Referat beim Frauenfrühstückstreffen zum Thema "Mich kränkt keiner mehr" Helga Sautter: "Vergeben ist eine Kunst"
Rund 200 Frauen nahmen am Sonnabend am 5. Frauenfrühstückstreffen im Klötzer Altmarksaal teil. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand ein Vortrag zum Thema "Mich kränkt keiner mehr".
Klötze l Über mangelndes Inte-resse mussten sich die Organisatorinnen des 5. Frühstückstreffens für Frauen am Sonnabendmorgen keine Sorgen machen. An den Tischen im Klötzer Altmarksaal waren nur noch vereinzelt Plätze frei. Helga Sautter aus Göttingen trug mit ihrem Vortrag unter der Überschrift "Mich kränkt keiner mehr" wohl erheblich zu der enormen Resonanz bei.
"Seit 2010 finden in Klötze Frühstückstreffen für Frauen statt", erklärte Anette Rose, die neben der Organisation auch die Moderation der Veranstaltung übernommen hatte. "Zum Vorbereitungskreis gehören neun ehrenamtliche Mitarbeiterinnen des Vereins, die unterschiedlichen Kirchen angehören und aus verschiedenen Ortsteilen der Stadt Klötze kommen", erläuterte die Dönitzerin, die in der Altenpflege in Brome beschäftigt ist.
Anette Rose ist Christin, wie sie sagte. Für sie ist der Glaube wichtig. Sie weiß aber auch, dass Frauen gern bei Kaffee oder Tee miteinander plaudern. Deswegen engagiert sie sich in dem Verein "Frühstückstreffen für Frauen".
Ähnlich sieht es auch die Referentin Helga Sautter aus Göttingen. Ehemals als Berufsschullehrerin tätig, widmete sie sich der Erziehung von heute drei erwachsenen Kindern und absolvierte eine Zusatzausbildung zur christlichen Beraterin. Heute ist sie als Referentin unterwegs.
Bevor sie mit ihrem Referat begann, stimmten Lukas Förster mit einem Klaviersolo sowie Sibylle Thiel, Heike Mäusner, Ines Hartmann und Brunhilde Matthies mit dem Sketch "Masken für das tägliche Leben" auf das Thema ein. "Wir alle werden in verschiedener Weise einmal gekränkt", begann Helga Sautter ihre Ausführungen. Verbale Kränkungen seien Verletzungen, und nicht umsonst heißt es im Volksmund, dass man diese erst herunterschlucken müsse, damit sie sich auf Magen, Nieren und Herz niederschlagen. Kränkungen können nicht nur zu seelischen, sondern auch körperlichen Schäden, wie Schlafstörungen, führen und sich auf den Umgang mit anderen Personen auswirken, wenn man nicht selbstbewusst damit umgehe, schlussfolgerte die Referentin.
"Wir sollten denen verzeihen, die uns kränken"
"Es gibt verschiedene Möglichkeiten, mit Kränkungen umzugehen, ohne Schaden zu nehmen", stellte die Göttingerin in den Raum. "So seltsam es klingt, wir sollten denen verzeihen, die uns kränken. Dann reißt der Giftschlauch entzwei und es fällt die Last der seelischen Belastung von uns ab." Bevor man aber verzeihen könne, müsse man falsche Vorstellungen, dass es eine Schwäche sei, los werden, erklärte Helga Sautter. Nachtragend zu sein, könne das eigene und das Leben anderer zerstören, warnte sie.
"Vergeben ist eine Kunst. Und es gibt drei Wege zum Vergeben", so die Referentin. Zum einen sei es das Verstehen der Person, die einen gekränkt hat. Das erfordere ein klärendes Gespräch und eine Eigenanalyse. Für sie sei ein Leben als bewusste Christin dabei sehr förderlich, gestand die Göttingerin ein.
Ein zweiter Weg des Vergebens ist das Relativieren. "Dazu müssen wir unsere Selbstgerechtigkeit herunterschrauben. Es hilft uns, das Unrecht zu vergleichen", erklärte die Referentin. Schlussfolgerungen überließ Helga Sautter zu diesem Zeitpunkt aber den Frauen im Altmarksaal. Sie gab ihnen zehn Minuten Zeit, miteinander über das bisher Dargelegte zu diskutieren.
Als dritten Weg der Vergebung gab die Referentin die Delegierung der Kränkung zu einer übergeordneten Instanz an. Dies wäre die Justiz. Sollte die Kränkung aber nicht gerichtsrelevant sein, gebe es damit aber auch keine Heilung. "Heilung ist nur dann möglich, wenn wir die Kränkung nach oben zu Gott delegieren", erklärte sie. Er sei auch in einem solchen Fall für uns da.
Ein schmackhaftes Frühstück rundete den informativ-geselligen Vormittag ab. Der Termin für das nächste Frauenfrühstückstreffen steht auch schon fest: 13. Oktober, erneut im Altmarksaal.