Nisthilfen Wohnungen für kleine Schwalben im Gewerbegebiet Havelberg
Die Mauer steht zum Glück noch in der Nähe der Elbstraße in Havelberg. Viele Uferschwalben dürften dankbar dafür sein. Auch für die Hilfe vom Haus der Flüsse.
Havelberg - Rückblick auf das Frühjahr dieses Jahres: Während der Vorbereitungen für ein geplantes Bauvorhaben auf dem Gelände des Gewerbegebietes an der Elbstraße ist das Vorkommen einer kleinen Brutkolonie an Uferschwalben bekannt geworden. Die Vogelart hatte sich dort in einem Fahrsilo angesiedelt, in dem lange Zeit ungewaschene und somit teils lehmige Kiessande lagerten. Dieses Silo wurde von L-Stützwandelementen aus Beton umfasst mit Lochöffnungen an mehreren Stellen. Diese reichten für die Uferschwalben aus, um ihre Brutröhren in den dahinter liegenden Lehmsand zu graben.
Plan ist dem Tierschutz angepasst worden
Das Sandlager gibt es mittlerweile nicht mehr. Wegen des geplanten Baus einer Winterbootshalle am Gewerbestandort musste es mitsamt einem Großteil des ehemaligen Fahrsilos weichen. Allerdings kam es zum Schutz der Uferschwalben, der übrigens kleinsten Schwalbenart in Europa, noch rechtzeitig zu einer Plananpassung: Wegen ihrer Bewohner blieben Teile der alten Wand stehen. Ranger der Biosphärenreservatsverwaltung Mittelelbe haben dann schnell Initiative gezeigt und noch vor Beginn der Hauptbrutzeit im April Nisthilfen an der Mauer angebracht.
Bestes Konstruktionsholz benutzt
Anfangs standen dafür mehrere Konstruktionsweisen zur Option. „Letztlich haben wir uns entschieden, zunächst mehrere längliche Schalungskästen aus OSB-Platten zu fertigen, diese mit Holzbeton und Kiessand auszufüllen und entsprechend zu modellieren“, berichtet Naturwächter Stephan Grohs, gelernter Tischler und Landwirt aus Nierow. Er ist seit Ende 2020 Mitarbeiter der Großschutzgebietsverwaltung und übernimmt hin und wieder auch Dienste im Haus der Flüsse in Havelberg. Als OSB-Platten werden Grobspanplatten bezeichnet, die für perfektes Konstruktionsholz stehen.
Ganzjährige Sicherheit vor äußeren Elementen
„Anschließend wurden die Röhrenkästen über eine Unterkonstruktion aus Vollholz direkt hinter den vorhandenen Mauerlöchern befestigt“, beschreibt er das weitere Vorgehen, „ähnlich einem Flaschenregalsystem. Zu guter Letzt ist dann alles mit einem überdachten Holzverschlag umgeben worden, um die Nisthilfen ganzjährig und somit auch langjährig vor den äußeren Elementen zu schützen.“
Erstes eigenes Projekt von Stephan Grohs
Als „Mann fürs Handwerk“ beim Biosphärenreservat Mittelelbe war Stephan Grohs wesentlich an der Vorplanung und der Realisierung der Artenschutzmaßnahme beteiligt. Besonders freut sich Fachbereichsleiter Philipp Ritzmann über das erste eigene Projekt seines Mitarbeiters. „Ohne das engagierte Handeln und die Kreativität von Stephan Grohs hätten wir die Maßnahme niemals innerhalb weniger Wochen umsetzen können.“
Gute Bedingungen für die Schwalbenart
Dass die erwähnte Bauweise den Ansprüchen der Uferschwalben offenbar genügt, bestätigten die Tiere recht bald. Nur wenige Wochen nach Bauabschluss hatte das erste Brutpaar die neue Ersatzniststätte angenommen. Die Bedingungen hier scheinen für diese Schwalbenart günstig zu sein. Mit der Havel finden sie das von ihnen benötigte Wasser und ganz in der Nähe des Gewerbegebietes offene Grünlandbereiche mit reichlich Nahrung, vorwiegend Insekten.
Erweiterung ist jederzeit möglich
„Ich habe so gebaut, dass die Nisthilfenkonstruktion zu jeder Zeit erweitert werden kann, wenn der Bedarf dafür besteht“, so Stephan Grohs. „An der alten Mauer ist noch viel Platz.“ Außerdem bestehe die Möglichkeit, zwischen den Brutzeiten immer alles gründlich sauber zu machen.