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Ausflugstipp Mit Video: Diesen Magdeburger Park gibt es schon seit dem Mittelalter

In einer Serie stellt die Volksstimme Parks in Magdeburg vor. Heute geht es um den Vogelgesang-Park. Er ist eine der ältesten Parkanlagen der Stadt.

Von Martin Rieß Aktualisiert: 24.06.2024, 10:13
Blick in den Vogelgesang in Magdeburg.
Blick in den Vogelgesang in Magdeburg. Foto: Martin Rieß

Magdeburg - Manch Magdeburger und manch Besucher der Landeshauptstadt mag den Vogelgesang-Park nur als grünes Vorzimmer des Zoos betrachten. Womöglich als lästige Distanz zu Luchs, Lemure und Co. Doch er ist viel mehr. Denn er ist wohl der Park in der Elbestadt, der sich im Laufe seiner Geschichte am grundlegendsten gewandelt hat. Und das mag auch daran liegen, dass er angesichts einer besonders langen Geschichte dazu alle Gelegenheit hatte. Der nördliche Bereich des Parks gehört heute zum Magdeburger Zoo. Da anders als zum verbliebenen Teil des Vogelgesang-Parks in diesem aber ganz andere Schwerpunkt gesetzt werden und im Zoo auch ein Eintritt erhoben wird, soll dieser in einem anderen Teil dieser Serie betrachtet werden.

 
Parkserie Vogelgesang in Magdeburg (Kamera: Martin Rieß, Schnitt: Christian Kadlubietz)

Was bietet der Magdeburger Vogelgesang-Park an Attraktionen?

Was der Vogelgesang heute zu bieten hat, sind vor allem Wiesen unter hohen Bäumen, auf denen die Wildblumen blühen, hohe Bäume, die im Sommer Schatten spenden und – im Vergleich zur früheren Pracht sparsame – florale Erinnerungen an die wechselvolle Geschichte des Parks.

Blick in den Vogelgesang in Magdeburg.
Blick in den Vogelgesang in Magdeburg.
Foto: Martin Rieß

An erster Stelle sind hier der Rosengarten und das Rhododendrontal zu nennen. Flankiert von einer nach historischem Vorbild wieder aufgebauten Pergola lockt der Rosengarten mit prachtvollen Blüten zum Verweilen. Auch wenn sich das eine oder andere Wildkraut derzeit zwischen den von Lavendel, Katzenminze und anderen Stauden flankierten dornigen Gehölzen angesiedelt hat – diese Stelle des Parks ist ein Ruheort, an dem es sich zu verweilen lohnt.

Im Rhododendrontal wachsen die namensgebenden Büsche im Schatten der alten Bäume. Im Frühjahr bieten sie mit ihren frischen Farbtönen eine Augenweide. In der feuchten Umgebung des Standorts – in früheren Zeiten hat es hier einmal einen Teich gegeben – gedeihen auch prächtige Farne.

Blick in den Vogelgesang in Magdeburg.
Blick in den Vogelgesang in Magdeburg.
Foto: Martin Rieß

Auf der Westseite des Parks plätschert derweil die Schrote in einem in Steinen gefassten Bett. Jenseits des Bachs verläuft der Schroteradweg, der über zwei Brücken mit dem Kernbereich des Parks verbunden ist.

Blick in den Vogelgesang in Magdeburg.
Blick in den Vogelgesang in Magdeburg.
Foto: Martin Rieß

Ein in früheren Zeiten vorhandener Spielplatz ist im frei zugänglichen Teil des Parks Geschichte. Im Zuge des Baus des Zoo-Parkplatzes östlich des Parks ist ein barrierefreier Zugang von dort aus entstanden. Auch wenn im Vogelgesang die meisten Wege ebenerdig sind – dies ist nicht allerorts der Fall: So ist das Rhododendrontal über eine Treppenanlage zu erreichen.

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Kann man im Magdeburger Vogelgesangpark etwas essen?

Einkehrmöglichkeiten gibt es in dem frei zugänglichen Teil des Vogelgesangs nicht mehr. Im Zoo locken das Bistro „Zur hungrigen Rasselband“ und die „Africambo Lodge“ zu Speis und Trank.

Doch hungern und dursten muss im Vogelgesang auch sonst niemand. Denn südlich des Parks befindet sich direkt auf der anderen Straßenseite des Schöppenstegs der Imbiss „First Döner Magdeburg“. Und wer daheim die Äpfel oder das Brot fürs Picknick vergessen hat, wird wenige Meter weiter im NP-Markt in einem früheren Kino-Gebäude fündig.

Was ist die Geschichte des Vogelgesang-Parks in Magdeburg?

Bereits im 14. Jahrhundert legte das nahe gelegene Kloster St. Maria Magdalena an dieser Stelle den ersten Vogelgesang in einem Waldstück an. Der Name Vogelgesang stammt aus dem Mittelalter, als man Büsche und Waldstücke so bezeichnete.

Flora-Skulptur Vogelgesang in Magdeburg.
Flora-Skulptur Vogelgesang in Magdeburg.
Foto: Martin Rieß

Im Laufe der Jahrhunderte wurde der Park mehrmals verwüstet und zerstört, aber jedes Mal wieder aufgebaut. Im Jahr 1722 wurde der Park erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Zuvor war er für die normalen Magdeburger verschlossen. Der Park diente seitdem als Treffpunkt vor allem für die einfache Bevölkerung. Die feinere Gesellschaft zog es eher in Richtung Herrenkrug. Kaum zu glauben: In der damaligen Zeit gab es hier so viele Gräben und Teiche, dass es sich beim Vogelgesang um eine Insel handelte.

Der Magdeburger Stadtkommandant Anselm Christoph von Bonin ließ ab dem Jahr 1755 den Vogelgesang in eine Parkanlage umwandeln. Neben einem Blumengarten wurde eine Allee gepflanzt. Mindestens seit 1808 fanden bereits Konzerte im Park statt. Diese Tradition wurde bis in die 1950er-Jahre gepflegt.

Wie sich der Park verändert hat

Nach 1841, als die Stadt Magdeburg den Park vom Kloster endgültig erwarb, entstand er in der Form, die heute noch weitgehend erhalten ist. Freilich: Stark verändert wurde die Nutzung der einzelnen Flächen. Denn bevor es den Magdeburger Zoo gab, strömten die Menschen der Pflanzen wegen in den Vogelgesang. Blumenschauen wurden ausgerichtet, und im Jahr 1928 erregte ein Vorläufer der Buga Aufsehen: Die Deutsche Dahlienschau war aus einer seit 1870 im Vogelgesang betriebenen Dahlienzucht hervorgegangen und sorgte für den größten Garten dieser Zierpflanzen in ganz Deutschland in einem Teil des Parks, der heute zum Zoo gehört.

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Für diesen wurde zunächst das Gelände der Liegewiesen genutzt, die im nördlichen Bereich erst nach der Jahrhundertwende angelegt worden waren. Schon damals war für diesen Freizeitbereich ein Eintritt erhoben worden. Die Liegewiesen sind ebenso verschwunden wie ein Planschbecken und weitere Bassins, dies es hier einmal gab.

Blick in den Vogelgesang in Magdeburg. Foto: Martin Rieß
Blick in den Vogelgesang in Magdeburg. Foto: Martin Rieß
Foto: Martin Rieß

Verschwunden ist auch das Kinderhaus, das die SPD hier vor 1933 betrieben hatte, und auch eine Gastwirtschaft mit Sommerpavillon ist Vergangenheit. Das beliebte Lokal hatte sogar die DDR über bestanden, war dann aber nach der Wende nicht mehr genutzt worden und letztendlich dem Eingangsgebäude zum Zoo – der Zoowelle – in dieser zu jener Zeit letztmals erweiterten Einrichtung gewichen. Die damalige Erweiterung und das Aus für die Gastronomie im ursprünglichen Vogelgesang-Park hatte seinerzeit auch in den Leserbriefen in der Volksstimme durchaus für Diskussionen gesorgt.

Was es im Vogelgesangpark an Kunst zu sehen gibt

Vieles von dem, was den Vogelgesang-Park in der Vergangenheit ausgemacht hat, ist verloren gegangen. Brunnen und Skulpturen sind an vielen Stellen verschwunden.

Blick in den Vogelgesang in Magdeburg.
Blick in den Vogelgesang in Magdeburg.
Foto: Martin Rieß

Vorhanden ist im frei zugänglichen Teil des Parks aber noch eine Flora-Skulptur neben dem früheren Gärtnerhaus, in dem sich inzwischen der Zookindergarten befindet. Und in den 1970er-Jahren ist an der Zooallee etwas völlig Neues aufgetaucht: Eine sogenannte Spielplastik von Hubert Schiefelbein ist hier zu einem Hingucker geworden. Fünf Kamele stehen in ihr übereinander und scheinen in alle Richtungen Ausschau zu halten. Gut dürfen sie auch als Hinweis auf den Zoo gelten, der durch die Zooallee zu erreichen ist.

Weitere Folgen der Serie zu Magdeburger Parks wie dem mit dem finsteren Geheimnis und anderen gibt es mit Videos kostenfrei bei der Volksstimme im Web.

Was der Park an Natur zu bieten hat

Auch wenn der Park gerade im Zweiten Weltkrieg Schäden davongetragen hat und auch wenn er immer wieder verändert wurde: Der Besucher ahnt, dass es sich um ein historisches Gelände handelt. Alte Kiefern ragen über 30 Meter in die Höhe, und Eichen aus dem 19. Jahrhundert breiten ihre Kronen über den Wiesen aus.

Dank dieser und der dichten Büsche finden auch viele Tiere hier einen Unterschlupf – und der Vogelgesang macht gerade im Frühjahr seinem Namen alle Ehre.

Anfahrt zum Magdeburger Vogelgesang

Mit Bus und Bahn: Am günstigsten ist der Vogelgesang-Park über die Haltestelle Zoo der Straßenbahnlinie 10 zu erreichen. Um genau zu sein: Bevor man von dort überhaupt in den Zoo gelangt, durchquert man einen Teil des Vogelgesang-Parks. Die Haltestelle liegt auch auf der Route der Buslinie 704 der Regionalverkehrsgesellschaft Jerichower Land zwischen Burg und Magdeburg über Hohenwarthe und Lostau.

Mit dem Fahrrad: Im westlichen Bereich des Vogelgesang-Parks verläuft der Schroteradweg, der eine Verbindung in den Stadtteil Neustädter See und in die Neustadt herstellt. Tangiert wird der Park zudem vom Schöppensteg, der, versehen mit einem Radweg, den Park aus Ost und West ans Magdeburger Radwegenetz anschließt.

Mit dem Auto: Die Kapazitäten zum Abstellen von Autos in den angrenzenden Straßen sind beschränkt. Mit der Erweiterung des nördlich gelegenen Zoos wurde auf der Ostseite des Vogelgesang-Parks ein gebührenpflichtiger Parkplatz angelegt.