Manfred Lindemann erkannte sich auf dem Archivbild vom Mittwoch sofort wieder und erzählte aus seinen Erinnerungen Lehrbaustelle: Angehende Maurer arbeiteten im Franz-Mehring-Viertel an drei Neubaublocks
Wer erkennt sich wieder? Das fragt die Havelberger Volksstimme in der Aktion "Fotos von damals". Gern möchten wir dabei von Ihnen, liebe Leser, etwas zur Geschichte der Fotos erfahren.
Havelberg l "Das bin doch ich", meinte erfreut der Havelberger Manfred Lindemann, als er am vergangenen Mittwoch das Bild der Volksstimme-Aktion "Fotos von damals - erkennen Sie sich?", sah. "Und tatsächlich, ich brauchte gar nicht lange überlegen. Das waren unsere Lehrlinge, genauer gesagt die des Ausbilders Jürgen Stamer, und ich stehe auf der rechten Seite", erinnert sich der heute fast 80-jährige Manfred Lindemann. Er hatte sich bei der Volksstimme gemeldet und erzählte einen Schlag aus der "Jugend".
"Ich habe 1947 meine Ausbildung zum Maurer bei Adolf Tiepermann in der KWU-Baumeisterei in Glöwen absolviert. Danach war ich viel auf Montage, zum Beispiel in Berlin, Calbe (Saale), Wittenberge, auf der Insel Rügen und an vielen anderen Orten", blickte er zurück. "Das war aber alles vor der Ehe", fügte er an.
Im damaligen VEB (K) - das (K) stand für vom Kreis geleitet - hatte Manfred Lindemann die Lehrausbildung mit aufgebaut. "Jürgen Stamer, Manfred Guddath, Norbert Mührer und später auch noch Bernd Glas waren hier die Lehrausbilder." Mit dem Havelberger Erich Meiser hat Manfred Lindemann später mit der Lehrausbildung im VEB (B) Landwirtschafts-Neubaukombinat Magdeburg-Nord, Sitz Stendal, Oberbauleiterbereich III Genthin, begonnen. Alfred Pawel gehörte dann ebenfalls zu den Lehrausbildern. "Ich machte einige Qualifizierungen mit, absolvierte meinen Meister und war letztendlich Lehrobermeister. Es waren überwiegend Schüler aus den 10. Klassen bei uns in der Ausbildung, die später oft einen Baufachberuf ergriffen. Im Franz-Mehring-Viertel hatten wir 1980 die drei Blöcke hinter der heutigen Apotheke als Lehrbaustelle. Dort entstand auch das Foto, das jetzt in der Volksstimme war", freute sich der Senior. Auf der großen Lehrbaustelle im Franz-Mehring-Viertel waren auch die Lehrlinge aus anderen Gewerken tätig. Der damalige VEB Rediko und auch die PGH Wasserversorgung bildeten auf der Baustelle Lehrlinge aus. So kam es schon vor, dass über 30 Lehrlinge auf der Baustelle waren. "Die Baracke, vor der das Foto entstand, diente den Lehrlingen als Unterkunft für die Frühstücks- und Mittagspausen und war auch Baubüro. Sie war schon recht modern und verfügte über eine Sanitäreinrichtung. Von den Lehrlingen auf dem Foto kenne ich noch Karen Hochheim, Katrin Jaworsky, Anke Lamprecht und Olaf Strunk", erinnert sich Manfred Lindemann.
Ebenfalls modern wurden die drei Wohnblocks errichtet, denn sie hatten auf den Giebelseiten einen Garagenanbau, von dem man ins Hausinnere gelangte. Ein Aufzug wurde ebenfalls mit eingebaut. "Wir haben mit den Lehrbrigaden aber nicht nur Neubauten errichtet. Das Postamt in der Lindenstraße, ein Zwischenbau in der Löhestraße, Eigenheime in der Neustädter Straße, in Sandau, in Toppel Alte Ziegelei und an einigen anderen Orten waren Lehrbaustellen." Sogar in Berlin wurden Diplomatenhäuser von den Lehrlingen erbaut. Manfred Lindemann denkt gerne an die schönen Zeiten zurück. Besonders sind ihm die gemeinsamen Feste mit dem damaligen VEB Oberbekleidung in Erinnerung. "Wir hatten mit den Lehrbrigaden der Oberbekleidung einen Patenschaftsvertrag, und auf den gemeinsamen Tanzveranstaltungen spielte Hannes Hagemann mit Band. Das war immer toll", schwärmte der ehemalige Obermeister. Von dem alten Bild in der Zeitung war er jedenfalls ganz begeistert, denn es wurden viele Erinnerungen wach.