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  7. Gedenken in Magdeburg: Ort für die Opfer des Anschlags geplant

Bürger sollen mitentscheiden Nach Anschlag auf Weihnachtsmarkt: Magdeburg will Gedenkort einrichten

Die Stadt will einen dauerhaften Gedenkort mit einem Mahnmal schaffen. Dazu ist eine Bürgerbeteiligung geplant. Im Alten Rathaus wurde nun ein Kondolenzbuch ausgelegt.

Von Sabine Lindenau Aktualisiert: 09.01.2025, 10:10
Oberbürgermeisterin Simone Borris schrieb die ersten Sätze in das Kondolenzbuch für die Opfer des Anschlags auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt.
Oberbürgermeisterin Simone Borris schrieb die ersten Sätze in das Kondolenzbuch für die Opfer des Anschlags auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt. Foto: Sabine Lindenau

Magdeburg - LED-Kerzen flackern auf dem Tisch im Saal der Partnerstädte im Rathaus. Die Lichter stehen für die sechs Todesopfer, die es durch den Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt zu beklagen gibt. Drum herum hängen an Erinnerungstafeln die Banner und Schriftzüge, die bis vor kurzem noch an der Johanniskirche lagen. In Vitrinen liegen Kuscheltiere, kleine Steine und ein Feuerwehrhelm. Und immer wieder taucht ein einziges Wort auf: „Warum?“.

Die Stadt Magdeburg hat am Mittwoch, 8. Januar, im Alten Rathaus einen Erinnerungsort mit Kondolenzbuch geschaffen. Direkt im Erdgeschoss, durch die großen Fenster sichtbar nach außen. Oberbürgermeisterin Simone Borris war die erste, die ein paar Zeilen hinterließ. Sie ist sicher: „Gemeinsam werden wir diese Tragödie überwinden und Magdeburg als Ort des friedlichen Zusammenlebens bewahren.“

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Neben dem neu geschaffenen Ort des Gedenkens im Saal der Partnerstädte bleibe auch die Johanniskirche weiterhin erhalten. Die Blumen und Kuscheltiere dort wurden inzwischen in Herzform angeordnet, „um zu zeigen, dass Magdeburg eine Stadt mit Herz ist“, betonte Borris. Die großen Betonblöcke, die bis gestern Nachmittag noch drumherum standen, wurden inzwischen entfernt.

Gedenkinitiative: Solidarität und Spendenbereitschaft aus ganz Deutschland

Sie habe die Diskussionen in den sozialen Medien in den vergangenen Wochen verfolgt und vielfach den Wunsch nach einem dauerhaften Erinnerungsort entdeckt. Auch diesen soll es in der Landeshauptstadt geben. Das sei auch unabhängig von den Wünschen in den Netzwerken geplant gewesen, so die OB.

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Im Rahmen einer Bürgerbeteiligung sollen ein Ort und ein passendes Denkmal gefunden werden. Derzeit gebe es so vielschichtige Vorschläge, dass diese in die Stadtbevölkerung getragen werden sollen. Über jene mit den meisten Stimmen soll in einem zweiten Schritt abgestimmt werden. Das Mahnmal solle dann zeigen, „dass dieser Tag, der 20. Dezember 2024, nicht in Vergessenheit gerät“, sagte Borris.

Enorme Spendenbereitschaft nach Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt

Sie zeigte sich beeindruckt von der Solidarität und Spendenbereitschaft, die die Stadt aus ganz Deutschland erfährt. Bis gestern Mittag waren auf dem Spendenkonto der Stadt rund 1,08 Millionen Euro eingegangen. Das Geld solle schnellstmöglich und unkompliziert ausgezahlt werden. An die Angehörigen der Todesopfer und an die Verletzten.

Damit dies auch möglichst reibungslos funktionieren kann, muss der Stadtrat eine Spendenrichtlinie verabschieden. Das soll während einer Sondersitzung am kommenden Mittwoch, 15. Januar, passieren. Dann muss der Stadtrat auch über die Annahme jener Spenden befinden, die in Einzelbeträgen höher als 1.000 Euro sind. Diese darf die Oberbürgermeisterin nicht einfach so annehmen.

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Was die Stadt nicht hinnehmen werde, seien Angriffe auf Menschen mit Migrationshintergrund, die Angst hätten. Das dürfe nicht sein. „Zusammenhalt und Gemeinschaft sind grundlegende Werte, die unantastbar sind.“ Borris erinnerte daran, dass auch gerade im Klinikum viele Ärzte und Pflegekräfte mit Migrationsgeschichte arbeiten. Ohne sie würde der Klinikbetrieb nicht laufen.

Kondolenzbuch und Gedenkort für Opfer des Anschlags in Magdeburg: Bürger entscheiden mit

Im Saal der Städtepartnerschaften im Erdgeschoss des Alten Rathauses wurde ein weiterer Erinnerungsort zum Gedenken an die Opfer des Anschlags auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt geschaffen. Geöffnet ist dieser vorerst immer montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 13 Uhr. Ein digitales Kondolenzbuch ist auf www.magdeburg.de/kondolenzbuch verfügbar.

Die Plüschtiere und Beileidsbekundungen, die in den Vitrinen ausgestellt werden, gehören zu den Erinnerungsstücken, die an der Johanniskirche niedergelegt worden waren.