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Ameos-Klinikum Geburten nur noch von 7 bis 16 Uhr

Der Kreißsaal im Ameos Klinikum Haldensleben ist nur noch zu bestimmten Zeiten besetzt. Außerdem gibt es nur noch einen Kinderarzt.

Von André Ziegenmeyer 05.03.2016, 00:01

Haldensleben l Wer sein Kind in Haldensleben zur Welt bringen möchte, muss sich künftig an einen engen Zeitplan halten. Seit Monatsbeginn ist der Kreißsaal nur noch von 7 bis 16 Uhr besetzt – und zwar von Montag bis Sonntag. Wie Krankenhausdirektor Andreas Schultz erklärt, habe es eine ähnliche Situation bereits im Dezember gegeben. Damals seien Krankheitsfälle beim Personal der Grund gewesen. Das ist jetzt anders. Es handelt sich auch nicht mehr um eine vorübergehende Situation. Die neue Regelung gilt bis auf Weiteres.

„Wir haben den Kreißsaal bei der Rettungsleitstelle abgemeldet. Auch die niedergelassenen Ärzte sind informiert“, so Andreas Schultz. In diesem Zuge nennt er gleich selbst ein maßgebliches Problem mit den neuen Öffnungszeiten: „Man weiß nie, wie lange eine Geburt dauern wird.“ Aus diesem Grund würden viele Patientinnen verlegt. Die nächste Möglichkeit sei Magdeburg. Eine Beratung und Versorgung von Schwangeren erfolge zwar weiterhin in Haldensleben. Doch auch dabei weise man die Familien gleich auf die veränderte Situation hin.

Ursache ist laut Andreas Schultz ein „massiver Personalengpass“ – und zwar sowohl bei den Ärzten als auch bei den Hebammen. „Wir können aus eigener Kraft keinen 24-Stunden-Betrieb an sieben Tagen in der Woche mehr sicherstellen“, informiert der Krankenhausdirektor. Schon seit Längerem habe man den Betrieb nur noch mit Ärzten auf Honorarbasis gewährleisten können. Selbst das funktioniere nun nicht mehr. „Wir können uns die Leute nicht schnitzen“, sagt der Krankenhausdirektor.

Diese Entwicklung kann weitreichende Folgen haben. Unter anderem für die Neugeborenen-Station. Denn je weniger Babys in Haldensleben zur Welt kommen, desto schwieriger wird es, diese Station wirtschaftlich zu betreiben. Und auch hier sehe es mit dem Personal nicht einfach aus. Wie Andreas Schultz mitteilt, habe man versucht, von anderen Ameos-Standorten Unterstützung zu erhalten. Allerdings gebe es dort ähnliche Probleme. Auf die Frage, ob der Geburtenstation möglicherweise die Schließung droht, antwortet der Krankenhausdirektor: „Ameos hat immer gesagt, die Geburtshilfe soll am Standort bleiben. Es gibt im Moment keine Anwandlung, dass sich das ändert. Aber wir müssen es auch umsetzen können.“

Das ist nicht die letzte schlechte Nachricht. Vor rund einer Woche, war es für Haldensleber Ärzte nicht möglich, Kinder und Jugendliche an das Klinikum zu überweisen. Am Mittwoch, 24. Februar, hatte die stellvertretende Krankenhausdirektorin Uta Ranke gegenüber der Volksstimme erklärt, dass zwei der drei Klinik-Kinderärzte erkrankt seien. Laut ihrer Darstellung sollten ab Montag, 29. Februar, Überweisungen von Kindern und Jugendlichen wieder möglich sein – vorausgesetzt, die beiden Ärzte seien rechtzeitig wieder gesund.

Gestern räumte Andreas Schultz ein, dass es seit dem 1. März generell nur noch einen Kinderarzt gebe. Auf die Frage, welche Folgen das auf die medizinische Betreuung habe, antwortete er ausweichend. Wenn ein Kind chirurgisch behandelt werden müsse, sei das natürlich auch weiterhin möglich. Gleiches gelte für Jugendliche mit HNO-Erkrankungen.

Fraglich bleibt jedoch, wie intensiv sich ein einziger speziell ausgebildeter Kinderarzt um die jungen Patienten kümmern kann. Vor diesem Hintergrund verwies Andreas Schultz auf die Kinderarzt-Praxis auf dem Süplinger Berg. Ameos hatte diese zum 1. Februar übernommen. Sie ist allerdings kein Bestandteil des Klinikums. „Aber das hindert uns nicht daran, ein Konzept zu erstellen, um die Versorgung zu optimieren“, so Andreas Schultz. Auf die Frage, wann ein solches Konzept greifen könnte, wollte er allerdings „keinen Zeithorizont nennen“.

Im vergangenen Herbst hatte sich das alles noch ganz anders angehört. Damals gab das Ameos Klinikum auf Nachfrage bekannt, dass die ehemalige Kinderstation nicht mehr existierte. Stattdessen würden Kinder und Jugendliche interdisziplinär in den jeweiligen Fachbereichen behandelt. Damals hatte Andreas Schultz erklärt, dass sich die Qualität der medizinischen Versorgung durch die Veränderungen sogar erhöhe. „Hier am Standort werden Kinder weiter behandelt. Es gibt unsererseits keine Pläne, diese Betreuung zu reduzieren oder zu beenden“, bekräftigte Uta Ranke.

Zahlreiche Leser meldeten sich dennoch bei der Volksstimme, um ihren Sorgen Luft zu machen. Bürgermeisterin Regina Blenkle und die Fraktionen des Haldensleber Stadtrates äußerten in einer öffentlichen Stellungnahme ihr Unverständnis hinsichtlich der Veränderungen. Die CDU-Stadträtin Marlis Schünemann sowie Holger Dragon von der Piratenpartei sammelten darüber hinaus jeweils Unterschriften.

Unter anderem wies Marlis Schünemann darauf hin, dass das Ameos Krankenhaus Haldensleben der einzige Standort im Landkreis Börde sei, an dem noch eine Klinik für Kinder- und Jugendmedizin existiere. „Viele Eltern fürchten, dass mit der Umstrukturierung bei Ameos auf lange Sicht auch die Frauenstation und der Bestand der Entbindungsstation gefährdet seien“, sagte sie.

Da es sich beim Haldensleber Klinikum um das ehemalige Kreiskrankenhaus handelt, beschäftigte sich auch der Landkreis Börde mit dem Thema – und zwar im Rahmen seines „Arbeitskreises Krankenhaus“. „Gemäß dem Trägerwechselvertrag vom 15. Dezember 2006, in dessen Verpflichtungen das Ameos Klinikum eingetreten ist, bedürfen wesentliche Änderungen der Nutzung oder des Leistungsangebotes, insbesondere wesentliche Änderungen des medizinischen Konzepts, der Zustimmung des Landkreises“, erklärte damals Iris Herzig, Fachbereichskoordinatorin für Soziales und Verbraucherschutz beim Landkreis. Vertreter von Ameos hätten den Mitgliedern des Arbeitskreises versichert, dass die pädiatrische Versorgung in Haldensleben weiter gewährleistet sei.

Angesichts der neuen Entwicklungen stellt sich jedoch die Frage, wie lange das noch der Fall sein wird. Um die Krankenhausversorgung in Haldensleben zu thematisieren, gibt es am Montag, 7. Februar, eine Podiumsdiskussion (Details siehe Info-Kasten).