Dominica Erste Magdeburger Domglocke wird repariert
Im Herbst 2019 beginnen die Arbeiten am neuen Glockengeläut des Magdeburger Doms. Die barocke Dominica wird repariert.
Magdeburg l Dominica ist kein Leichtgewicht. Rund 2,6 Tonnen wiegt die Glocke, die im Magdeburger Dom hängt, schon lange aber nicht mehr schlägt. An zwei Stellen ist sie beschädigt. An der Krone fehlen Henkel. Zudem ist der Klöppel zu schwer.
Ab Herbst 2019 steht für die schwere Dame eine Kur an. Während eines Vor-Ort-Termins des Magdeburger Kulturausschusses berichtet Andreas Schumann, CDU-Stadtrat und einer der Vorsitzenden des Vereins Domglocken Magdeburg: „Wir haben inzwischen die Mittel für Transport und Reparatur der Dominica beieinander.“
Allein die Reparatur kostet 19.000 Euro, samt Transport werden rund 30.000 Euro fällig. Der Grund: Es gibt in Deutschland nur noch eine Spezialwerkstatt, in der diese Arbeiten ausgeführt werden können. Es handelt sich um die Glocken-Schweißwerkstatt Lachmeyer in Nördlingen im westlichen Bayern.
Andreas Schumann erläutert: „Bevor die Schäden behoben werden können, muss beispielsweise das Metall ganz behutsam erwärmt werden. Damit die Glocke diese Prozedur schadlos übersteht, darf es keine Erwärmung um mehr als ein Grad pro Stunde geben.“ Erst dann kann das flüssige Metall auf die beschädigten Stellen aufgebracht werden.
Carsten Sußmann vom Magdeburger Unternehmen Sußmann+Sußmann Architekten und Ingenieur begleitet das Projekt. Er berichtet, dass an den vier vorhandenen Glocken bis heute die Spuren der Vergangenheit zu erkennen sind. „Zum Beispiel Trittbretter. Mit denen wurden sie früher in Bewegung und zum Läuten gebracht.“ Diese Aufgabe haben längst Motoren übernommen.
Überhaupt seien die heutigen Glocken nur ein Rest dessen, was der Magdeburger Dom einmal zu bieten hatte. „Beispielsweise ist an den Turmstümpfen bis heute zu erkennen, wo hier Seilzüge für Glocken angebracht gewesen sind“, berichtet Carsten Sußmann.
Nach der Rückkehr nach Magdeburg soll die Dominica, die im Jahr 1575 durch den Erfurter Glockenmacher Eckehart Kucher gegossen wurde, nicht wieder an ihren alten Platz zurückkehren. Andreas Schumann sagt: „Wir hoffen, dass die Glocke im Frühjahr kommenden Jahres wieder in Magdeburg ist. Vielleicht sogar schon zu Weihnachten.“ Zunächst wird sie im Schiff des Magdeburger Doms platziert und soll dort um Spenden werben. Dann haben die Besucher auch die Möglichkeit, die Verzierungen aus nächster Nähe in Augenschein zu nehmen – was sonst nicht der Fall ist.
Ziel ist es, dass möglichst bis 2022 oder 2023 die erste Etappe des Vorhabens abgeschlossen ist. Dann soll die Dominica eine Etage weiter oben im Nordturm des Doms samt neu geschmiedetem Klöppel ihren Platz gefunden haben. Dazu wird der Glockenstuhl im Nordturm aufgestockt.
Grund für diesen Umzug: Am neuen Platz für die Dominica, die auch Sonntagsglocke genannt wird, gibt es Öffnungen in drei und nicht nur in eine Richtung, so dass der Glockenklang besser über die Stadt verteilt wird.
Neben den anderen alten Glocken des Geläuts – neben der Dominica sind das die 8,8 Tonnen schwere Susanne, die fast fünf Tonnen schwere Apostolica und die 200 Kilogramm schwere Orate – wird für diesen Turm eine neue Glocke benötigt. Sie soll 5,8 Tonnen wiegen, aus der Glockengießerei Bachert in Mannheim kommen und 125.000 Euro kosten.
Andreas Schumann: „Dazu haben wir bereits vielversprechende Gespräche mit der Ostdeutschen Sparkassenstiftung geführt.“
Im Anschluss ist der Südturm an der Reihe. Hier muss ein kompletter Glockenstuhl eingebaut werden. 300 Jahre haben hier keine Glocken mehr geläutet. Und sämtliche sieben Glocken für diesen Teil des Doms müssen neu gegossen werden.
Um das Magdeburger Domgeläut komplett zu haben, müssen noch viele Spenden gesammelt werden.
Während der Sitzung des Kulturausschusses informierte sich auch Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) über das Vorhaben. Und er sagte zu, dass er sich für Fördermittel für das Projekt in der Magdeburger Hauptkirche einsetzen möchte. Haseloff: „Magdeburg und der Dom stehen für die Wiege der Nation.“ Während Aachen für das Fränkische Reich und damit noch nicht für Deutschland steht, sei Speyer, das oft auch mit dem deutschen Kaisertum genannt wird, kein Ort der Ottonen und damit der ersten deutschen Kaiser. „Es geht darum, dass ganz Deutschland den Blick öffnet für die Wurzeln deutscher Geschichte östlich des Limes!“
Mit Blick auf Gelder hat Andreas Schumann auch schon Gespräche mit Katrin Budde aufgenommen. Die Sozialdemokratin ist Vorsitzende des Ausschusses für Kultur und Medien des Bundestages und damit an einer wichtigen Position, an der über Fördergelder beraten wird. Die Gespräche seien vielversprechend, so Andreas Schumann.