Beratung in Haldensleben Neue Anlaufstelle: Wo queere Jugendliche Unterstützung finden
Die Zentrale für sexuelle Gesundheit aus Magdeburg schafft einen Vertrauensraum für junge Menschen im Haldensleber EHFA. Einmal im Monat gibt es dort für sie ein Beratungsangebot.

Haldensleben/Magdeburg - In den ländlicheren Regionen Sachsen-Anhalts fehlt häufig ein Angebot für junge Menschen, bei denen das bei der Geburt zugewiesene Geschlecht nicht mit der eigenen Geschlechtsidentität übereinstimmt. Deswegen ist Daria Kinga Majewski mit der Initiative „TINA*-Young“ außerhalb der Landeshauptstadt unterwegs und möchte das ändern.
Queere Jugendliche auf dem Land haben es schwerer
Gemeinsam mit Sophie Rausch arbeitet sie seit gut einem halben Jahr an der Umsetzung. Gefördert wird die Initiative von der „Aktion Mensch“ für fünf Jahre und soll für Jugendliche, die sich als trans, inter, nonbinär und asexuell (abgekürzt TINA) sehen, zu einer Anlaufstelle für Fragen aller Art werden.
Gerade in infrastrukturell schlechter gestellten Regionen könne sie jungen Menschen eine Möglichkeit bieten, sich zu öffnen und Themen ohne Vorurteile ansprechen zu können, erklärt Daria Majewski.
Ab Montag, 24. Februar, finden jeden Monat Beratungsgespräche für queere Jugendliche im EHFA Haldensleben statt. Queer ist ein Sammelbegriff für Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche Menschen. Majewski gibt schon länger Beratungen, aber bisher nur in Magdeburg. Sie ist dort Referentin für trans-, inter- und nichtbinäre Themen am Zentrum für Sexuelle Gesundheit.
Mehrere Beratungsstandorte in nördlichen Landkreisen in Sachsen-Anhalt gefunden
Vor Ort dreht sich alles um Geschlecht und Sexualität, aber besonders um Gesundheit. Doch gerade im ländlicheren Bereich bedarf es an Anlaufstellen für Jugendliche. Oft seien diese nicht mobil und der Weg von kleineren Orten aus der Börde mit seltenen Busverbindungen in die Landeshauptstadt scheinbar unmöglich. Neben dem monatlichen Beratungstermin in Haldensleben, werden auch Tage in Halberstadt, Burg und Quedlinburg angeboten.
„Es ist komplett offen. Wir beraten jeden, der Beratungsbedarf hat. Jeder, der eine Frage zum Thema Geschlecht hat, ist willkommen.“ Für einen Termin können sich die Jugendlichen über Instagram, per Mail oder über Whats-App an die Referentin wenden.
Für den ersten Beratungstag in Haldensleben gebe es bereits ein paar Anfragen. Schwerpunkte der Beratung gäbe es nicht. Alle Themen werden ernst genommen. „Es ist immer bedarfsorientiert und ergebnisoffen“, sagt Majewski. Im Erstgespräch wird geschaut, wo die Person steht im Leben und welche Fragen sie mitbringt, um nichts vorwegzunehmen.
Eltern benötigen andere Unterstützung, wenn Kinder queer sind
Die Beratung setzt den Fokus auf queere jugendliche, aber auch Angehörige oder Fachkräfte sind jederzeit zu den Beratungsterminen eingeladen und gewünscht. Dabei sehen die zu besprechenden Themen anders aus, erläutert Daria Kinga Majewski: Bei der Jugend seien es häufig Fragestellungen wie „Bin in ich TINA oder eben nicht?“ Oder auch: „Wie verläuft eine Transition ab?“ Aber auch alltägliche Fragen, die junge Menschen bewegten werden gestellt.
„Für Angehörige ist es oft Trauer und Schmerzarbeit, weil sie Veränderung erleben, auf die sie nicht vorbereitet waren. Auch nicht darauf, wie sie die Person am besten begleiten können. Und häufig ist für beide Parteien wichtig, wie sie sich in der aktuellen gesellschaftlichen Stimmung orientieren“, so Majewski weiter. Aktuell sei ein Anstieg an Beratungsbedarf bei den Menschen da. Auch Sozialarbeiter suchen verstärkt den Kontakt zur Zentrale in Magdeburg.
„Mehr Bedarf an Halt nötig“
Daria Kinga Majewski, Referentin bei der Zentrale für Sexuelle Gesundheit
Daria Kinga Majewski lebt selbst als Transfrau und weiß daher, dass dies bei Jugendlichen eine bestimmte Vertrauensbasis schafft. Fachkräften in der Sozialarbeit und Angehörigen müsse sie oft ihr fachliches Wissen beweisen.
Daria Kinga Majewski und ihre Mitarbeiterin Sophie Rausch wissen, dass die Jugendlichen keine 24-Stunden-Betreuung bedürfen. „Sie brauchen eine Begleitung, wenn sie sie eben benötigen und diese brauchen sie nicht jeden einzelnen Tag“, so Sophie Rausch. Daria Kinga Majewski ergänzt: „Wir wollen ihnen Orientierung geben, sie stärken und dass man sie sieht und hört.“
Ihr Tipp für Außenstehende ist, den jungen Menschen erst einmal Vertrauen zu schenken, dass sie ihren Weg gehen können und sich mit sich selbst beschäftigen können.
Kontakt schriftlich am besten
Termine in Haldensleben können über Instagram bei tinayoung_lsa oder per Mail an daria.majewski@zfsg.email vereinbart werden.