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Geburt im Klinikum Magdeburg Hebamme und Mutter berichten: So läuft eine Geburt mit Akupunktur

Im Klinikum Magdeburg wird schwangeren Frauen Akupunktur als geburtsunterstützende Methode angeboten. Eine Hebamme und eine Patientin berichten von ihren Erfahrungen.

Von Romy Bergmann 05.10.2024, 06:40
Heike Schäfer wendet schon seit Jahren in Magdeburg Akupunktur bei Frauen zur Geburtsvorbereitung und Nachsorge an. Unter anderem Saskia Schick hatte sich während ihrer Schwangerschaft für diese Methode entschieden.
Heike Schäfer wendet schon seit Jahren in Magdeburg Akupunktur bei Frauen zur Geburtsvorbereitung und Nachsorge an. Unter anderem Saskia Schick hatte sich während ihrer Schwangerschaft für diese Methode entschieden. Foto: Romy Bergmann

Magdeburg - Mit geübter Hand platziert Heike Schäfer die winzige, kaum sichtbare Nadel an der Bauchdecke ihrer Patientin. Die Hebamme kennt genau den richtigen Punkt, um Linderung zu verschaffen, und sticht die Nadel mit präziser Sorgfalt. Ein leichter Piks – kaum zu merken – der in den nächsten 20 Minuten eine beruhigende Wirkung entfalten soll.

Heike Schäfer ist eine von wenigen speziell ausgebildeten Hebammen im Klinikum Magdeburg, die Akupunktur in der Geburtshilfe anbietet. Akupunktur ist eine Behandlungsmethode der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), bei der feine Nadeln in bestimmte Punkte des Körpers gestochen werden. Diese Punkte liegen der Methode zufolge auf sogenannten Meridianen, den Energiebahnen des Körpers. Ziel der Akupunktur ist es, den Energiefluss (chinesisch auch Qi, sprich: „Tschi“) im Körper zu harmonisieren und Blockaden zu lösen. „Man unterschätzt, wie viel der Körper alleine schaffen kann“, erklärt Heike Schäfer ihre Faszination hinter der Methode. „Mit der Akupunktur löse ich zwar keine Prozesse aus, kann aber die Frauen und ihre Körper unterstützen.“

Akupunktur bei Schwangeren: Spezielle Punkte

Bei der Akupunktur zur Geburtsvorbereitung, die in der Regel ab der 36. Schwangerschaftswoche angewendet werden kann, werden spezielle Punkte gewählt, die den Körper der werdenden Mutter auf die Geburt vorbereiten – zum Beispiel, indem sie den Muttermund weicher machen, die Muskulatur entspannen und die Durchblutung der Gebärmutter fördern. Zudem sollen mit dieser Methode bestimmte Beschwerden wie Rückenschmerzen, Wassereinlagerungen oder Übelkeit gelindert werden. Die werdenden Mütter kommen dafür einmal pro Woche zu einer Sitzung, die etwa 20 bis 30 Minuten dauert. Auch nach der Geburt könne Akupunktur auch beispielsweise zur Rückbildung der Gebärmutter genutzt werden.

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Im Klinikum Magdeurg in Olvenstedt wenden hebammen Akupunktur zur Geburtsvorbereichtung und Nachsorge an. Hier mit Hebamme  Heike Schäfer und Patientin Saskia Schick.
Im Klinikum Magdeurg in Olvenstedt wenden hebammen Akupunktur zur Geburtsvorbereichtung und Nachsorge an. Hier mit Hebamme Heike Schäfer und Patientin Saskia Schick.
Romy Bergmann

Geburtenzahlen in Magdeburg sinken

Die Leistung kann in der Regel als Hilfe bei Beschwerden über die Krankenkasse abgerechnet werden. Die Zahl der schwangeren Frauen, die sich bewusst für eine Vorbereitung mit Akupunktur entscheiden, sinke seit geraumer Zeit – so wie auch die Geburtenzahlen im Klinikum leicht gesunken sind: Hatten 2022 noch 1392 Kinder das Licht der Welt erblickt, sind es 2023 mit 1270 mehr als 100 Babys weniger gewesen. Außerdem sei Akupunktur nicht für jede Frau geeignet, warnt Heike Schäfer – insbesondere bei Schwangeren mit Gerinnungsstörungen oder vorzeitigen Wehen.

Bei Saskia Schick aus der Börde haben alle Umstände gepasst, sie entschied sich während ihrer Schwangerschaft vor zwei Jahren bewusst für die Akupunktur. „Ich hatte mich schon vorher mit Naturheilkunde beschäftigt und Erfahrungen damit gehabt“, erzählt sie. Vier Wochen lang ließ sich die Erzieherin vor der Entbindung regelmäßig Nadeln setzen.

Glaube und Überzeugung sind wichtig

Schmerzen habe sie dabei keine gehabt – lediglich eine Stelle am kleinen Zeh, die eine direkte Beziehung zur Gebärmutter herstellen soll, sei sehr unangenehm gewesen. „Als würde man sich ein Ohrloch stechen lassen“, zieht sie den Vergleich. Am Tag der Entbindung fiel auf, dass ihr Muttermund bereits ungewöhnlich weit geöffnet war, was laut Aussage von Hebamme Heike Schäfer durchaus an den vorherigen Sitzungen gelegen haben könnte. Nach der Geburt ihres Sohnes habe Saskia Schick keine weiteren Nadeln setzen lassen. Am meisten habe sie bei der Methode der „natürliche Weg“ der Behandlung überzeugt. „Ich glaube, bei allem, was mit Akupunktur und Homöopathie zu tun hat, gehört auch ein bisschen Glaube und Überzeugung dazu“, meint sie. Sie selbst sei davon jedoch überzeugt gewesen und würde sich jederzeit wieder für die geburtsvorbereitende Akupunktur entscheiden.