Interessengemeinschaft "Alte Wache Hillersleben" will ein Stück Geschichte bewahren Tausende Rotarmisten haben vor der Wache posiert
Die Abrissbagger haben auf dem ehemals militärisch genutzten Gelände bei Hillersleben ganze Arbeit geleistet. Etwa 80 Gebäude wurden bislang abgerissen. Hillersleber wünschen sich aber, dass die Alte Hauptwache stehen bleibt.
Hillersleben l Auf Teilen des Areals der einstigen Heeresversuchsanstalt und späteren sowjetischen Garnison entsteht gegenwärtig ein Solarpark. Deshalb sind mehr als 80 Gebäude geschliffen worden.
"Die Heeresversuchsanstalt und die sowjetische Garnison sind aber Teil der Hillersleber Geschichte. Deshalb sollte wenigstens ein Gebäude erhalten bleiben", macht der Hillersleber Hobbyhistoriker Klaus-Peter Keweloh deutlich. Er plädiert dafür, dass die Alte Hauptwache, die 1934 als eines der ersten Gebäude errichtet worden war, als Denkmal erhalten bleibt. Gemeinsam mit Gleichgesinnten hat er die Interessengemeinschaft "Alte Wache Hillersleben" gegründet. "Wir haben nicht nur Mitstreiter aus Hillersleben und Umgebung, sondern beispielsweise auch aus Magdeburg, Wolfsburg oder Leipzig", berichtet der Hobbyhistoriker. Unterstützung bekommt die Interessengemeinschaft auch von der Gemeinde Westheide. "Wir haben mit der Firma Watt und Wärme, die den Solarpark errichtet, gesprochen und die Zustimmung bekommen, dass die Alte Wache erhalten bleiben kann", so Bürgermeister Hartmut Jahn (CDU). Hinter dem Gebäude plant der Investor ohnehin, eine Streuobstwiese einzurichten. Die soll für Spaziergänger frei zugänglich sein und ist Teil der vorgeschriebenen Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen.
"Viele Rotarmisten haben sich vor der Alten Wache fotografieren lassen und das Bild als Andenken mit in ihre Heimat genommen", weiß Klaus-Peter Keweloh. "Hier hat sich das Leben der einfachen Soldaten abgespielt. Unweit von hier war die Kantine. Da konnte man die Soldaten oft beobachten, wenn sie sich von ihren 15 Mark Monatssold Weißbrot, Kunsthonig und Milch leisteten."
In den Staaten der ehemaligen Sowjetunion ist das Vorhaben der Interessengemeinschaft bereits bekannt. Dafür hat Pawel Shigarov aus Woronesh gesorgt. Er hat einst in Hillersleben gedient und unterhält enge Kontakte zu Klaus-Peter Keweloh. Shigarov betreibt eine Internetseite, die sich mit der Geschichte der Hillersleber Garnison befasst und in Russland zu den am meisten aufgerufenen Seiten gehört.
Roten Sandstein abstrahlen
"Wir müssen zuerst die beiden Torbögen sichern, dann das Dach neu eindecken und wollen später den roten Sandstein, aus dem das Gebäude errichtet wurde, abstrahlen", nennt Detlef Witschel aus Bodendorf erste Arbeitsschritte. Er ist wie Armin Klausnitzer aus Hillersleben an der Handwerkskunst der einstigen Baumeister interessiert.
Schon am kommenden Sonnabend soll ein erster Arbeitseinsatz gestartet werden. "Wir treffen uns um 9 Uhr hier an der Alten Wache", kündigte Klaus-Peter Keweloh an. Zunächst soll das Umfeld des historischen Gebäudes aufgeräumt werden.