Ehrung Hundisburger erhält Verdienstkreuz
Mit dem Verdienstkreuz am Bande ist am Dienstag der Haldensleber Museumsleiter Ulrich Hauer geehrt worden.
Haldensleben/Magdeburg l Vielen Bürgern der Region ist Ulrich Hauer nicht nur ein Begriff, vielmehr ist er ihnen als eine Instanz auf dem Gebiet des geschichtlichen Wissens bekannt. Kaum ein anderer hat sich so um die Kulturlandschaft des Kreises verdient gemacht wie er.
Seine Verdienste reichen von der Rettung der barocken Schloss- und Parkanlage Hundisburg über die Erhaltung der historischen Ziegelei in Hundisburg sowie deren Betrieb als Industriedenkmal bis hin zum großen Einsatz für die Kulturlandschaft der Börde. Haseloff hob bei seiner Laudatio besonders hervor, dass Hauer die Kultur seiner Heimat bereichert und historische Zeugnisse vor dem Verfall gerettet habe.
„Für diesen umfassenden Einsatz für das Gemeinwohl und das kulturelle Erbe Sachsen-Anhalts danke ich Ihnen herzlich“, sagte Ministerpräsident Reiner Haseloff und fügte an: „Es ist in meinen Augen die Pflicht der Kommunen und jeder öffentlichen Ordnung, dieses Engagement zu ermöglichen und mit Nachdruck zu unterstützen.“ „Das Gemeinwesen braucht Menschen wie Sie“, so Reiner Haseloff weiter.
Auch Börde-Landrat Hans Walker gratulierte und lobte das Engagement Hauers: „Sie haben sich über einen sehr langen Zeitraum nachhaltig für die Umsetzung des Gesamtkonzeptes zur Bewahrung heimatkundlicher und geschichtlicher Entwicklungen in Haldensleben und im weiteren Umfeld der Kreisstadt des Landkreises Börde engagiert. Ich gratuliere Ihnen zur Verleihung dieser hohen staatlichen Auszeichnung recht herzlich und verknüpfe damit meinen persönlichen Dank an Ihren Beitrag für die Gesellschaft.“
Sein Interesse für Geschichte wurde bei Ulrich Hauer bereits früh geweckt. Als er seine Lehre zum Elektromonteur begann, welche ihm als Berufsschüler Einblicke in das Althaldensleber Kloster gewährte, entdeckte der heute 63-Jährige erstmals sein Faible für Geschichte. Wenige Jahre später, 1977, wurde Hauer dann endgültig infiziert, als er zum technischen Assistenten im Kreismuseum Haldensleben wurde. Dem folgte ein Fachstudium als Restaurator für archäologische Ausgrabungen.
Mit dem Fall der innerdeutschen Grenze im Jahr 1989 schnupperte der Museumsdirektor kommunalpolitische Luft, wurde stellvertretender Bürgermeister von Hundisburg. Darüber hinaus arbeitete er in der unteren Denkmalschutzbehörde.
Zwei Jahre später wurde der Arbeitskreis Schloss Hundisburg gegründet, zu dessen Gründungsvätern Ulrich Hauer zählt. Unter seiner maßgeblichen Federführung entwickelte der Arbeitskreis ein langfristiges Entwicklungskonzept für das Schloss, den Landschaftspark und den Barockgarten, das nach und nach realisiert wurde und wird. Seinem persönlichen Engagement und Ideenreichtum ist es maßgeblich mit zu verdanken, dass die Schlosssanierung, für Besucher und Gäste von außen und innen gut sichtbar, sprunghaft vorangekommen ist, lobte Landrat Walker.
Aus dem Arbeitskreis ist der heutige Verein „Kultur-Landschaft Haldensleben-Hundisburg“ entstanden, den Ulrich Hauer bis zum vergangenen Jahr als Vorsitzender leitete.
Ulrich Hauer ist ebenso Mitinitiator, Mitbegründer und erster Vorsitzender des Fördervereins für die Nachnutzung und Umstrukturierung der ehemaligen produzierenden Ziegelei Hundisburg zum heutigen Technischen Denkmal Ziegelei Hundisburg.
Beruflich führte es den Hundisburger wieder zurück an seine alte und aktuelle Wirkungsstätte, das Haldensleber Museum, das er seit nunmehr 21 Jahren leitet. Seine Ergebnisse zur regionalgeschichtlichen Forschung finden sich in einer Schriftenreihe des Museums wieder. Auch zahlreiche thematische Bücher entspringen der Feder Ulrich Hauers. Sein umfangreiches geschichtliches Wissen zur Region ist beeindruckend.
Noch bis März 2017 ist Ulrich Hauer Museumsleiter. Wie es danach für das Museum weiter geht, weiß der 63-Jährige bisher nicht. „Es gibt derzeit keine Anzeichen für einen Nachfolger“, sagte Hauer.
Ulrich Hauer sorgt sich um die Zukunft der Kultur. Sah er sich vom damaligen Landrat Thomas Webel und Bürgermeister Norbert Eichler noch verstanden und unterstützt, ist dies aus seiner Sicht heute nicht mehr der Fall. „Ich habe einfach das Gefühl, dass die Kultur als Erstes stirbt, wenn das Geld knapp wird“, sagte Hauer. So hofft der Museumsleiter auf ein Bekenntnis seitens des Landkreis und der Stadt, dass es für das „Ecomusée Haldensleben-Hundisburg“, zu dem unter anderem das Museum Haldensleben, das Schulmuseum Hundisburg und der Bülstringer Torturm gehören, gewohnt und mit unveränderter Personaldecke weiter geht.
Über die Auszeichnung zeigte sich Ulrich Hauer überrascht. „Es ehrt mich schon“, gab er zu. Doch er zeigte sich bescheiden. „Ich mache meine Arbeit gern, nicht einer Auszeichnung wegen.“
Bevor Ulrich Hauer sich wieder in eine seiner vielen Aufgaben stürzte, sagte er noch verschmitzt: „Die Lebenserwartung nach der Verdienstkreuzverleihung ist erfahrungsgemäß ja nicht mehr besonders hoch. Ich bin erschrocken, wie alt ich schon bin“.