Jubiläum Halberstadt hat Grund zu Feiern
Seit 20 Jahren hat Halberstadt wieder ein Zentrum. Das Jubiläum ist Anlass für ein Fest und um in Erinnerungen zu schwelgen.
Halberstadt l Kirmesstimmung und ein prall gefüllter Veranstaltungsplan: Das Jubiläum der Rathauspassagen ist drei Tage lang ausgiebig gefeiert worden. Seit genau 20 Jahren sind die Passagen nun Treffpunkt und Flaniermeile. Aber sie sind „viel mehr als nur ein Einkauf-Center“, betont Center-Manager Enrico Burau. „Dank der Wiederbebauung hat Halberstadt wieder ein Gesicht, eine Seele bekommen. Sie war ein Anlass, der die Menschen verändert hat.“
Denn was angesichts der Fülle an Geschäften und Institutionen, der vielen Menschen, die über Fisch- und Holzmarkt schlendern – rund 5000 waren es allein am Samstagabend, heute kaum noch vorstellbar ist: Das Zentrum der Stadt war 53 Jahre lang eine Brache, Halberstadt eine Stadt ohne Gesicht.
Bei dem verheerenden Bombenangriff am 8. April 1945 fiel das Areal rund um das historische Rathaus in Schutt und Asche. Obwohl es immer wieder Pläne für eine Wiederbebauung gab, passierte in den folgenden Jahrzehnten kaum etwas. Erst nach der politischen Wende wurde der Wunsch vieler Halberstädter erfüllt: Sie bekamen wieder ein Zentrum.
Innerhalb von nur 17 Monaten nach der symbolischen Grundsteinlegung im März 1997 entstanden auf einer rund 14 550 Quadratmeter großen Fläche drei, den historischen Stadtstrukturen angepasste Gebäudekomplexe. Rund 180 Millionen D-Mark wurden damals investiert.
Das Zentrum sei seitdem zu einem Ankerpunkt geworden, „mit einer Strahlkraft in die gesamte Region und darüber hinaus“, so Burau. Zudem konnten dank der Ansiedlung von Geschäften, Firmen und Gastronomie Arbeitsplätze gewonnen werden. Obwohl es immer wieder Veränderungen gab, schwierigere Zeiten, sei Burau stolz auf das Erreichte und die gute Zusammenarbeit innerhalb der Passagen. „20 unserer Mieter sind Mieter der ersten Stunde.“
Eine von ihnen ist Heidemarie Schmidt. „Ich komme jeden Tag gern her“, sagt die 75-Jährige mit einem Lächeln. „Man muss die Arbeit mit Lust und Liebe machen, dann macht Arbeit glücklich.“ Sie ist Inhaberin eines Bekleidungsgeschäfts.
Noch gut könne sie sich an die Zeit der Eröffnung erinnern, an die Aufregung vor dem Neuanfang. „Wir waren vorher auf Wochenmärkten unterwegs, bei Wind und Wetter“, berichtet sie. Beständigkeit und Wetterunabhängigkeit versprach sie sich vom eigenen Geschäft. Doch gerade die ersten zwei Jahre nach der Eröffnung seien mit viel Angst verbunden gewesen. „War der Schritt richtig? Kommen die Kunden, bleiben sie uns treu?“ Sie kamen und halten der Geschäftsfrau bis heute die Treue.
In seiner Ansprache greift Oberbürgermeister Andreas Henke (Die Linke) Heidemarie Schmidts Worte auf. Die Menschen – Kunden, Gewerbetreibende, Ehrenamtler, alle, die anpacken und sich engagieren – bezeichnet er als den größten Schatz Halberstadts, bevor er sich ins Festgetümmel stürzt.
Und alle, die vom Feiern noch nicht genug haben, sind heute erneut in der Passage willkommen. Um 10 Uhr wird die Geburtstagstorte angeschnitten. Denn genau heute, am 3. September, jährt sich die Eröffnung der Einkaufsmeile zum 20. Mal.