Industrie und Geschichte Dieses Wahrzeichen für Magdeburg ist jetzt neu aufgestellt worden
Die Stele „Magdeburg“ stand einst an der Transitautobahn 2, die vom Westen nach Berlin führte. Jetzt wird sie nach umfangreicher Restaurierung im Technikmuseum präsentiert. Das ist die Geschichte dahinter.
Magdeburg - Zwei Schwerlastkräne waren am Donnerstag auf dem Hof des Technikmuseums Magdeburg im Einsatz. Sie hatten eine zehn Tonne schwere Stele am Haken, die sie vom Tieflader zum Fundament transportierten.
Das verlief reibungslos. Und damit kann dieses bedeutende Relikt aus der Stadt- und Technikgeschichte jetzt ganz neu erlebt werden.
Die Stele: Ein Symbol für Magdeburgs industrielle Blütezeit
Die Stele mit einer Ummantelung aus Edelstahl zeugt von der industriellen Hochzeit Magdeburgs. Geschaffen wurde sie vom bekannten Kunstschmied und Metallgestalter Josef Bzdok in den späten 1970er Jahren.
Der Auftrag dafür kam höchstwahrscheinlich aus dem einstigen Schwermaschinenbau-Kombinat „Ernst Thälmann“ (Sket). Mit dem Chemieanlagenbau Magdeburg, der Werkzeugmaschinenfabrik, der Stahlgießerei Rothensee und dem Dimitroff-Werk beteiligten sich weitere Schwergewichte aus der Industrie der Stadt am Bau.
Das Wappen der volkseigenen Betriebe ist als Relief seitlich an der Stele angebracht. Statt Dimitroff ist das Emblem des Kombinats TAKRAF abgebildet, zu dem der VEB gehörte. Auf der Spitze des zehn Meter hohen Stahlkolosses war einst das Sket-Logo montiert. Dieses ist jedoch verschwunden.
Stele zum 30. Tag der Republik im Jahr 1979 eingeweiht
Die Stele war zum 30. Nationalfeiertag der Deutschen Demokratischen Republik – am 7. Oktober 1979 – feierlich eingeweiht worden.
Sie stand viele Jahre lang an der Autobahn 2, genauer gesagt an der Abfahrt Magdeburg-Zentrum aus Richtung Hannover kommend, so Christian Marlow, Sammlungsleiter im Technikmuseum. „Es war ein Aushängeschild für Magdeburg und spiegelte das Können der Betriebe in der Stadt wider.“
Die A2 war damals Transitautobahn. Vom Westen führte sie durch die DDR nach Berlin. Wer an Magdeburg vorbeifuhr, bekam mit der Stele einen ersten Eindruck von der Wirkkraft der „Stadt des Schwermaschinenbaus“.
Etwas ist hier jedoch bemerkenswert: Mit dem VEB Schwermaschinenbau „Karl Liebknecht“ (SKL) fehlt auf dem Monument ein Großbetrieb aus Magdeburg. Warum dieser nicht aufgenommen wurde, ist unklar.
„Wir freuen uns, dass wir dieses Magdeburger Wahrzeichen im restaurierten Zustand nun im Technikmuseum haben“, sagt Marlow. Der Stahlkoloss hat seinen Platz zwischen Bahnhofsstele und Thälmann-Skulptur auf dem Außengelände gefunden.
Industriegeschichte bewahren: Die Restaurierung der Magdeburger Stele im Detail
Perspektivisch sollen am Fundament, das eigens gegossen wurde, noch Strahler zur Beleuchtung platziert werden. Zeitnah wird noch eine Informationstafel ergänzt.
Zum Hintergrund: In den 2010er Jahren war die Stele an der Autobahn 2 abgebaut und in einem städtischen Bauhof im Norden eingelagert worden. Mit Hilfe des Tiefbauamtes gelangte sie im vergangenen Jahr von dort in das Technikmuseum.
Dort wurde sie von Mitarbeitern der Gesellschaft für Innovation, Sanierung und Entsorgung (Gise) von Mai bis August dieses Jahres umfangreich restauriert und instandgesetzt.
Schriftzug händisch lackiert
Dabei war einiges zu tun. Bei der Inspektion hatte sich herausgestellt, dass das tragende Innengerüst korrodiert und instabil war. „Wir haben alles entrostet, Korrosionsschutz aufgetragen und teilweise neuen Flachstahl eingeschweißt“, so Jens Klein, Projektleiter bei der Gise.
Die Verkleidung aus Edelstahlsegmenten wurde abgenommen, auf Hochglanz poliert und versiegelt und dann wieder angebaut. Auch wurde der Magdeburg-Schriftzug an der Vorderseite händisch mit Lack neu gezogen.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die Stele - obschon ohne Sket-Logo - sieht praktisch wie neu aus. „Sie hält jetzt weitere 50 Jahre.“
Unter Anleitung von Vorarbeiter Erik Vosteen waren sechs Teilnehmer der Gise bei dem Stelen-Projekte involviert. Gefördert wurde die Maßnahme von der Landeshauptstadt Magdeburg sowie dem Jobcenter. Klein richtet zudem seinen Dank an das Tiefbauamt sowie die Firma „Brandt & Wangler“ für die geleistete Unterstützung aus.
Die Magdeburg-Stele kann ab sofort während der Öffnungszeiten des Technikmuseums, von Dienstag bis Sonntag in der Zeit von 10 bis 17 Uhr, in der Dodendorfer Straße 65 begutachtet werden.