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Naturschutz im Landkreis Börde Ranger im Einsatz: Kontrolle im Drömling

Was macht die Arbeit im Unesco-Biosphärenreservat so bedeutend. Ranger erzählen am am Welt-Ranger-Tag über Begegnungen mit dem Seeadler. Welche Veranstaltungen sind geplant?

Von Anett Roisch 23.07.2024, 10:00
Ohne Ranger läuft nichts. Die Aufgaben von Ralf Bertram (v.l.), Chris Bösche, Ulf Damm und Thomas Klöber gehen  von der Rettung verletzter Tiere über Führungen der Besucher bis zum Betreuen von Kindergruppen.
Ohne Ranger läuft nichts. Die Aufgaben von Ralf Bertram (v.l.), Chris Bösche, Ulf Damm und Thomas Klöber gehen von der Rettung verletzter Tiere über Führungen der Besucher bis zum Betreuen von Kindergruppen. Foto: Anett Roisch

Kämkerhorst. - Drömlingsranger stellen anlässlich des Welt-Ranger-Tages, der am 31. Juli stattfindet, ihren Beruf vor. Die Ranger geben spannende Einblicke in ihre tägliche Arbeit.

Insgesamt führen 285.000 Menschen weltweit den Beruf aus, erklärt Jan Wildefeld, Geschäftsführer von Nationale Naturlandschaften (NNL), in einer Pressemitteilung. Dieser Job sei in vielen Ländern der Welt nicht ungefährlich, denn jährlich würden rund 150 Personen im Dienst ums Leben kommen. „Der Jahrestag soll auch auf die Probleme der internationalen Ranger-Gemeinschaft aufmerksam machen“, beschreibt Drömlingsranger Ulf Damm.

„Ranger sind von entscheidender Bedeutung für den Schutz der Natur und den Erhalt der Artenvielfalt. Doch sie sehen sich weltweit mit zahlreichen Herausforderungen wie Wilderei, schlechten Arbeitsbedingungen und unzureichender Ausrüstung konfrontiert“, so Milena Kreiling, Co-Vorsitzende des Bundesverbandes Naturwacht.

„Wir Drömlingsranger sind solchen Gefahren nicht ausgesetzt, aber wir wollen andere Ranger bei ihrem Spendenaufruf unterstützen“, sagt Thomas Klöber. „Ranger, die weltweit aktiv sind, aber denen es nicht so gut geht wie uns, bekommen Geld aus der Spendenaktion“, ergänzt Damm. Einige Menschen würden – seiner Ansicht nach – unterschätzen, was Ranger alles tagtäglich tun und leisten: „Das ist nicht nur draußen spazieren, da gehört noch mehr dazu.“

Ähnlich wie in den Nationalparks der USA begleiten Ranger hierzulande fachkundig und engagiert alle Naturinteressierten, die die Besonderheiten von Biotopen, Pflanzen und Tieren vor der eigenen Haustür oder am Urlaubsort entdecken möchten. „Ranger sorgen mit ihrer Arbeit dafür, dass bedrohte Arten in ihrem natürlichen Lebensraum geschützt werden. So dokumentieren sie zum Beispiel Artenvorkommen und achten darauf, dass die Verhaltensregeln in den Schutzgebieten eingehalten werden“, schildert Sabine Wieter vom Biosphärenreservat Drömling. Gemeinsam mit den sechs Rangern im Biosphärenreservat gehört es zu ihren Aufgaben, mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen draußen unterwegs zu sein, ihnen die Umwelt näher zu bringen und Verständnis für den Wert der Natur zu wecken.

„Unsere Arbeit ist sehr abwechslungsreich. Man ist viel draußen, sitzt aber auch im Büro, um zum Beispiel Beobachtungen auszuwerten und Arten zu erfassen“, sagt Damm, der sich seit 1997 als Ranger im Besonderen um den Bestand der Fledermäuse, Biber und Störche kümmert. Schon genauso lange für den Schutz der Natur im Amt ist Thomas Klöber. „1997 war der große Umbruch durch die Forstreform. Es hieß: ,Bewerbt euch!’ Es waren damals über 40 Bewerbungen“, erinnert sich der 54-Jährige, der sich auf Greifvögel spezialisiert hat. Er kümmert sich in der Auffangstation um verletzte Tiere. Zu seinen Sternstunden zählt das Freilassen eines Seeadlers. Den Adler hatte Klöber zuvor mit Hilfe von Haldenslebens Tierarzt Andrès Pohl wieder aufgepäppelt.

Lesen Sie dazu:Mit Video: Naturschutz im Drömling - Ist dieser Seeadler bereit für Freiheit?

Und erst vor kurzem waren es acht Turmfalkenküken, die er betreute, fütterte und wieder in die Freiheit fliegen ließ.

Schwalbenschwanz entdeckt

Sabine Wieter, Ulf Damm, Thomas Klöber und Wolfgang Kampe zählen zu den Drömlingsmitarbeitern der ersten Stunde. „Als die einstigen Forstmitarbeiter hier angefangen haben, gab es noch keine Ranger, keine Umweltbildung und so gut wie keine Öffentlichkeitsarbeit. Wir haben das von Anfang an aufgebaut“, denken die „Urgesteine“ zurück. Erst seit 2020 gehört Ralf Bertram aus Haldensleben zum Team der Ranger. „Mein Spezialgebiet sind neben der Öffentlichkeitsarbeit die Insekten“, sagt Bertram, der ein leidenschaftlicher Meister der Imkerei ist. Aktuelles Thema sei im Augenblick der Vergleich von Wildbienen und Honigbienen. „Ich fühle mich im Drömling sehr wohl. Das was ich hier so Wunderbares in der Natur erlebe, geschieht in der Börde nicht so intensiv“, so Bertram. So habe er bei Breitenrode einen Schmetterling – Schwalbenschwanz – gesichtet. „Gut ist das Miteinander mit den Kollegen, da stimmt die Chemie“, sagt der 59-jährige Imker.

Chris Bösche aus Calvörde ist vor zwei Jahren dazu gekommen. „Meine Aufgaben reichen von der Öffentlichkeitsarbeit bis zum Monitoring der Wiesenbrüter. Spezialisiert habe ich mich auf die Arbeit mit Drohnen für den Naturschutz“, erzählt der 28-Jährige. Vor drei Jahren absolvierte er eine Ausbildung zum Drohnenpilot. „Bis jetzt habe ich vier Kitzrettungen im Drömling durchgeführt. Natürlich findet man mit Drohne und Wärmebildkamera – bevor die Flächen gemäht werden – auch Wiesenbrüter und andere Tiere, die wir mit einem Zaun schützen oder in Sicherheit bringen können“, erklärt der Calvörder. Bösche erzählt, dass er schockiert war, als der Seeadlerhorst bei Mieste abgestürzt war. „Die Altvögel haben innerhalb von 14 Tagen das Nest wieder aufgebaut und noch zwei Junge großgezogen“, so der junge Ranger.

  • Welt-Ranger-TagIn Deutschland gibt es rund 800 Ranger vor allem in den 141 Nationalen Naturlandschaften (NNL) – den Nationalparks, Biosphärenreservaten, Naturparks und Wildnisgebieten.
  • Dringend notwendige Verbesserungen hinsichtlich Anzahl, Rahmenbedingungen und Ausstattung für Ranger fordern die Dachorganisationen Verband Deutscher Naturparke und Nationale Naturlandschaften. Nur in etwa der Hälfte der 104 deutschen Naturparks seien bislang Ranger im Einsatz. Aber mindestens zwei bis sechs Ranger sind für diese Gebietskategorie notwendig, heißt es in einem Positionspapier.
  • Anliegen der Nationalen Landschaften ist es, die Rangeranzahl in allen Gebietskategorien gemäß dem offenkundigen Bedarf zu steigern und gleichzeitig Qualifizierungsangebote so weiterzuentwickeln, dass sie den wachsenden Berufsanforderungen entsprechen.
  • Die Veranstaltungen rund um den Welt-Ranger-Tag in den Nationalen Naturlandschaften sind auf der Website:

Ranger Wolfgang Kampe aus Jeggau beschäftigt sich vor allem mit den Wasserstandsmessungen. Alexander Ziemann hat seinen Weg zum Ranger als Freiwilliger im ökologischen Jahr angefangen. Später arbeitete er zwei Jahre als Landschaftspfleger. Der 26-jährige Rätzlinger hat sich bewährt und sich gegenüber mehreren Bewerbern zum Ranger durchgesetzt.

„Mit der Anerkennung zum Unesco-Biosphärenreservat sind die Anforderungen und Projekte teilweise viel anspruchsvoller. Das heißt, wir müssen viel hin und her jonglieren, um alle Aufgaben zu erfüllen“, zieht Sabine Wieter Bilanz. Sie betont, dass sie noch nie eine Exkursion absagen musste. Es habe sich immer ein Ranger bereiterklärt, auch die Aufgaben des anderen mit zu erfüllen. „Ohne Ranger geht nichts. Sie sind die wichtigsten Mitarbeiter, denn sie sind draußen vor Ort, sind die Kommunikatoren zwischen Bürger und Verwaltung. Sie sind die Vermittler zwischen Mensch und Natur“, betont Sabine Wieter.

Nacht der Fledermäuse

Die nächste Veranstaltung ist die Europäische Fledermausnacht am Sonnabend, 31. August, ab 19 Uhr bis weit nach Mitternacht in Kämkerhorst. Bei der nächtlichen Aktion werden Experten das Fledermaus-Vorkommen untersuchen. Spannendes gibt es dabei über die „Kobolde der Nacht“ zu erfahren. Anmeldungen sind im Reservat, Bahnhofstraße 32 in Oebisfelde, per Telefon unter der Nummer 039002/85011 oder per Mail an sabine.wieter@biores.mwu. sachsen-anhalt.de möglich.