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Freizeit Mit Video: Das ist das Magdeburger Bergland

In einer Serie besucht die Volksstimme Parks in der Landeshauptstadt. In dieser Folge geht es um den Höhenzug ganz im Süden Magdeburgs.

Von Martin Rieß Aktualisiert: 22.11.2023, 11:39
Inmitten der von Feldern geprägten Region am Rande der Magdeburger Börde bilden die Sohlener Berge mit benachbarten Hügeln eine grüne Insel.
Inmitten der von Feldern geprägten Region am Rande der Magdeburger Börde bilden die Sohlener Berge mit benachbarten Hügeln eine grüne Insel. Foto: Martin Rieß

Magdeburg - Magdeburg und ein Gebirge? Kaum vorstellbar in der Landschaft der Elbaue. Und doch verfügt die Landeshauptstadt ganz im Süden über Hügel, die ein bisschen Gebirgsgefühl aufkommen lassen.

Es geht um die Sohlener Berge, die sich südlich des 72,5 Meter über Normalnull hohen und zum Teil besiedelten Spionskopfs in Richtung Schönebeck anschließen. Mit 97,8 Metern über dem Meeresspiegel kratzen die Sohlener Berge an der 100-Meter-Marke.

Zum Vergleich: Der Magdeburger Dom ist 104 Meter hoch. Dies freilich aber nicht ausgehend vom Niveau des Meeresspiegels, sondern von den rund 60 Metern, die der Magdeburger Domplatz über Normalnull liegt.

 
Die Sohlener Berge in Magdeburg. (Kamera: Martin Rieß, Schnitt: Christian Kadlubietz)

Auch interessant: Die aktuelle Wettervorhersage für Magdeburg

Durch einen kleinen Taleinschnitt von den eigentlichen Sohlener Bergen getrennt liegt südlich der Große Riesenberg, der mit 89 Metern über Normalnull wiederum gar nicht so ein großer Riese ist. Von diesem aus geht es erst in das flache Tal, durch das die Straße zwischen den Magdeburger Stadtteilen Beyendorf-Sohlen und Westerhüsen verläuft.

Was übrigens viele nicht wissen: Die Sohlener Berge gehören zum größten Teil gar nicht zum namensgebenden Ortsteil Magdeburgs. Verwaltungstechnisch gehörte das Gebiet schon lang vor der Eingemeindung von Beyendorf-Sohlen im Jahr 2001 zu großen Teilen zu Magdeburg. Die meisten Teile sind dem Stadtteil Salbke zugeordnet.

Die schwarzen Beeren sind am Liguster gereift.
Die schwarzen Beeren sind am Liguster gereift.
Foto: Martin Rieß

Und auch das ist interessant: Die Sohlener Berge sind zwar ungleich schöner als viele andere Hügel in Magdeburg – die höchste natürliche Erhebung sind sie in der Landeshauptstadt aber nicht. Das Lausehoch bei Ottersleben erhebt sich 124 Meter über Normalnull. Bei ihm handelt es sich aber um einen eher unspektakulären Hügel in Nachbarschaft der Mülldeponie der Hängelsberge.

Freizeit zwischen Magdeburg und Schönebeck

Was wird dem Besucher nun auf den Sohlener Bergen geboten? Klar: Ein echter Park mit Spielplatz und Eiscafé, mit gestutztem Rasen und Blumenrabatten ist er nicht. Die Sohlener Berge bieten vor allem einen Wald und Lichtungen. Und das ist es, was hierherlockt. Denn mit Parks und Wäldern ist dieses Gebiet ansonsten nicht sonderlich reich ausgestattet.

Über die Sohlener Berge zieht sich ein Netz mit einigen Wegen, auf denen der eine oder andere Wanderkilometer zusammenkommt. Gerade im Frühjahr, wenn die Natur erwacht oder im Herbst, wenn die Blätter golden gefärbt sind und nach und nach zu Boden fallen, zeigen sich die Sohlener Berge von der besten Seite. Dann taucht die Sonne das Gebiet zwischen den Äckern der Börde in ein besonders freundliches Licht.

Neben der Natur bietet sich dem Besucher der eine oder andere weite Blick in die umgebende Landschaft. Zu sehen ist da Magdeburg mit dem Dom und den anderen Kirchen in der Ferne. Und auch das Silo von Westerhüsen als markante Landmarke ist zu sehen. Im Osten schweift der Blick auf den Volkspark Westerhüsen, im Süden sind Schönebeck und der Frohser Berg mit dem Funkturm zu sehen.

Nach einer Corona-Pause hatten Bewohner von Beyendorf-Sohlen im vergangenen Jahr eine Tradition wieder aufgenommen. Initiiert von der Kirchengemeinde fand am zweiten Advent die 18. Beyendorfer Waldweihnacht samt Krippenspiel statt. In diesem Rahmen wird in diesem Jahr am 16. Dezember die Weihnachtsgeschichte erzählt. Beginn ist um 16 Uhr.

Der Sender Frohser Berg bei Schönebeck ist weithin zu sehen.
Der Sender Frohser Berg bei Schönebeck ist weithin zu sehen.
Martin Rieß

Vor einigen Jahren hatte die Magdeburger Stadtverwaltung Fahrradtouren durch die Stadt entwickelt. Route 4 war überschrieben als „Rund um die Sohlener Berge“. Der zum Teil bewaldete Höhenzug wird dort als Naturdenkmal und Heimat seltener Pflanzenarten hervorgehoben.

Von privater Initiative zeugt die Beschriftung einer Bank, die zum Verweilen am Waldesrand am Berghang und mit Blick auf Beyendorf-Sohlen einlädt.

Auf dem Weg zu den Sohlener Bergen passieren die Spaziergänger und Radfahrer Felder.
Auf dem Weg zu den Sohlener Bergen passieren die Spaziergänger und Radfahrer Felder.
Foto: Uli Lücke

Und wenn Schnee gefallen ist, sind die Sohlener Berge eine besondere Attraktion für Magdeburg. Mutmaßlich befinden sich hier die besten Rodelhänge Magdeburgs.

Eine gastronomische oder Einkaufsversorgung gibt es im Wald nicht. Nächstgelegene Gaststätten gibt es in Beyendorf-Sohlen, in Salbke und in Westerhüsen. Auch Einkaufsmöglichkeiten gibt es nicht in unmittelbarer Umgebung, so dass Lunchpaket oder Picknickkorb sowie Thermoskannen oder erfrischende Getränke für unterwegs zur Ausstattung für den Ausflug gehören sollten.

Die Spuren der Eiszeit bei Magdeburg

Entstanden sind der Frohser Berge ebenso wie die Hügel der Sohlener Berge während der Saale-Kaltzeit. Zwischen 125.000 und 250.000 Jahre dürfte es damit hersein, dass hier in einer Endmoräne Schutt und Geröll aufgetürmt wurden.

Auf der Koppel am Fuß der Hügelkette grasen die Pferde.
Auf der Koppel am Fuß der Hügelkette grasen die Pferde.
Foto: Uli Lücke

Für die Menschen stellten die Sohlener Berge indes über Jahrhunderte eine wichtige Quelle für Holz dar: Waren auf der westlichen Seite der Elbe die Wälder an anderen Stellen längst verschwunden, gedieh hier der nachwachsende Rohstoff auch weiterhin.

Handel, Wandel und Krieg vor den Toren Magdeburgs

In der Hügelkette wurde vor Jahren aber auch das Pflaster eines alten Hohlwegs freigelegt. Mutmaßlich wurde hier das aus dem Flüsschen Sülze, das sich auf der westlichen Seite durch das Tal schlängelt, gewonnene Salz in Richtung Elbe transportiert, um es von dort aus in andere Gebiete verschiffen zu können.

An einer Birke am Waldrand ist ein Baumpilz gewachsen.
An einer Birke am Waldrand ist ein Baumpilz gewachsen.
Foto: Martin Rieß

Am Großen Riesenberg finden sich indes auch noch die Reste eines finsteren Stücks der Geschichte. Hier wurde im Zweiten Weltkrieg eine Flakstellung angelegt. Von dieser aus wurden die alliierten Flugzeuge bei ihren Luftangriffen ins Visier genommen. Zum Kriegsende war die Anlage, die noch in Resten vorhanden ist, von den US-Amerikanern eingenommen worden, die von hier aus noch von der Wehrmacht besetzte Stadtteile in Magdeburg unter Beschuss nahmen.

Auch wenn bereits im Jahr 2012 die AG Ortschaftsentwicklung des Ortschaftsrates Beyendorf-Sohlen sich mit dem Gebiet befasst hat – über lange Zeit war die Zukunft ungewiss. Unter anderem war vom Stadtrat beschlossen worden, dass auf dem Anstieg zu der Hügelkette keine großflächigen Solaranlagen entstehen sollen – anders als ein paar Kilometer weiter zwischen Westerhüsen und Schönebeck. Stattdessen wurde ein Bebauungsplan beschlossen, der eben genau eine Bebauung und den Erhalt des Grüns auch im Umfeld der Sohlener Berge festlegt.

Das bietet die Natur in den Sohlener Bergen

Von einer Bank bietet sich ein Blick in Richtung Beyendorf-Sohlen.
Von einer Bank bietet sich ein Blick in Richtung Beyendorf-Sohlen.
Foto: Martin Rieß

Mitte der fünfziger Jahre wurde in diesem Gebiet die landwirtschaftliche Nutzung stark eingeschränkt, ist einem Bericht der AG Ortschaftsentwicklung zu entnehmen. Bei der Aufforstung seien auch schnell wachsende Pappeln gepflanzt worden, die jetzt ihre Standzeit erreicht haben, stark von Misteln befallen sind.

Beim A14-Bau wurden Hänge als Ausgleichsmaßnahme bepflanzt.

Neben diesen Bäumen finden sich im Gebiet aber auch typische Waldbäume wie Ahorn und Eichen. Im südlichen Bereich wurde ein geschütztes Biotop ausgewiesen. In einer Biotopkartierung der Stadtverwaltung ist nachzulesen: „Im Tal zwischen den Sohlener Bergen und dem Riesenberg treten artenreiche Magerrasen mit sehr schönen Blühaspekten auf.“ Freilich muss hier der Mensch dafür sorgen, dass der Magerrasen nicht verbuscht und durch Gehölze verdrängt wird.

Auch interessant: Porträts zu weiteren Parks in Magdeburg sind im Internet zu finden.

Bizarre Formen zeigen die im Herbst abgestorbenen Disteln.
Bizarre Formen zeigen die im Herbst abgestorbenen Disteln.
Foto: Martin Rieß

Mit Bus und Bahn zu den Sohlener Bergen

Eine direkte Anbindung der Sohlener Berge an das Netz des öffentlichen Personennahverkehrs gibt es nicht. Mit einer kleinen Wanderung aber sind Sohlener Berge und der Großen Riesenberg auch zu Fuß zu erreichen. Ein günstiger Start dafür ist die Haltestelle Obere Siedlung in Beyendorf, die von der Buslinie 66, die Westerhüsen über Beyendorf-Sohlen mit dem Bördepark verbindet, bedient wird. Nach rund 650 Metern in östlicher Richtung sind hier die Ausläufer der Sohlener Berge zu erreichen.

Durch das Waldgebiet führen mehrere Pfade.
Durch das Waldgebiet führen mehrere Pfade.
Foto: Martin Rieß

Wer den 66er verpasst hat oder das Busfahren nicht verträgt: Dank eines Haltepunkts an der Bahnstrecke nach Halberstadt sind die Sohlener Berge auch per Bahn zu erreichen. Von hier bis in das Waldgebiet beträgt die Strecke etwa einen Kilometer.

Mit dem Fahrrad zu den Sohlener Bergen

Von Südosten aus kommend bietet sich eine Route vom Salbker Lesezeichen durch die Blumenberger Straße und von dieser geradeaus auf einem Feldweg an. Von Osten aus kommend erreicht man die Sohlener Berge aus Westerhüsen über die Sohlener Straße, auf der sich ein Fahrradstreifen befindet. Rechterhand führt auf halbem Weg nach Sohlen ein Feldweg in das Waldgebiet. Vom Hopfengarten gelangt man übrigens auch westlich der Bahnstrecke auf einem Feldweg abseits der ansonsten mit einem Fahrradweg ausgestatteten Leipziger Chaussee nach Beyendorf.

Eine Alternative aus südlicher Richtung ist die Strecke von Lüttgen-Salbke über die Rote Mühle. Wer die Chaussee nutzt, auch über den Beyendorfer Weg aus Ottersleben im Westen kommend, nutzt am besten den ersten Feldweg linker Hand hinter dem „Classik Hotel“ nach Beyendorf. Die Ortslage erreicht man im Bereich des Friedhofs.

Mit dem Auto zu den Sohlener Bergen

Einmal davon abgesehen, dass die Feld- und Waldwege in den Sohlener Bergen nur bedingt für das handelsübliche Auto vom Smart bis zum Maserati geeignet sind: Das Feld- und Forstordnungsgesetz Sachsen-Anhalt regelt in Paragraf 4: „Das Fahren in Feld und Wald mit Kraftfahrzeugen ist verboten.“ Ausnahmen gelten beispielsweise für Jäger. Und was bedeutet das für die Sohlener Berge? Man sollte das Auto in den anliegenden Ortslagen stehen lassen und zu Fuß gehen.