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Restauratoren malen in Calvörde drei Medaillons nach altem Vorbild auf den neuen Putz Taube, Lamm und Hand symbolisieren an der Decke der Kirche die Dreieinigkeit

Von Anett Roisch 21.03.2012, 04:18

Die groben Arbeiten am Dachstuhl und an der Decke der Calvörder Kirche "Sankt Georg" sind vollendet. Zur etwa 250000 Euro teuren Maßnahme gehört auch eine Rekonstruktionsarbeit von drei Medaillons an der Decke des Gotteshauses.

Calvörde l Die Kirchengemeinde hat für die Bauarbeiten einen Leader-Förderbescheid über knapp 100000 Euro bekommen. Die Gesamtbausumme für die Sanierung der Kirchendecke beträgt etwa 250000 Euro. Lotto-Toto unterstützt das Vorhaben mit 18000 Euro. Den Rest der Bausumme bringt die Kirchengemeinde auf.

"Die Bauarbeiten gehen planmäßig voran", berichtet Andreas Knauf, Pfarrer im Ruhestand. Statt Hämmern und Sägen, dringt leise klassische Musik durch das Gotteshaus. Dietmar Fröhlich aus Magdeburg und Eckhard Lemke aus Schönebeck, zwei freiberufliche Restauratoren, bringen die Deckenbemalung nach altem Vorbild wieder auf den neuen Putz und hören dabei Musik. Um in der Höhe arbeiten zu können, nutzen die Maler gleich noch die Rüstung der Tischler, die bis zur Decke reicht. Bei der Kirchenmalarbeit handelt es sich um drei Motive von der Dreieinigkeit.

Auf Pergamentpapier haben die Künstler zuvor die alten Bilder durchgezeichnet und durchgepaust. Die Linien werden mit Nadeln und mit einem Nadelrädchen durchgestochen. Dann wird schwarze Asche von verbrannter Zeitung in einen kleinen Stoffbeutel eingebunden, und damit werden die Linien an der Decke durchgeklopft. Wenn die Maler das Papier wegnehmen, bleibt das gepunktete Linienraster an der Decke zurück. "Das neue Bild gleicht dem alten schon ziemlich genau, bis auf einige Millimeter und einem anderen Duktus", beschreibt Lemke, der eine Kirchenmalerausbildung absolviert hat.

Duktus ist die persönliche Handschrift des Künstlers, zum Beispiel im Farbauftrag oder in der Festigkeit des Pinseldrucks. "Für das Abnehmen - das Durchzeichnen - aller drei Bilder habe ich schon einen ganzen Tag gebraucht. Und dann dauerte das Pausenstechen noch einmal einen Arbeitstag", erklärt Lemke.

Das Besondere an diesen Bildern ist, dass sie dem braunschweigischen Hofmaler Adolf Quensen zugesprochen werden. Lemke erzählt: "Ich habe mir aber Arbeiten von Quensen aus anderen Kirchen angesehen. Da sieht man, dass seine Bilder viel detailreicher sind. Obwohl das Schaf bis ins Detail identisch ist." Lemke vermutet, dass die Bilder schon einmal abgenommen und erneuert wurden. "Sicher hat man sich von seinen Motiven inspirieren lassen. Die Formsprache ist eigentlich aus den 50er Jahren", spekuliert der Kirchenmaler und lobt die guten Arbeitsbedingungen, die er in Calvörde vorfindet.

"Die Arbeit macht Spaß. Wir haben hier die Rüstung, auf der man hin und her laufen kann. Die Kirche ist beheizt. Wir haben auf der neuen Decke einen schönen Untergrund zum Malen", ergänzt Fröhlich. Zu sehen sind Bilder der Dreieinigkeit. "Der heilige Geist wird durch die Taube symbolisiert, das Lamm mit der Siegesfahne steht für Jesus Christus. Die Hand steht für Gott", erklärt Knauf. Parallel zu den Kunstbildern reparieren die Restauratoren das Pfeilerkapitell, das bei den Bauarbeiten gelitten hatte. Diese Säulen bekommen teilweise neue Farbe und eine neue Blattvergoldung.

Kirche soll Ende April oder Anfang Mai eingeweiht werden

"Nachdem die drei Gemälde an der Decke abgenommen und positiv bewertet sind, muss jetzt der Maler noch seine Arbeit erledigen. Die Handwerker sollen die Kirche vom größten Schmutz befreien", blickt Knauf voraus und betont: "Wir hoffen ganz stark, dass wir nach Ostern mit vereinten Kräften die Kirche putzen können." Erst dann kann das Gotteshaus eingeräumt werden. Und der Elektriker wird die restaurierten Lampen anbringen. "Aller Voraussicht nach bekommen wir noch eine neue, witterungsbeständige Eingangstür an der Turmseite. Dann müssen noch neue Läufer, Teppiche und einiges mehr angeschafft werden", sagt der Pfarrer. Er schaut in seinen Kalender und plant: "Ich hoffe, dass wir am Sonntag, dem 29. April oder am Sonntag, dem 6. Mai, die Kirche mit einem festlichen Gottesdienst wieder einweihen können."