Zoo Magdeburg Ist Aquarium große Vision oder Größenwahn?
Die ambitionierten Pläne des Magdeburger Zoos, für bis zu 60 Millionen Euro ein Aquarium zu bauen, sorgen für Diskussionen.
Magdeburg l „Das ist doch Größenwahn“, schleudert ein erboster Anwohner des Neustädter Sees Zoodirektor Kai Perret entgegen. Dieser hat gerade auf der gemeinsamen Bürgerversammlung der Gemeinwesenarbeitsgruppen (GWA) Neustädter See und Kannenstieg erstmals öffentlich die Pläne von einem Großaquarium für den Zoo Magdeburg vorgestellt.
Besonders die von ihm genannten Baukosten von 50 bis 60 Millionen Euro sorgen für Unmut. „Können wir uns das leisten?“, fragt eine ältere Anwohnerin.
Unterstützung bekommt Kai Perret von den anwesenden Stadträten Frank Theile (Linke) und Carola Schumann (FDP), die beide erklären, dass man Leute mit Visionen brauche, wenn man als Stadt etwas erreichen will. „Wir sollen zunächst nur prüfen, um mehr geht es nicht“, verdeutlichte Theile.
Perret erläutert auch, warum nur die Fläche nördlich des alten Nordeingangs für den Neubau genutzt werden kann. Denn viele Anwohner fordern, dass doch zunächst der Vogelgesangpark genutzt werden sollte. „Ich habe beim Denkmalamt vorgefühlt. Es gab eine ganz klare Absage“, erklärt er. Die Anlage ist als ältester Park der Stadt Magdeburg ein Flächendenkmal, Gehege oder Gebäude seien nicht denkbar.
Ein weiterer Grund sei die angestrebte Verwendung von Fördermitteln. „Ohne diese ist das Projekt gestorben“, stellt er klar. Genutzt werden soll der „Tourismustopf“ aus dem EFRE-Programm der EU, der einen Großteil der Kosten abdecken würde. Beim Bau der Erlebniswelt für Africambo 2 wurde erstmals diese Fördermöglichkeit im Land genutzt, zuvor verfielen diese Gelder immer, sagt er.
Erledigt wäre mit dem Neubau auch die jahrelange Diskussion um einen zweiten Zooeingang, meint Kai Perret. Denn das Aquarium würde einen vollwertigen Eingang erhalten, den man auch als Zugang zum Zoo Magdeburg nutzen kann. „Das wäre dann da, wo wir ihn immer wollten“, pflichtet ihm GWA-Sprecherin Sandra Täntzler bei.
Im Rahmen der Machbarkeitsstudie, die bis März 2018 vorliegen soll, wird neben der Wirtschaftlichkeit des Projekts auch die Verkehrssituation untersucht sowie eine Lösung für eventuell wegfallende Stellplätze gesucht. Beide Themen bewegen die Anwohner. „Wenn möglich sollen die Besucher woanders ‚abgeladen‘ und beispielsweise mit Shuttlebussen transportiert werden“, beschreibt Perret.
Der Zoodirektor sichert zu, dass Stadtteilmanagement, Bürgerverein sowie die „Otto von Guericke“-Wohnungsbaugenossenschaft bei der Erstellung der Studie einbezogen werden. Sie sollen dafür sorgen, dass die Belange der Anwohner vor Ort ausreichend beachtet werden. „Es wäre das Schönste, wenn wir einen Konsens finden und daraus ein gemeinschaftliches Projekt machen“, appelliert Kai Perret.
Oberbürgermeister Lutz Trümper findet, dass das Aquarium eine „gute Sache wäre, die es im Umfeld nicht gibt“. Er betont auf Volksstimme-Anfrage erneut, dass das Projekt ohne Zuschüsse auskommen muss: „Es darf keine Kostenbelastung für den Zoo geben.“ Bereits seit einem halben Jahr wird im Aufsichtsrat über den Neubau gesprochen, ein Bebauungsplan für die Fläche wird derzeit erstellt.