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Stremel Droht um Vehlgast bei Havelberg eine Mauer?

Die Fischereigenossenschaft Vehlgast befürchtet bei einer Neueinordnung des „Stremel“ im Bereich Havelberg weitere Zwänge. Bis hin zum Aus für die Fischerei.

Von Dieter Haase Aktualisiert: 14.11.2023, 11:09
Das Kinderangeln,  hier bei der Vorbereitung im Juni dieses Jahres, ist in jedem Jahr ein Höhepunkt im Ortsteil Vehlgast der Einheitsgemeinde Havelberg.
Das Kinderangeln, hier bei der Vorbereitung im Juni dieses Jahres, ist in jedem Jahr ein Höhepunkt im Ortsteil Vehlgast der Einheitsgemeinde Havelberg. Archivfoto: Dieter Haase

Vehlgast. - Am 14. November endet die Frist für Einsprüche und Hinweise zu Naturschutzgebieten, die in Sachsen-Anhalt neu ausgewiesen werden sollen. Für viel Diskussionsstoff sorgt dabei der „Stremel“, dessen Fläche sich verdoppeln soll, was weitere Einschränkungen für die Bewirtschaftung und für das Betreten zur Folge hat. Was Probleme unter anderem für Landwirte, Angler und Jäger mit sich bringt.

Schriftlichen Einspruch eingelegt

„Wir haben uns dazu bereits mit einem schriftlichen Einspruch an das Landesverwaltungsamt gewandt“, berichtet Wilfried Ebert als Vorsitzender der Fischereigenossenschaft Vehlgast. Und zeigt sich jetzt schon von den angekündigten Naturschutzmaßnahmen, Einschränkungen und Verboten rings um Vehlgast ziemlich verärgert. „Es ist, als würde eine Mauer um unseren kleinen Ort gezogen. Wer das Havelufer noch berühren möchte, sollte sich beeilen“, denkt er. „Denn das wird bald nicht mehr möglich sein, sollte das Naturschutzgebiet massiv erweitert werden.“

Und Wilfried Ebert denkt dabei nicht nur an die Angler. „Die Landwirte hier, die mit freiwilligen Naturschutzleistungen erst gute Bedingungen für die Umgebung und für die durchziehenden Zugvögel Rastplätze geschaffen haben, werden nun bestraft.“ Und eine Förderung dafür werden die Landwirte dann künftig auch nicht mehr erhalten, weil die Flächen dann ja im Naturschutzgebiet liegen. Die Pflege dieser und das Bergen des minderwertigen Erntegutes von diesen dürfte sich wegen der hohen Betriebskosten dann nicht mehr lohnen und hätte keine positiven Auswirkungen auf die Natur. „Aber auch die Jäger in unserem Bereich“, so der Vorsitzende der Fischereigenossenschaft, „die alle Möglichkeiten ausschöpfen, um Raubwild und invasive Arten zu dezimieren, vor allem zum Schutz der gefährdeten Vogelwelt. Sie müssen sich dann ebenfalls mit massiven Einschränkungen abfinden.“

Ansiedlung von Meerforelle und Maifisch geplant

Und nun droht auch das totale Verbot der Fischerei/Angelfischerei. „Das geht gar nicht“, so Wilfried Ebert. „Die Mitglieder der Fischereigenossenschaft Vehlgast sind mehr als entsetzt über diese mögliche Folge. Denn die Fänge der Fischer und Angler geben Aufschlüsse über die Bestände einzelner Fischarten und deren Nachweis. Die Fischereigenossenschaft setzt sich auch für Besatzmaßnahmen von gefährdeten Fischarten und fast ausgestorbener Fischarten ein. So haben wir uns zum Beispiel zum Ziel gesetzt, die Meerforelle und den Maifisch wieder anzusiedeln.“

Seit 1557 ist Angeln in Vehlgast Tradition

Ein Blick in die Vergangenheit belegt, dass die Fischerei einfach zu Vehlgast gehört. Das Angeln ist seit langer Zeit ein fester Bestandteil für die Menschen um Vehlgast. Genauer gesagt bereits seit dem Jahr 1557, weiß Wilfried Ebert. Und seit ungefähr 80 Jahren hat an der Havel auch das Hegeangeln bereits eine Tradition. Seit gut 15 Jahren nehmen Angelvereine und Gruppen an dieser von der Fischereigenossenschaft angebotenen wichtigen Maßnahme teil.

Allerdings darf in dem Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben, dass schon vier von ehemals fünf Angelhegestrecken Naturschutzmaßnahmen zum Opfer gefallen sind.

Die Fischerei darf nicht sterben

Wilfried Ebert befürchtet, dass die Einschränkungen und Verbote im Namen des Naturschutzes immer weiter gehen werden. „Schon die Natura-2000-Verordnung hat der Fischereigenossenschaft Vehlgast so einige Grenzen aufgesetzt. Jetzt verstärkt sich in mir der Eindruck, dass in der gesamten Havelniederung die Fischerei und Angelfischerei eingestellt werden soll. Landwirte, Fischer und Jäger können im Naturschutzgebiet Stremel ihre Rechte dann nicht mehr ausüben. Wenn die Fischerei stirbt, dann stirbt an der Angelstrecke der Havel in Vehlgast die Angelfischerei, womit dann unter anderem auch das jährliche Kinderangeln zur Geschichte gehören würde.“

Wilfried Ebert bezeichnet die politisch betriebene Verbotspraxis für die Naturschutzgebiete als „unverantwortlich“. Weshalb er verspricht: „Ich werde darum kämpfen, dass um Vehlgast herum keine Mauer entsteht. Damit auch nächste Generationen hier noch angeln können und unsere traditionsreiche Fischerei weiter Bestand hat.“