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Heimatgeschichte Mit Video: Erinnerungstafeln in Magdeburg aufgestellt - ein Haus und seine Geschichte

Im Magdeburger Stadtteil Alt-Olvenstedt stehen nun drei Erinnerungstafeln, die an die Geschichte der jeweiligen Gebäude erinnern. Die Interessengemeinschaft Alt-Olvenstedt hat die Idee ins Leben gerufen und will weitere Tafeln folgen lassen. Auch ein Freund von Goethe ist dabei Thema.

Von Lena Bellon Aktualisiert: 11.10.2023, 08:17
Henning Bollmann (links) und Hartmut Henkel von der Magdeburger Interessengemeinschaft Alt-Olvenstedt haben den Aufbau der Tafeln in den Morgenstunden begleitet. Stolz präsentieren sie die Erinnerungstafel zu dem ehemaligen Rathaus an der Helmstedter Chaussee.
Henning Bollmann (links) und Hartmut Henkel von der Magdeburger Interessengemeinschaft Alt-Olvenstedt haben den Aufbau der Tafeln in den Morgenstunden begleitet. Stolz präsentieren sie die Erinnerungstafel zu dem ehemaligen Rathaus an der Helmstedter Chaussee. Foto: Lena Bellon

Magdeburg - Noch vor einem Jahr war die Idee in ihren Kinderschuhen. Es sollten drei Erinnerungstafeln aufgestellt werden – wie diese genau aussehen, ob sie aufgestellt werden dürfen und wer sie finanziert, war im November 2022 noch unklar. Nun stehen im Stadtteil Alt-Olvenstedt drei fertige Tafeln.

 
Warum es nun Erinnerungstafel über Goethes Freund in Magdeburg gibt. (Schnitt: Christian Kadlubietz, Kamera: Lena Bellon)

Und zwar am Friedensgerichtshaus, am Alten Rathaus und am Geburtshaus des Dichters und Schriftstellers Johann Stephan Schütze. Ins Leben gerufen wurde die Idee von der Interessengemeinschaft (IG) Alt-Olvenstedt. Bis es soweit war und die Tafeln am Dienstag in die Erde gelassen werden konnten, seien mehrere Schritte notwendig gewesen, wie Hartmut Henkel, Sprecher von der IG Alt-Olvenstedt, berichtet: „Wir hatten verschiedene Entwürfe, mussten die Genehmigung bei der Stadt und den Besitzern der Grundstücke einholen. Außerdem haben wir die Spenden gesammelt.“

Insgesamt zwölf Magdeburger Spender

Zusammen hätten die Halterungen der drei Tafeln 1300 Euro gekostet. Dazu kommen noch rund 2550 Euro für die Edelstahl-Tafeln selbst sowie weitere 72 Euro für die kleinen Tafeln, auf denen einige der Spender aufgelistet sind. Die Finale Summe könnte erst genannt werden, wenn die letzte Rechnungen eingegangen sind. Jedoch wird mit rund 4000 Euro gerechnet. Eine Firma hat als Spende angeboten, die Erinnerungstafeln kostenlos in der Erde zu platzieren. Zwölf Spender hätte es insgesamt gegeben – manche sind auf den Tafeln verewigt, andere wollten anonym bleiben.

Die Erinnerungstafel am Stephan-Schütze-Haus in Magdeburg.
Die Erinnerungstafel am Stephan-Schütze-Haus in Magdeburg.
Lena Bellon

Die Tafeln sind aus Edelstahl, sollen leicht abwaschbar sein und sind im Boden mit Querstäben gegen Diebstahl gesichert. Für die Gestaltung, die auch eine Grafik der Gebäude von früher zeigt, habe die Interessengemeinschaft sich ganz bewusst entschieden. Denn das Friedensgerichtshaus wurde 2008 abgerissen – wie das Haus, das lange als Gasthaus genutzt wurde, einmal aussah, könnte die nächste Generation Olvenstedter sonst nicht mehr wissen.

Die alten Bilder aufzutreiben, sei gar nicht so einfach gewesen: „Für das Rathaus-Foto bin ich im Wolmirstedter Museum fündig geworden.“ Daher wüsste er auch, dass das Wappen, das heute über der Tür zu sehen ist, erst nach 1938 angebracht wurde.

Auch interessant: Magdeburger Hobbychronist will Foto-Rätsel lösen.

Weitere Ideen für Tafeln in Magdeburg-Olvenstedt

Die IG Alt-Olvenstedt, die es bereits seit 2007 gibt, hat mit dieser Aktion jedoch das Projekt Erinnerungstafeln noch nicht abgeschlossen. „Wir haben noch Ideen für weitere Standorte. Aber dann eine nach der anderen und nicht wieder drei auf einmal“, sagt Henkel. Ideen seien zum Beispiel Erinnerungstafeln für das Denkmal am Freiheitsplatz oder die Kirche.

Hier stehen Erinnerungstafeln in Magdeburg-Olvenstedt.
Hier stehen Erinnerungstafeln in Magdeburg-Olvenstedt.
PrePress Media Mitteldeutschland

Ob das Spendenkonto, das die Kulturscheune für diese Aktion angeboten hatte, dafür erhalten bleibt, stünde noch nicht fest. „Ich bin erst einmal stolz und erleichtert, dass jetzt alles geklappt hat und die drei Tafeln stehen“, sagt der Alt-Olvenstedter. „Ich konnte richtig ruhig schlafen, jetzt, wo die Aufregung weg ist.“

Innerhalb von zwei Stunden sind alle drei Tafeln an ihren Standorten platziert. Während das ehemalige Rathaus noch steht und äußerlich nur geringe Abweichungen zur Grafik auf der Tafel aufzeigt, hat sich das Geburtshaus an der Stephan-Schütze-Straße verändert. Der Schriftsteller Johann Stephan Schütze wurde dort 1771 geboren, gehörte später zum Freundeskreis von Goethe und lebte in Weimar und ist dort 1839 gestorben.

Die Erinnerungstafel zeigt das ehemalige Friedensgerichtshaus, gegenüber dem ehemaligen Rathaus.
Die Erinnerungstafel zeigt das ehemalige Friedensgerichtshaus, gegenüber dem ehemaligen Rathaus.
Lena Bellon

Magdeburgerin ist seit 60 Jahren im Haus

Das Fachwerk ist verschwunden – der untere Teil des Hauses ist jedoch noch erhalten geblieben. In dem Haus lebt heute Liselotte Häseler. „Ich finde die Tafel wunderschön, eine tolle Idee“, sagt sie. Seit 1963 lebt sie in dem Stephan-Schütze-Haus.

Der Geschichtsträchtigkeit ihres Hauses sei sie von Anfang an bewusst gewesen. „Der damalige Pfarrer hatte mich darüber aufgeklärt“, erinnert sie sich. Sie hat auch versprochen, sich um die Pflege des Schildes zu kümmern und es im Auge zu behalten.