreut, dass letztendlich 13 Firmen an der Veranstaltung beteiligt waren. Saft hatte selbst Firmenchefs daraufhin angesprochen. "Es gab keine Ablehnung."

"Uns war die Teilnahme wichtig", bestätigte Tobias Steinke vom Halberstädter Steinke Orthopädie-Center. Das Unternehmen, das immerhin 100 Mitarbeiter beschäftigt und um die zehn Lehrlinge ausbildet, nutzte außerdem die Möglichkeit, in der Sporthalle mit einem Stand zu werben. "Der Fachkräftemangel fängt bei uns jetzt auch an", stellte Tobias Steinke fest. "Wir möchten mit unserer Ausbildung Schülern eine Heimat geben, damit sie in der Region bleiben." Deshalb fördere man auch eine mögliche spätere Meisterschule.

Die Unternehmen nutzten somit die Chance, sich einmal auf andere Weise als attraktive Ausbildungsbetriebe der Region bei den Schülern zu präsentieren, um so rechtzeitig ihren eigenen Nachwuchs an Fachkräften und Akademikern zu rekrutieren.

Neben den Firmen bauten ebenfalls die Hochschule Harz und die Agentur für Arbeit Informationsstände zum Thema Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten auf. "Ziel dieses Aktionstages war es, den Jugendlichen einmal die Möglichkeit zu geben, sich spielerisch mit dem Thema Berufswahl und den eigenen Zukunftschancen in der Region auseinanderzusetzen", erklärte Daniel König, Sprecher der Arbeitsagentur. "Deshalb waren Berufsberater mit vor Ort. Sie boten den Jugendlichen Informationen zu verschiedenen Berufen und gaben ihnen nützliche Tipps und Hinweise zur Berufswahl und Bewerbung mit auf den Weg."

Das kam bei den Schülern gut an. "Ich finde es gut, dass die Agentur für Arbeit mitgewirkt hat", sagte zum Beispiel Phillip Schulze aus der elften Klasse. "Solch eine Veranstaltung sollte man fortsetzen."

Für Christian Bergmann ist der Kontakt zum Fallstein-Gymnasium nichts Neues. Ramme ist ein Partnerbetrieb dieser Schule. "Die meisten Schüler haben wir schon bei uns im Betrieb gesehen." Sei es im Wirtschaftsunterricht, im Praktikum, bei der Ferienarbeit oder beim Probearbeiten. Fünf Lehrlinge werden bei Ramme im Sommer eine Ausbildung beginnen, momentan gibt es zehn Ausbildungsstellen und einen dualen Studienplatz. "Wir sind jetzt 80 Mitarbeiter mit einem Altersdurchschnitt von 50 Jahren", sagte der Personalchef. "In fünf Jahren fehlt ein Großteil der Mitarbeiter." Und mit dem Problem steht Ramme im demografischen Wandel nicht allein da.

Als weitere Kooperationspartner der Ausbildungskampagne "Mein Talent. Meine Zukunft. Mein Heimspiel." unterstützten Detlef Rutzen, Präsident des Kreisfachverbandes Fußball Harz, und Andreas Petersen, Trainer des VfB Germania Halberstadt, dieses außergewöhnliche Sportereignis. Sie überreichten den Schülermannschaften Fußbälle und der elften Klasse ein signiertes T-Shirt von Bundesligaprofi Nils Petersen (Bayern München). Für Rutzen sitzen Firmen und Vereine in einem Boot, wenn es um den Nachwuchs geht. "Diese Veranstaltung ist ein wichtiger Schritt, Leute in der Region zu halten", sagte Rutzen.

Rein sportlich hatten übrigens die Halberstädter vor den Osterwieckern Arbeitgebern die Nase vorn. Als beste Schülermannschaft wurde die elfte Klasse Dritter. Das Startgeld der Firmen von 50 Euro je Mitspieler wurde an die bestens Teams vergeben. Die Arbeitgebermannschaften reichten jedoch ihre insgesamt 600 Euro an den Schulförderverein weiter. 100 Euro bekam die elfte Klasse für ihre Klassenkasse. Darüber hinaus stiftete Osterwiecks Bürgermeisterin Ingeborg Wagenführ einen Pokal.