Im Wohnzimmer anderer Leute Magdeburger Liedersalon entführt in ein anderes Universum
Die Reihe lockt zum vierten Mal Liebhaber des Gesangs in die Wohnzimmer verschiedener Gastgeber. In diesem Jahr ist Europa für die Konzerte das Thema.
Magdeburg. - Freitag in einer Woche ist es so weit: Nachdem bereits Konzerte in Dessau und den umliegenden Landkreisen stattgefunden haben, öffnen sich dann Wohnzimmer in Magdeburg und im Salzlandkreis drei Tage für weitere musikalische Erlebnisse. Besonders ist die Reihe im doppelten Sinne: Nicht allein wird hier die Kunstform des Liedes in den Fokus gerückt. Zudem öffnen private Gastgeber ihre Wohnzimmer für die Veranstaltungen. Nach den Konzerten bieten die Gastgebenden die Möglichkeit, bei kleinen Snacks und Getränken ins Gespräch zu kommen, sich über das Gehörte auszutauschen und das Konzert ausklingen zu lassen.
Raum für Lieder
Hinter dem Liedersalonfestival steht der Verein „Liedkunst Mitteldeutschland“. Die Veranstaltungsreihe ist die vierte Ausgabe des Festivals, das von der Gesangspädagogin und Sängerin Grit Wagner ins Leben gerufen wurde.
Sie selbst hat Gesang an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden studiert und gibt in ihrem Atelier Gesangs- und Sprechunterricht. Die Freude am Lied ist also naheliegend. Aber gleich ein ganzes Festival? Grit Wagner meint: „Ja. Denn das klassische Lied in einem kleineren Rahmen droht ein wenig in Vergessenheit zu geraten.“ In großen Metropolen gibt es für das Lied noch Formate – aber schon in mittelgroßen Großstädten spielt das Lied bislang kaum noch eine Rolle.
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Dass das Lied dabei eben nicht auf der großen Bühne vorgetragen wird, sondern vor einem kleinen Publikum, in einem engen Raum, sorgt für ein ganz anderes Erlebnis. „Es geht um eine intime Nähe, in der man das Lied ganz anders erfahren, ganz anders erleben kann“, sagt die Sängerin.
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Fast schon untergeordnet dabei die Frage, ob das Lied 500 Jahre alt ist oder ob es sich um ein zeitgenössisches Werk handelt. Grit Wagner sagt: „In allen Liedern werden ja Geschichten erzählt. Und dank der Musik wird der Text um ein ganzes Universum erweitert, das sehr unmittelbar und sehr eindrücklich auf die Menschen wirkt. Das ist doch etwas Zauberhaftes.“
Und selbst wenn es sich um sehr alte Lieder handelt – auch in ihnen wird aus dem Leben der Menschen berichtet, deren Träume und Hoffnung nicht selten denen der heutigen Menschen verblüffend ähnelten. „Mit den Liedern öffnet sich uns ein Fenster, das einen sehr ehrlichen Blick in die jeweilige Zeit freigibt“, sagt die Festival-Initiatorin.
Jedes Jahr neues Thema
Grit Wagner fungiert für das Festival als künstlerische Leiterin und gestaltet es thematisch aus. Sie berichtet: „Jedes Jahr wählen wir ein anderes Thema, mit dem sich die Künstler in ihren Konzerten auseinandersetzen.“ Vor diesem Hintergrund steht das Festival in diesem Jahr im Zeichen Europas. „Wir haben in diesem Jahr das Europa-Parlament neu gewählt und die Fußball-Europameisterschaft wurde ausgetragen. Und auch die Olympischen Spiele in Paris kann man dem Thema Europa zurechnen“, erläutert die künstlerische Leiterin.
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Es wird die verschiedenen musikalischen Traditionen Europas darstellen. Ob Klänge aus Nord, West, Süd oder Ost - alle Menschen bewegen die gleichen Lebensthemen rund um Liebe, Glaube, um Erfolg oder Scheitern beim Suchen und Finden des Lebensglücks. Neben deutschen Liedern werden so auch Werke beispielsweise in Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch und Polnisch erklingen. Es werden Wechselwirkungen von Sprache und Musik und unterschiedliche Perspektiven der Nationalkulturen erkundet. Hierbei wird sichtbar, dass es immer einen gegenseitigen Austausch der europäischen Nationen gab.
Die Künstler moderieren ihre Konzerte, so dass das Publikum tiefer in die musikalischen und lyrischen Themen eintauchen und Parallelen ziehen kann.
Fünftes Jahr im Blick
Das vierte Festival ist noch nicht einmal angeklungen – und doch laufen schon die Planungen fürs kommende Jahr. Das Motto wird lauten „Das Bekannte in der Fremde – das Fremde im Bekannten“. Inzwischen hat das Festival auch über Grenzen der Region hinaus einen Namen. Versierte Sänger bieten ihre Programme an, um in dem außergewöhnlichen Rahmen aufzutreten.
Für diesen sind freilich Jahr für Jahr Menschen gefragt, die ihre Wohnzimmer zum Liedersalon machen. Grit Wagner erläutert: „Normalerweise machen Freunde und Verwandte dann schon einen Teil des Publikums aus – und für die anderen Plätze bieten wir dann die Eintrittskarten weiteren Interessierten an.“ Platz sollte in jedem der Wohnzimmern für jeweils mindestens 20 Personen sein.
Tickets für das Familienkonzert und das Eröffnungskonzert im Gesellschaftshaus gibt es vor Ort in der Schönebecker Straße 129 und auf www.gesellschaftshaus-magdeburg.de im Web. Für die Wohnzimmerkonzerte sind Eintrittskarten per Anmeldung bei Isabel Tönniges unter Telefon 0391/
540 67 78, unter www.liedkunst.org oder per -Mail an
isabel.toenniges@gh.magdeburg.de erhältlich. In der Regel gibt es bei den Wohnzimmerkonzerten eine Hutkasse.
Termine in Magdeburg und im Salzlandkreis
Freitag 30. August
- Singen ins Wochenende mit Marlene Holzwarth auf der Terrasse des Gesellschaftshauses um 17 Uhr. Eintritt frei.
- Liederabend mit Grit Wagner und Thorsten Fabrizi in Cracau um 19.30 Uhr.
- Liederabend mit Monika Abel und Kathrin Isabelle Klein im Gesellschaftshaus Magdeburg um 19.30 Uhr.
- Liederabend mit Shirley Radig, Laura Dümpelmann und David Budai im Salzlandkreis um 9.30 Uhr.
Sonnabend, 31. August
- Liederabend mit Monika Abel und Kathrin Isabelle Klein um 19 Uhr in Staßfurt/Löbnitz.
- Liederabend mit Felix Rohleder und Michael Schütze in Magdeburg/Buckau um 19 Uhr.
Sonntag, 1. September
- Liedermatinee mit Felix Rohleder und Michael Schütze um 11 Uhr in Calbe (Saale).
- Liedermatinee mit Grit Wagner und Thorsten Fabrizi im Rayonhaus Magdeburg der Lebenshilfe in der Leipziger Straße um 11 Uhr.
- Für junge Hörer: „Europareise“ mit Christine Modersohn, Moderation, Shirley Radig und Claudia Körner im Gesellschaftshaus Magdeburg um 16 Uhr.
Konzerte am 24. und 25. August im Magdeburger Umland
Bereits dieses Wochenende finden im Umland Konzerte statt: Irene Cabezuelo und Pawel Poplawski gastieren mit ihrem Liedprogramm „Al amor - An die Liebe“ am 24. August um 19 Uhr in Dessau und am 25. August um 16 Uhr im Gemeindesaal in Gerwisch, und Ewa Zeuner und Michael Schütze sind unter dem Titel „Sehnsucht, Erfüllung, Schmerz – Liebe“ am 24. August um 19 Uhr im Schloss Möckern und am 25. August um 16 Uhr in Blumenberg zu erleben.