Generalinspektion Magdeburger Hubbrücke muss zum Brücken-Tüv
Die Hubbrücke in Magdeburg ist derzeit gesperrt. Das denkmalgeschützte Bauwerk über der Elbe muss zur Sicherheitsinspektion. Eine Woche lang wird jedes Bauteil begutachtet.
Magdeburg - Mit mehreren Seilen gesichert hängt Carsten Zimmermann gut fünf Meter über der Oberfläche der Elbe, die zügig unter ihm hinwegströmt. Kein ganz normaler Arbeitsplatz - für den Industriekletterer gehört er aber fast zum Alltag. Erst vor einer Woche hing er den Strom hinab in der Nähe von Hamburg unter einer anderen Elbbrücke, ruft er durch eine Lücke in den Holzbohlen hinauf.
Aktuell ist nun die Magdeburger Hubbrücke seine Aufgabe. Das 1848 erstmals eröffnete, seitdem aber mehrmals umgebaute Bauwerk hat eine Generalinspektion notwendig, erklärt Rolf Onnen, der die Brücke im Zuge eines Immobiliengeschäfts 2009 erworben hatte. Ein eigens gegründeter Verein mit knapp zehn Mitgliedern kümmert sich seitdem um den Erhalt des Baudenkmals.
„Handnahe“ Prüfung
Jede Brücke, die über eine Bundeswasserstraße führt, muss regelmäßig alle sechs Jahre unter die Lupe genommen werden, erläutert Onnen weiter, so wollen es die Vorschriften. Bei der historischen Hubbrücke war das bereits überfällig und wird nun endlich angegangen.
Dabei muss jeder einzelne Niet und jede einzelne Schweißnaht „handnah“, also aus nächster Nähe persönlich in Augenschein genommen werden, um mögliche Schäden an der Konstruktion zu erkennen. Das Magdeburger Ingenieurbüro IGS plant die Inspektion im Auftrag des Vereins und hat bereits am Freitag damit angefangen, einzelne Bohlen zu entfernen. So wird Platz für die eigens engagierten Kletterprofis geschaffen. „Sonst ist es kaum möglich, von unten an die Brücke heranzukommen“, erklärt IGS-Mitarbeiter Stefan Sedlak.
Carsten Zimmermann klettert dazu über das Geländer und greift dann von unten an die durch die Lücken eingelassenen Halteseile. Einmal in Sitzposition gebracht, hangelt er sich Stück für Stück unter den Stahl- und Holzbalken entlang und dokumentiert alles, was er sieht. Oben macht sein Kollege Bernd-Michael Krause entsprechende Notizen.
In den kommenden Tagen wird aber beispielsweise auch ein kleiner Hubsteiger auf der Brücke eingesetzt, um an die Stahlträger heranzureichen, wie Stefan Sedlak weiter erklärt. Auf der Stadtparkseite, die teilweise über Land ragt, wird auch ein Kettenfahrzeug eingesetzt, um an die Unterseite zu gelangen.
„White Dinner“ geplant
Weil die Inspektion so aufwendig ist, kommt sie dem Hubbrücken-Verein auch nicht billig. „Gut 40.000 Euro wird die ganze Sache kosten“, sagt Rolf Onnen. Für den kleinen Verein eine große Summe, wie er feststellt. In den vergangenen Jahren hatte dieser sogenannte „White Dinner“ auf der Brücke veranstaltet, um mit den Einnahmen die laufenden Betriebskosten oder Vandalismusschäden zu begleichen.
Im vergangenen Jahr konnten diese aber wegen der Corona-Pandemie nicht durchgeführt werden, so dass diese Gelder fehlen. Zwar ist für dieses Jahr bereits eine Neuauflage für den 5. September geplant, für die auch bereits Plätze reserviert werden können, wie Rolf Onnen erklärt. Dennoch hoffe er ein weiteres Mal auf die Spendenbereitschaft der Magdeburger für den Erhalt der Hubbrücke.
Schon 2013 hatte diese dazu geführt, dass das acht Jahre zuvor gesperrte Bauwerk wieder für Fußgänger freigegeben werden konnte. Zum kommenden Wochenende ist das nun auch wieder – nach dem Ende der Prüfung – möglich.