Hochschule Spiel aus Magdeburg für mehr Toleranz
Fragen zu Geschlecht und Vielfalt sind Studierende der Hochschule Magdeburg-Stendal auf den Grund gegangen. Entstanden ist ein Würfelspiel.
Magdeburg l Gemeinsam mit Studierenden der Hochschule Magdeburg-Stendal hat das Kompetenzzentrum geschlechtergerechte Kinder- und Jugendhilfe Sachsen-Anhalt e. V. in einem Praxisprojekt, das über zwei Semester lief, das Würfelspiel „GeVi - Geschlechtliche Vielfalt neu erleben!“ entwickelt.
„Das Würfelspiel ist eine einfache Möglichkeit, die Jugendlichen und Erwachsenen spielerisch das Thema geschlechtliche Vielfalt von Identitäten nahebringt“, erzählt Irena Schunke, Referentin am Kompetenzzentrum. Angesprochen würden Fachkräfte, die mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen arbeiten, doch auch für Eltern und andere Interessierte könne das Spiel Spaß bereiten und Wissen vermitteln.
„Jeder Mensch macht während des Lebens verschiedenste Erfahrungen mit seiner Identität und wird mit unterschiedlichen Rollenerwartungen konfrontiert“, erklärt Irena Schunke. Jungen haben beispielsweise schlechte Noten, spielen Fußball und mögen die Farbe Blau. Mädchen lieben es, sich zu schminken, gehen gerne reiten und mögen die Farbe Rosa. „Aber ist das wirklich so? Diesen Fragen zu Geschlecht, Rollenbildern und Vielfalt sind die Studierenden des Fachbereichs Soziale Arbeit, Gesundheit und Medien auf den Grund gegangen“, berichtet die Referentin.
Kern des Projekts war die Erstellung eines Spiels, das junge Menschen für „Gender“ und „Geschlechtervielfalt“ sensibilisiert.
Während des Projekts lernten die angehenden Sozialarbeiter auch die sogenannte „Genderbread Person“ kennen. Auf den ersten Blick ein Lebkuchen, aber im Bereich der Geschlechtervielfalt eine Abbildung, die den Unterschied zwischen Gender und Geschlecht, zwischen Wahrnehmung, Identität und Sexualität, zwischen sozialen und biologischen Komponenten deutlich macht.
All das wollten die Studierenden mit ihrem Spiel darstellen. Da war es nur logisch, dass die Figur ins Zentrum des Spiels gerückt wurde.
Neben dem Spielbrett entwickelten die Studierenden Frage-, Aktions- und Infokarten. Ziel des Spiel ist es, jeweils drei Karten aus den verschiedenen Bereichen zu sammeln. Den klassischen Sieger beim Spiel gibt es nicht.
Das Spiel sensibilisiere vor allem die Teilnehmer für verschiedene Lebenswelten. „Es hilft dabei, Diskriminierungen aufgrund der sexuellen Orientierung, des biologischen Geschlechts oder der Geschlechtsidentität entgegenzuwirken sowie respektvoll miteinander umzugehen“, so Irena Schunke.
Die Spieler werden mit Fragen, Aktionen und Informationen in eine Diskussion gebracht, erfahren Wissenswertes zum Thema und lernen, gendergerecht zu agieren.
Ausprobiert haben die Studierenden ihr Spiel unter anderem im offenen Treff des Jugend- und Sozialzentrums „Mutter Teresa“ und im Kinder- und Jugendhaus „Magnet“.
Das Kompetenzzentrum hat fünf Prototypen des Spiels anfertigen lassen. „Für die Projektgruppe war es ein sehr eindrucksvoller Moment, es real vor sich zu haben und anfassen zu können, als nur darüber zu sprechen und das Layout auf dem Computer zu sehen“, erzählt Irena Schunke.
Aufgrund des hohen positiven Zuspruchs und der Nachfragen soll das Spiel in die industrielle Fertigung gehen. Ein Spieleverlag wurde bereits gefunden. Derzeit werde geschaut, wie die Produktion finanziell gestemmt werden kann.
Durch die Corona-Pandemie sei die Werbung für das Spiel ins Stocken geraten. Fachmessen wie der Spielmarkt Potsdam konnten nicht besucht werden. „Unser Ziel ist, dass wir das Spiel Jugendeinrichtungen zur Verfügung stellen können“, so Irena Schunke.