Lidl schließt, weil am Standort nichts verändert werden kann
Haldensleben (mb) l Der Lidl-Markt an der Gerikestraße soll in den nächsten Wochen schließen. Kunden, die gern hier einkaufen gingen, wandten sich deshalb an die Volksstimme. Viele hätten sich in eine Unterschriftenliste, mit der der Erhalt des Marktes angestrebt werden soll, eingetragen, sagte eine Kundin am Telefon.
Ursache für die Schließung des Marktes sind Bauvorhaben des Unternehmens, die an diesem Standort aus baurecht-licher Sicht jedoch nicht möglich sind, ergaben Nachfragen der Volksstimme.
Der Markt wurde, so berichtet Stephan Krückel von der Abteilung Presse und Medien der Lidl Stiftung & Co. KG, "im März 2006 in einem ursprünglich als Autoreparaturwerkstatt genutzten Gebäude nach Durchführung baurechtlich möglicher Umbaumaßnahmen eröffnet. Um das Gebäude in einem nutzbaren Zustand zu halten und um das Konzept von Lidl umzusetzen, wären umfangreiche bauliche Maßnahmen notwendig."
Diese Bauarbeiten beziehungsweise ein Neubau am gleichen Standort oder eine Verlagerung des Lidl-Marktes an einen anderen Standort in Haldensleben seien von der Stadtverwaltung nicht unterstützt worden, erklärt der Unternehmenssprecher weiter. "Aus unserer Sicht ist die Schließung des Marktes deshalb unumgänglich. Allen betroffenen Mitarbeiter wurde eine Stelle in einer anderen Filiale angeboten", teilt Stephan Krückel mit.
Der Bebauungsplan "Gewerbegebiet V", der im Bereich der Gerikestraße gilt, in dem die Lidl-Halle steht, schließt ausdrücklich Einzelhandels-betriebe mit innenstadtrelevanten Sortimentsgruppen aus, erklärt Stadt-Pressesprecher Lutz Zimmermann auf Anfrage. Nur Unternehmen, die es bei Inkrafttreten des Bebauungsplan bereits gab, genießen Bestandsschutz.
Halle hat nur im ursprünglichen Zustand Bestandsschutz
Haldensleben bemühe sich, wie andere Städte auch, darum, die Innenstadt als Versorgungszentrum zu stärken und eine Verfestigung des Handels auf der ehemals "grünen Wiese" nicht zuzulassen, erläutert Lutz Zimmermann diese Festlegungen.
Der besagte Bestandsschutz gilt auch für den Lidl-Markt. Die Halle wurde vor 2006 von einem Sonderpostenmarkt genutzt. Als Lidl sich hier ansiedeln wollte, entschied das Bauordnungsamt des Landkreises nach einer Überprüfung, dass keine baugenehmigungspflichtigen Änderungen vorgenommen wurden und das Sortiment gegenüber dem Sonderpostenmarkt "nahezu gleich" geblieben sei. Deshalb bestehe der Bestandsschutz weiter.
Als die Lidl-Gruppe dann jedoch genehmigungspflichtige Um- und Ausbauten plante, habe die Stadt angekündigt, diesem Vorhaben nicht zustimmen zu können, sagt Lutz Zimmermann. Der geltende Bebauungsplan würde dies auch nicht zulassen. Vor diesem Hintergrund scheine nun die beabsichtigte Schließung zu stehen.
Die Stadt Haldensleben wende sich in keiner Weise gegen die Lidl-Gruppe, bekräftigte Zimmermann. Es soll lediglich das seit mehr als 15 Jahren verfolgte und politisch bislang auch von der übergroßen Mehrheit des Stadtrates mit getragene Ziel verfolgt werden, keinen weiteren großflächigen Einzelhandel an Standorten zuzulassen, die der Innenstadt abträglich sind. In mehrfachen Gesprächen und zuletzt 2009 seien der Lidl-Gruppe auch Alternativen für eine Ansiedlung in der Innenstadt aufgezeigt worden, so Zimmermann. Offensichtlich hat es dabei keinen Konsens gegeben.