80. Jahrestag der Zerstörung Magdeburgs Am Ort des Attentats in Magdeburg: Friedenslieder singen mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier
Es ist die erste Großveranstaltung am Ort des Attentats. Am 16. Januar, dem Jahrestag der Bombardierung Magdeburgs, soll auf dem Alten Markt gesungen werden - mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.
Magdeburg. - Die Zerstörung Magdeburgs im Zweiten Weltkrieg jährt sich am 16. Januar 2025 zum 80. Mal. Rechtsextreme nehmen das sensible Datum seit Jahren zum Anlass für Aufmärsche und Kundgebungen. Dem stellt sich die Stadtgesellschaft entgegen - einst mit einer „Meile der Demokratie“, seit 2018 mit den Aktionstagen „Eine Stadt für alle“.
Sensible Orte vor Rechtsextremen schützen
Auch in diesem Jahr mobilisiere sich die rechtsextreme Szene wieder für einen Aufmarsch in Magdeburg - und zwar bundesweit, berichtet Birgit Bursee. Die Chefin der Freiwilligenagentur ist Sprecherin der Initiative „Weltoffenes Magdeburg“ unter deren Leitgedanken die Aktionstage stattfinden. Sie verdeutlicht: „Wir wollen nicht zulassen, dass öffentliche Orte in Magdeburg, in der Innenstadt und auch in den Stadtteilen von rechten Gruppen vereinnahmt werden, insbesondere auch sensible Orte wie Mahn- und Gedenkorte, Kirchen oder die Synagoge.“
Mit Formaten wie Lesungen, Mahnwachen, Ausstellungen und Gedenkkonzerten soll bis zum 27. Januar, dem bundesweiten Holocaust-Gedenktag, ein Zeichen gegen Rassismus, Hass und Ausgrenzung gesetzt werden. Überschattet wird die diesjährige Aktionswoche von dem fürchterlichen Anschlag auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt am 20. Dezember 2024, durch den sechs Menschen ihr Leben verloren und Hunderte verletzt wurden.
Lange haben die Initiatoren überlegt, ob das gemeinschaftliche Singen, das auf dem Alten Markt den traditionellen Auftakt zur Aktionswoche darstellt, überhaupt stattfinden sollte. Giselher Quast, Domprediger i. R., erklärt: „Wir sind uns unserer Verantwortung sehr bewusst und wollen natürlich darauf achten, dass es nicht zu einem Déjà-vu für manche Menschen wird und neue Traumatisierungen oder Erinnerungen auslöst.“
Aus diesem Grund sei die Auftaktveranstaltung, das Singen von Friedensliedern, angepasst worden. „Wir können so eine Europa-Hymne wie Freude, schöner Götterfunken an so einem Tag einfach nicht singen“, erklärt er. Stattdessen werde zunächst mit einer Schweigeminute der Opfer des Attentats gedacht.
Bundespräsident Frank-Walter-Steinmeier eröffnet Aktionswoche
Anschließend wird Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der zuvor einen Kranz an der Johanniskirche niederlegt und sich ins Kondolenzbuch der Stadt einträgt, ein Grußwort sprechen. Ebenso wie Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff. Gesungen werde dann unter anderem das Lied „We shall overcome“, der Kanon „Dona nobis pacem“ und der von der Magdeburgerin Dorothea Hartmann komponierte Kanon „Frieden, Freiheit, Menschlichkeit und Mut“. „Eine bessere Antwort auf die Gewalt am Alten Markt können wir nicht geben, als mit diesem Singen“, so Quast.
Oberbürgermeisterin will Rassismus entgegentreten
Und auch Magdeburgs Oberbürgermeisterin Simone Borris, welche die Schirmherrschaft innehat, steht zur Veranstaltung auf dem Alten Markt. Weil sie zeigt, „dass wir als Stadtgesellschaft zusammenhalten, dass wir über die Stadtgrenzen hinaus solidarisch sind und dass wir auch tolerant sein sollten, müssen und wollen“. Sie glaube, dass es gerade in dieser schweren Zeit ganz besonders wichtig ist, darzustellen, dass Magdeburg keine rassistische Stadt ist. „Dass wir zueinander stehen, dass wir nach wie vor eine Stadt für alle sein wollen und dass wir den rassistischen Übergriffen, die sich in letzter Zeit gehäuft haben, entgegentreten und auch den Kontakt zu den Geschädigten aufnehmen werden.“
Verschärfte Sicherheitsmaßnahmen am Alten Markt
Ohnehin werden am 16. Januar 2025 die Sicherheitsmaßnahmen in ganz Magdeburg verschärft. Angesichts der Anwesenheit des Bundespräsidenten werden die Maßnahmen rund um die Auftaktveranstaltung auf dem Alten Markt jedoch in besonderer Weise ins Visier genommen. Die Sprecher der Initiative empfehlen daher, den Zugang über über den Breiten Weg (MVB-Haltestelle) zu nutzen, da es im Bereich des Rathauses zu umfangreichen Absperrungen kommen werde.
Veranstaltungen am 16. Januar
Das komplette Programm mit über 60 Veranstaltungen ist im Internet auf der Seite der Initiative Weltoffenes Magdeburg zu finden.