103 Familien werden im Gebiet des späteren Altkreises Havelberg angesetzt Friedrich der Große gründet die ersten Kolonien
Eine Ausstellung zum Thema "Friedrich der Große im Jerichower Land" wurde vor kurzem im Foyer des Genthiner Kreishauses durch das Museum und den Verein "Pro Jerichower Land" eröffnet. Auch im Elbe-Havel-Land gibt es Spuren seiner Siedlungspolitik.
Elbe-Havel-Land l Während der Regierungszeit Friedrich des Großen im Lande Jerichow wurden auf dem Gebiet des Altkreises Havelberg 103 Familien angesetzt. Den größten Anteil daran hatte Warnau mit 20, Kamern mit 19, Kuhlhausen mit 16. Es folgen Molkenberg mit neun, Trüben bei Wust (Schönwalde) mit acht, Klietz und Rehberg mit je sechs, Neuermark mit fünf, Hohengöhren, Wustsche Damm, Wustsche Holländerei mit je drei sowie Briest, Lübars, Scharlibbe, Schönfeld und Wust mit je einer Familie. Der König verfolgte mit der Ansiedlung der Kolonisten einen Plan: Seinen abgedankten Soldaten wollte er eine Existenz geben, moorkundige Ausländer sollten seinem Landvolke Lehrmeister sein und kapitalkräftige Ausländer sollten zur Hebung des Wohlstandes im Lande beitragen.
Über die im Bereich Wust Angesiedelten habe ich die Namen aus den unterschiedlichsten Quellen zusammengetragen. Die Wuster Holländerei ist nicht zu verwechseln mit der Wuster Siedlung, sie lag noch weiter in Richtung Schmetzdorf. Auf alten Karten sind die Flurnamen noch verzeichnet, die Brücke hinter der Siedlung in Richtung Hörste hieß "Holländerbrücke". Spuren der Holländerei sind heute nicht mehr vorhanden. Sie war angelegt, um 60 Kühe in Futter und Weide zu halten. 1822 heiratete Johann Joachim Friedrich Welle, jüngster Sohn des Schäfermeisters Joachim Welle, in Zabakuck. 1833 stirbt der Altsitzer Welle auf der Holländerei. 1839 heiratet eine Tochter des Arbeitsmanns Heinz einen Johann Friedrich Caspar Krumbier.
Nach meinen Unterlagen ist die Holländerei nach 1858 nicht mehr vorhanden.
Die ersten Bewohner des Trüben bei Wust (Schönwalde) waren Friedrich Wilms, Andreas Erdmann (Ziegeldecker aus Bernburg), Johann Peter Mehnert, Andreas Hübner (Grenadier im von Borckschen Grenadier Bataillon zu Magdeburg), Andreas Hübner, Christoph Haase, Johann Benediktus Jung aus Barby, Andreas Hoff. Andreas Hübner und Erdmann Bölecke (Grenadiere) kamen aus Sachsen, waren also Ausländer. Nachkommen der Familie Hoff wohnten bis zur Aufgabe der Kolonie 1966 hier. Die Kolonie wurde auf dem "Schwedenhorst" errichtet. Die Wuster Bauern erhoben gegen die neue Kolonie Einspruch, sie hatten Angst vor Diebereien in ihrem Holzbestand.
Über den Wustschen Damm habe ich einen Originalkaufvertrag vom 18. 12. 1781 bekommen. Hier kauft der Arbeitsmann Peter Meyer von Catharina Maria de Rosy (Verwitwete von Katt) ein Stück Land. Er bezahlt 16 Thaler sofort und dann acht Thaler jährlich. Seine Nachbarn sind der Steuermann Wittstock und der Jäger Wetsch. In einer anderen Akte wird Peter Meyer als "Theerkocher" bezeichnet. Vorher waren hier, wie eine Karte von 1767 zeigt, nur Teeröfen vorhanden.
Die Meliorationsarbeiten wurden nach 1934 vom Reichsarbeitsdienst fortgeführt, erst durch das Schönhauser und ab 1936 auch vom Wuster Lager. Heute werden die Bauern, die im Trüben wirtschaften, das Wasser auf den Feldern und Wiesen nicht los.