Das Projekt Versorgungsassistentin in der Hausarztpraxis (Verah) hat sich in Klötze bewährt "Frau Doktor auf dem Land entlasten"
Das Verah-Projekt hat sich seit der Einführung für beide Klötzer Hausarztpraxen bestens bewährt. Die Versorgungsassistentinnen in der Hausarztpraxis entlasten spürbar die Arzttätigkeit, sorgen für weniger Wartezeiten, dafür für eine zügige Versorgung von Patienten in der ländlichen Fläche.
Klötze l Sie möchten Verah nicht mehr missen. Die Entlastung durch diese fachliche medizinische Unterstützung empfinden die beiden Klötzer Hausärztinnen, Dr. Kathrin Stuhec und Dr. Birgit Henneick, als spürbar nachhaltige Entlastung, ohne dabei die medizinische Verantwortung für ihre Patienten abzugeben. Das wollen die beiden Medizinerinnen deutlich betont wissen. Verah, das ist kein Vorname einer hilfsbereiten Frau, das ist der Fachbegriff für eine besondere Assistenz in Hausarztpraxen für den ländlichen Raum.
Dass vom Deutschen Hausärzteverband, dem Verband der Medizinischen Fachberufe und der Berufsvertretung der Medizinischen Fachangestellten entwickelte Projekt "Versorgungsassistentin in der Hausarztpraxis" wurde 2009 in Sachsen-Anhalt eingeführt. Die Zertifizierung für die Ausbildung erhielt der Hausärzteverband Sachsen-Anhalt e.V. in Schönebeck dann im folgenden Jahr, lautete von dort die Auskunft auf Anfrage der Volksstimme.
Und es ist offensichtlich ein Erfolgsmodell - auch für die Menschen in der Einheitsgemeinde Klötze, die ohne stetige ärztliche Hilfe nicht auskommen. Allerdings wurde mit diesem Projekt das Rad nicht neu erfunden: Bereits zu Zeiten der medizinischen Versorgung in der DDR existierte ein ähnlich gearteter Arzthelferinnendienst, die Gemeindeschwestern. Deren Kompetenzen reichten aber weiter als die der Assistentinnen des Verah-Projekts.
Sei es wie es war. Die beiden Klötzer Medizinerinnen werden nach eigenen Angaben tatsächlich deutlich in ihrer Arbeit entlastet. Als erfreuliche Folge hat sich weitaus mehr Zeit für die medizinische Versorgung der Patienten ergeben, die in die Praxen kommen können. Nicht zuletzt werden Wartezeiten minimiert, sehen die beiden Ärztinnen weitere positive Aspekte, die auch für die Patienten zu spüren sind.
Ziel also erreicht: Diese Qualifizierungsoffensive für die medizinische Fachangestellte in der Hausarztpraxis hat zum Ziel, die Hausarztpraxis als "Ort der Versorgung" zu stärken, die Berufszufriedenheit von medizinischen Fachangestellten zu steigern und die Hausärzte durch hochqualifizierte Unterstützungsleistungen zu entlasten. Ein hoch gestecktes Ziel der damaligen Entwickler, das bis dato jedenfalls in Klötze erreicht wurde.
"Oft benötige ich für rein fachliche Aufgaben nur zehn Minuten, dann folgen erneut lange Minuten im Verah-Auto."
"Meine Verah heißt Steffi Mai-Renner", heißt es von Hausärztin Stuhec. "Steffi hat alle erforderlichen Module der Weiterqualifizierung bestens erfüllt und gehört seit Jahren zu meinem Praxisteam", erklärt sie weiter. Was Steffi Mai-Renner besonders für diese Verah-Einsätze qualifiziere, sei die Erfahrung als medizinische Assistentin, der Umgang mit Patienten und deren Leiden und ihre persönliche Einstellung zu dieser Arbeit.
Die Medizinerin sieht für die Menschen nicht das Problem fehlender Hausärzte, vielmehr nennt sie die Entfernung von der Praxis zum Patienten als Hauptgrund für die doch schwierige medizinische Versorgung im ländlichen Raum. Besonders die Betreuung von chronisch-erkrankten Patienten erfordere viel Zeit. Und diese leidenden Menschen verlangen nach vertrauensvollem Umgang.
Bestätigung kommt von ihrer Verah-Assistentin. Sie muss ab und an eine Wegstrecke von bis zu einer Stunde bewältigen, bis bei einem Patienten der Blutdruck, eine Wundversorgung, eine Blutentnahme, das Einhalten der Medikation kontrolliert oder der körperliche Zustand einer Person zu begutachten ist. "Oft benötige ich für rein fachliche Aufgaben nur zehn Minuten, dann folgen erneut lange Minuten im Verah-Auto", informiert Steffi Mai-Renner.
Ihre beiden Verah-Kolleginnen, Veronika Lampe und Heidrun Jäger, von der Praxis Henneick sehen die Dinge ähnlich. Im Schutz der ärztlichen Anordnung versorgen sie viele Patienten, die den Weg in die Praxis nicht mehr schaffen. Während dieser Zeit muss "Frau Dr." fast täglich eine Flut von Patienten anhören, untersuchen, Therapien verordnen, Überweisungen zu Fachärzten ausstellen oder den kranken Praxisbesucher in eine Klinik einweisen. Was nach Sprechstundenende bei beiden Medizinerinnen bleibt, ist ein Berg an Dokumentationen, Schriftwechsel und die Abrechnungen zu beackern. Hausarzt auf dem Lande zu sein, sei ein Vollzeitberuf.