Container Mit Video: Aufruf an Männer - Das passiert mit Altkleidern in Magdeburg
Allein die Malteser und das DRK sammeln jedes Jahr in Magdeburg Hunderte Tonnen Altkleider. Nach welchen Kriterien diese sortiert und was davon ins Ausland verkauft wird.
Magdeburg - Die Jeans passt nicht mehr gut, die Farbe des Herbstmantels gefällt nicht mehr und die Kinder wachsen zu schnell aus ihrer Kleidung heraus. Wer in den Kleiderschrank schaut, findet meistens Teile, die nicht mehr gerne getragen werden oder unpassend geworden sind. Da erscheint der Weg zum Altkleidercontainer oder der Kleiderkammer als besonders sinnvoll, damit die ehemaligen Lieblingsstücke einen neuen Besitzer finden – bestenfalls jemand, der die Kleidung dringender braucht, als man selbst. Ein Einblick zeigt, wohin die Kleidung kommt.
Im Video: DRK richtet Aufruf vor allem an Männer in Magdeburg
So oder so ähnlich kommen jeden Monat durchschnittlich acht bis zehn Tonnen Altkleider in der Kleiderkammer des Deutschen Roten Kreuzes in Sudenburg an. In insgesamt 18 Containern in Magdeburg sammelt das DRK die Altkleider. Dazu kommen die Säcke, Tüten und Kisten, die von Menschen direkt in der Kleiderkammer abgegeben werden.
„Alles was hier ankommt, wird angesehen und sortiert. Kaputte Kleidung, dreckige Textilien oder abgetragene Schuhe werden direkt aussortiert. Das bekommt hier niemand mehr“, erklärt Britta Goehring. Sie ist Leiterin der DRK-Geschäftsstelle in Magdeburg. „Nur weil jemand zur Kleiderkammer geht, soll er keine kaputte Kleidung tragen.“
Kleidung nicht kostenlos
Die meiste Kleidung wird in der Kleiderkammer nach Größen, Jahreszeit, Geschlecht und Art sortiert. Abgeholt werden kann sie von Menschen mit einem Bedürftigkeitsnachweis. Ganz kostenfrei ist die Kleidung mittlerweile nicht mehr. Jedoch kostet auch eine Winterjacke höchstens 2 Euro. Mit den Einnahmen würde das Personal finanziert werden.
Die Volksstimme war an einem Vormittag in der DRK-Kleiderkammer vor Ort, um sich einen Eindruck zu verschaffen. Zur Abholung kommen viele Familien, aber auch Seniorinnen oder junge Paare. Laut Goehring kommen rund 20 Menschen jeden Tag dorthin. Zu den Beweggründen und ihrem Besuch bei der Kammer möchte keiner von ihnen etwas sagen.
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Über 3000 Menschen haben Kleidung geholt
Zu schambehaftet sei der Gang zur Kammer noch, wie auch die Geschäftsstellenleiterin immer wieder bemerkt: „Es kann jedem passieren, dass man darauf angewiesen ist. Wir spüren die Krisen hier deutlich.“ Vor allem viele Geflüchtete aus der Ukraine seien auf die Kleiderkammer angewiesen.
Dass der Bedarf groß ist, zeigen auch die Zahlen: Im Jahr 2022 waren es 3.200 Menschen, die Kleidung beim DRK abgeholt haben. Über 5.000 Säcke Kleidung wurden im vergangenen Jahr dort abgegeben. Bis August 2023 waren es bereits über 1.100 Menschen, die in der Kammer etwas abgeholt haben. „Wir kommen bestimmt wieder auf eine ähnliche Zahl am Ende des Jahres“, sagt Goehring.
Pakete für das Krankenhaus
Die Kleidung geht nicht nur an Menschen, die sie dort abholen, sondern auch an Patienten, die ins Krankenhaus kommen und keine Kleidung dabei haben oder keine Angehörigen, die sich darum kümmern. „Wir werden angerufen und bekommen dann einen Auftrag. Meistens werden Schlafsachen, frische Unterwäsche oder warme Kleidung benötigt.“
Besonders wenn es um diese Aufträge geht, würde die Herrenkleidung fehlen. „Wir haben eindeutig zu wenig Kleidung für Männer. Schuhe in großen Größen fehlen, auch Unterwäsche und Hosen. Eigentlich ist von allem zu wenig da. Für Frauen hingegen reichen die Regale im Lager kaum aus.“
Ausgefallene Kleidung im Magdeburger Shop
Doch was passiert mit der Kleidung, die nicht in der Kleiderkammer oder im Krankenhaus an Bedürftige geht? Für die gibt es zwei Optionen. Kleidung, die gut erhalten, aber etwas extravaganter ist, kommt in den Shop in der Innenstadt.
Dort kann jeder einkaufen, der sich für Secondhandkleidung interessiert und günstig gebrauchte Hosen, Kleider, Jacken und Accessoires mag. Altkleider, die aufgrund ihres schlechtes Zustandes aussortiert werden, werden laut Britta Goehring gesammelt einmal im Monat an Wertstoffhöfe nach Polen verkauft.
Verwertung der restlichen Textilien
In Magdeburg stehen jedoch nicht nur Altkleidercontainer vom DRK. Unter anderem haben auch die Malteser Container, in denen Altkleider gesammelt werden. Insgesamt 69 Stück stehen in der Landeshauptstadt, wie Mandy Hannemann verrät. Sie ist Pressesprecherin der Malteser Sachsen-Anhalt. Rund 100 Tonnen Textilien würden jedes Jahr in Magdeburg von den Maltesern angenommen werden.
Jedes Kleidungsstück würde einzeln angeschaut und bewertet werden. Dabei werde entschieden, ob Textilien noch tragbar oder nur stofflich verwertbar sind. Rund 70 Prozent der Textilien können noch getragen werden. Der Rest werde in die Textilverarbeitung gegeben. Daraus würden zum Beispiel Putzlappen, Fasern für Malervlies oder Dämm-Material entstehen. Ein gemeinsames Problem des DRK und der Malteser: Die Männerkleidung fehlt. Auch bei den Maltesern könne der Bedarf nicht gedeckt werden.
Container seit 1995 in Magdeburg
Trotz der vielen Container, die zum Teil schon seit 1995 dort stehen würden, gibt es keine Kleiderkammer in Magdeburg. Es gibt jedoch ein „Malteser Stübchen“ in Oschersleben, wo Kleidung abgeholt werden kann. „Das Malteser Stübchen Oschersleben ist jedoch nicht nur eine Kleiderkammer, sondern auch ein Ort der Begegnung. Daher verzichten wir hier auf eine Prüfung“, erklärt sie.
„Für jedes Stück wird dort ein geringer Beitrag erhoben. Kleidung vom eigenem Geld kaufen zu können, statt auf Zuteilungen angewiesen zu sein, stärkt die Selbstachtung der Bedürftigen.“ Mit den Erlösen aus den Container-Spenden würden soziale Projekte der Malteser unterstützt werden.