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Projekt für die Ausbildung von Schülern als Schulbusbegleiter könnte im nächsten Schuljahr im Landkreis starten Gleichaltrige besser akzeptiert als Erwachsene

Von Marita Bullmann 03.08.2011, 06:27

Im nächsten Schuljahr soll ein Pilotprojekt für die Ausbildung und den Einsatz von Schulbusbegleitern im Landkreis Börde gestartet werden. Ausgebildet werden Schüler, die sich in Schulbussen um Ordnung und Sicherheit kümmern. In fünf Kreisen Sachsen-Anhalts gibt es bereits Schulbusbegleiter.

Haldensleben. Viviane Klöppel ist Fahrschülerin. Eine Dreiviertelstunde braucht die 15-Jährige jeden Tag bis zu ihrer Sekundarschule in Zeitz. Das Mädchen, das in wenigen Wochen mit der 10. Klasse beginnt, ist ausgebildete Schulbusbegleiterin. Von ihren Erfahrungen erzählte sie am Montag Gabriele Brakebusch und Ralf Geisthardt in Haldensleben. Beide sind sowohl CDU-Landtagsabgeordnete als auch Mitglieder des Kreistags im Landkreis Börde und hörten ihr und dem Projektleiter Karsten Bucksch sehr interessiert zu.

Viviane ist eine von inzwischen rund 300 Schülerinnen und Schülern, die bereits eine Ausbildung zu Schulbusbegleitern absolviert haben, erläuterte Karsten Bucksch. Der Vorsitzende des Landeselternrats ist Projektleiter für das Vorhaben "Sicher mit dem Bus zur Schule", das seit dem Schuljahr 2009/2010 läuft.

Ausgangspunkt für das Projekt war ein Test des ADAC für Schulbuslinien im Jahr 2009. Die Linie Naumburg - Droyßig wurde dabei nur mit "mangelhaft" bewertet. Das gab den Ausschlag, dass sich der Landeselternrat der Sache annahm. Karsten Bucksch ist seit vier Jahren Vorsitzender des Landeselternrates.

Träger ist der Verein "Koordinierungsstelle für Kinder, Eltern und Großeltern", ein Förderverein mit Sitz in Naumburg, der auch andere Projekte unterstützt. Dank der finanziellen Zuschüsse von Lotto Toto konnte das Vorhaben 2009/2010 im Burgenlandkreis begonnen werden. Inzwischen haben auch Schüler im Salzlandkreis, in Anhalt-Bitterfeld, in Mansfeld-Südharz und im Altmarkkreis Salzwedel die 24 Stunden Ausbildung zum Schulbusbegleiter absolviert und sind seitdem im Einsatz.

"Wir haben festgestellt, dass Gleichaltrige viel besser als Erwachsene von ihren Mitschülern akzeptiert werden", sagt Karsten Bucksch. Er legt auch Wert darauf, dass die Projekte in der Regel an Standorten durchgeführt werden, wo es Förderschule, Sekundarschule und Gymnasium gibt. Die Schüler fahren gemeinsam im Bus, haben aber sonst nichts miteinander zu tun, wollen das oft auch gar nicht, meint der Naumburger. Das Projekt fördere auch das gegenseitige Kennenlernen und Akzeptieren. Für die Ausbildung als Schulbusbegleiter wirbt Bucksch jeweils in den Klassen 7 bis 9 der Förderschulen, 7 bis 10 der Sekundarschulen und 7 bis 12 der Gymnasien. Wenigstens zwei Schulbusbegleiter sollten auf jeder Linie im Einsatz sein, versichert er. Die Ausbildung umfasst verschiedene Bereiche. Die Polizei gibt aus ihrer Sicht Hinweise, Vertreter der Verkehrsunternehmen schließen sich an. Teilweise erfolgt die Vorbereitung auch mit Übungen direkt in einem Bus. Eine Erste-Hilfe-Ausbildung wird organisiert. Und Gewaltpräventionstraining wird absolviert. In der praktischen Ausbildung geht es um Teamfindung und Teamarbeit. Es gibt Rollenspiele und Präventionstraining, Situationsdarstellung und Auswertung.

Soziale Kompetenzen werden bei diesem Vorhaben gestärkt, bekräftigt Karsten Bucksch. Das wirke teilweise sogar über die Schulbusbegleitung hinaus bis in die Schule hinein. Die Schüler werden akzeptiert. "Wir haben gelernt, wie man mit Problemen umgehen muss", versichert Viviane Klöppel. Sie wissen jetzt, wann und wie sie einschreiten müssen. Inzwischen sei es ganz normal, dass die kleinen auch neben den großen Schülern Platz nehmen, dass sie keine Angst haben. Und auch der Vandalismus sei zurückgegangen. Die Busfahrer können sich ganz auf den Straßenverkehr konzentrieren und müssen nicht immer nach hinten in den Bus sehen. Das alles hören Ralf Geisthardt und Gabriele Brakebusch sowie Hans Walker, der CDU-Kandidat für das Landratsamt, mit großem In-teresse. Sie werden sich im Kreistag dafür einsetzen, dass dieses Projekt gestartet wird, versichern die beiden Abgeordneten. Die 700 Euro Eigenbeteiligung, die der Landkreis für das Pilotprojekt aufbringen muss, werden kein Thema sein.

Vor ein paar Jahren habe es bereits Bemühungen gegeben, Arbeitslose für ein Schulbusbegleitprojekt einzusetzen, erinnerte Gabriele Brakebusch. Darauf verwies auch Kreis-Schulamtsleiter Heinrich Schulze, bei dem die Volksstimme gestern nachfragte. Das Projekt mit Arbeitslosen sei letztlich am Arbeitsamt gescheitert. Umso interessierter sei er an dem Projekt mit Schülern als Schulbusbegleiter. Im September gibt es dazu einen Beratungstermin mit Karsten Bucksch. Wenn das Projekt rechtlich abgesichert sei, werde es keine Probleme geben, es umzusetzen, versicherte Heinrich Schulze.