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80 Jahre nach Massaker Gedenkstein in Magdeburg: Mahnmal muss umziehen

Der Gedenkstein an der Berliner Chaussee wurde 80 Jahre nach dem Massaker auf Bürgerwunsch versetzt. Wo das Denkmal jetzt steht und warum der Umzug notwendig war.

Von Romy Bergmann 12.04.2025, 08:45
Der Gedenkstein, der zuvor in einer Böschung neben der Berliner Chaussee in Magdeburg stand, wurde nun wenige Meter weiter in Richtung Sportplatz verlegt.
Der Gedenkstein, der zuvor in einer Böschung neben der Berliner Chaussee in Magdeburg stand, wurde nun wenige Meter weiter in Richtung Sportplatz verlegt. Foto: ROmy Bergmann

Berliner Chaussee. - Es war einer der letzten Kriegstage – und ein grausamer Moment in der Geschichte der Region: Am 13. April 1945 geriet ein Todesmarsch mit Häftlingen aus dem KZ-Außenlager der Polte-Werke nahe dem Stadion Neue Welt unter Beschuss. Wehrlose Häftlinge, ausgezehrt und am Ende ihrer Kräfte, wurden bei dem Versuch, sich in Sicherheit zu bringen, brutal erschossen – von Mitgliedern des Volkssturms und der Hitlerjugend.

Der Marsch ging weiter – in Richtung der Konzentrationslager Ravensbrück und Sachsenhausen. Hunderte überlebten ihn nicht. Ein Gedenkstein an der Berliner Chaussee mahnt seit Jahrzehnten an das Massaker. Die Inschrift: „Menschen seid wachsam.“

Gedenkstein Berliner Chaussee Magdeburg
Gedenkstein Berliner Chaussee Magdeburg
Romy Bergmann

Stein auf Privatgrundstück

Doch bis vor kurzem stand dieser Stein eher versteckt – a einer Böschung auf einem Privatgrundstück neben dem längst abgerissenen Gasthaus Döring, in unmittelbarer Nähe zur Haltestelle Stadion Neue Welt. Weil das Grundstück künftig bebaut werden könnte, sorgten sich Anwohner, dass der Ort der Erinnerung nicht mehr öffentlich zugänglich bleibt.

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Deshalb setzten sich engagierte Anwohner für eine Verlegung des Gedenksteins ein. Insbesondere das Team kommunaler Jugendsozialarbeit Streetworker in Magdeburg brachte sich ein, machte sich für den Standort im Kastanienhain stark. Zuvor hatten sich junge Menschen aus dem Projekt „Bunte Schulwerkstatt“ um die Pflege der alten Gedenkstätte gekümmert. Die Fraktion Die Linke hatte daraufhin kurzerhand eine Umsetzung auf städtisches Gelände beantragt.

Umzug ist beendet

Die Verwaltung griff das Anliegen auf – mit Erfolg: Der Gedenkstein hat mittlerweile ein neues Zuhause gefunden, ganz in der Nähe – auf einem öffentlichen Platz im Kastanienhain an der Berliner Chaussee, direkt beim Sportplatz.

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Die Verlegung kostete rund 12.000 Euro. Und nicht nur das: Auch das Umfeld des Mahnmals wurde nach Wünschen aus der Bürgerschaft gestaltet – ruhig, würdevoll, zugänglich.

Bis alle Details fertig sind, dauert es aber noch ein wenig: Eine erklärende Informationstafel fehlt bislang. Die Stadt arbeitet daran gemeinsam mit der Gemeinwesenarbeitsgruppe (GWA) Ostelbien, die das Projekt von Anfang an begleitet hat. „Es wird geprüft, ob ein Bildungsprojekt mit Schülerinnen und Schülern eingebunden werden kann“, heißt es aus dem Rathaus.

Offizielle Einweihung

Zudem ist ein Hinweisschild direkt an der Berliner Chaussee in Planung, damit der Ort besser wahrgenommen wird. Für die Pflege des Gedenkplatzes sorgt künftig das Schulwerkstattprojekt Bunte Werkstatt. Die Finanzierung für alle Maßnahmen stehe. Ein wichtiger Schritt ist nun getan – und das pünktlich zum 80. Jahrestag des Massakers: Am Sonntag, 13. April, soll der Gedenkstein dann an seinem neuen Standort offiziell eingeweiht werden.

Hierzu lädt die GWA Ostelbien zu einer öffentlichen Gedenkveranstaltung ein. Diese beginnt um 13 Uhr am Stadion Neue Welt in der Berliner Chaussee 217. Wie Michael Reif, Pressesprecher der Stadt Magdeburg, mitteilt, nimmt auch die Gleichstellungsbeauftragte Heike Ponitka an der Veranstaltung teil und legt Blumen nieder.