Klimawandel Der Magdeburger Wald stirbt
Esche, Ahorn und Eiche - drei Baumarten in den Magdeburger Wäldern sterben. Trockenheit und Krankheiten treiben den Tod voran.
Magdeburg l Wenn Ehlert Natzke, ehrenamtlicher Chef des Waldpädagogischen Zentrums, im Biederitzer Busch in Magdeburg unterwegs ist, dann mögen ihm dieser Tage immer wieder die Tränen kommen. „Das dritte heiße, trockene Jahr hat vielen Bäumen den Rest gegeben.“ Tote Gerippe von vertrockneten Eichen ragen in den Himmel. Rußschwarze Stämme von toten Ahornbäumen bestimmen an einigen Stellen das Bild. Eschen verdorren und kippen dann unverhofft um. An vielen Stellen sind im Wald die Schäden zu erkennen. Wie hoch sie zu beziffern sind, vermag noch niemand einzuschätzen. Denn das Sterben des Waldes ist ein Prozess, den die Menschen jetzt miterleben.
Andreas Kriebel leitet den Forstbetrieb Altmark, der auch den Wald des Landes in Magdeburg betreut. Er sagt: „Das sind klare Zeichen für den Klimawandel. Den Eichen fehlt das Wasser. Und bei Ahorn und Esche begünstigen die Bedingungen das Wachstum jener beiden Pilze, die die Bäume absterben lassen.“ Gemeint sind die Rußrindenkrankheit und das Eschentriebsterben.
Bernd Dost ist Direktor des Landesforstbetriebs. Er sagt: „Wir müssen jetzt darauf reagieren, damit uns in unserer Region der Wald nicht verloren geht.“ Dabei gehe es um die Wahl der richtigen Bäume für Neupflanzungen. Und es gehe auch darum, den Wald zu stärken – auch gegen einen zweiten Aspekt, den der Klimawandel mit sich bringt: Stürme. Dazu möchte der Landesforstbetrieb die Waldränder umgestalten. „Wir haben gesehen, dass breite Waldränder den Wald stärken.“ Diese Waldränder bestehen aus einem fünf Meter breiten Krautstreifen, einem zehn Meter breiten Streifen mit Sträuchern und einem mindestens zehn Meter breiten Streifen mit niedrigen Bäumen wie Ebereschen oder Schwarzdorn.
Doch wie wird dieser Umbau des Waldes aussehen? Einig sind sich die Forstexperten, dass sich der Wald so schnell nicht selbst regenerieren wird. Dies sei eine romantisierende Vorstellung. Andreas Kriebel sagt: „Bis wir hier wieder Bäume hätten, die man als Wald bezeichnen könnte, dürften 200 Jahre vergehen.“
Der Grund: Gerade Rehwild gilt als naschhafter Feinschmecker, der es vor allem auf die jungen Triebe von Eichen abgesehen hat. Die Bäume haben kaum eine Chance, eine Höhe zu erreichen, in der ihre Haupttriebe nicht mehr verbissen werden, wenn sie nicht geschützt werden. Und in der Stieleiche sehen die Förster den Baum der Zukunft: „Wenn die Bäume von Beginn an an Trockenheit gewöhnt sind, dann werden sie auch resistent gegen die neuen Gefahren“, erläutert Andreas Kriebel.
Die Lösung im Biederitzer Busch wäre – so das Umweltamt das noch ausstehende Konzept genehmigt –, tote Bäume in Streifen aus dem Wald nehmen und in Streifen Platz zur Wiederaufforstung zu schaffen, in denen eingezäunt die Eichen wachsen können. Pro Hektar kostet das etwa 20.000 Euro.
Rolf Warschun ist Leiter des Magdeburger Umweltamts und steht diesen Ideen offen gegenüber. Das ist durchaus kein Automatismus – werden vom Umweltschutz doch Eingriffe in den Wald gerade in einem Schutzgebiet kritisch gesehen. „Da es keine Kahlschläge geben soll, sind die Vorschläge des Landesforstbetriebs durchaus überlegenswert“, so der Chef des Umweltamts gegenüber der Volksstimme.
Und Ehlert Natzke? Er sagt: „Wir haben künftig wohl viel damit zu tun, den Menschen zu erklären, was hier passiert und dass wir dem Wald helfen wollen.“