Straßennamen Magdeburger Straße: Zur Erinnerung an chilenischen Sänger
Volksstimme-Serie: Straßennamen in Magdeburg. Die Geschichte der Victor-Jara-Straße in Neustädter See.
Magdeburg - Die Victor-Jara-Straße befindet sich im Stadtteil Neustädter See. Er gehört zur nördlichen Begrenzung der Landeshauptstadt und prägt mit seinen Bauten inklusive Hochhäusern der 1970er Jahre das Bild auch des Stadteingangs.
Nach der politischen Wende 1989 verlor der Stadtteil stark an Einwohnern. Eine ausgeprägte Infrastruktur in puncto Einkauf und Verkehrsanbindung sowie der intensive Stadtumbau, verbunden auch mit dem Rückbau leerstehender, veralteter Wohnblocks, sollten dem Trend entgegenwirken. Heute herrscht nahezu durchgängig gute Wohnqualität. Eine der Straßen, auf die das zutrifft, ist die Victor-Jara-Straße, bebaut unter anderem mit Häusern von Wohnungsbaugenossenschaften. Zu den frühzeitig sanierten Zehngeschossern gehört die Victor-Jara-Straße 11-17, auch Aufzüge mit barrierefreiem Zugang wurden eingebaut.
Die Straße ist mit großzügigem öffentlichem Grün- und Baumbewuchs ausgestattet, zugleich wurde an Parkmöglichkeiten gedacht. Sie liegen nahe dem Neustädter Platz mit Einkaufsmöglichkeiten. Und zur Straßenbahn sei es auch nicht weit, sagte ein Bewohner. Ein großer Spielplatz wurde bereits 2003 errichtet, eine Kita „Schlupfwinkel“ gibt es ebenfalls.
Von US-Gericht verurteilt
1973 wurde an die fürs neue Wohngebiet konzipierte rund 200 Meter lange Straße der Name Victor Jara vergeben. Der chilenische Musiker und Liedermacher war bekannter Vertreter der „Nueva Canción“ (Neues Lied) Südamerikas. Er wurde am 12. September 1973, einen Tag nach dem Putsch Pinochets gegen Salvador Allende, wegen seiner politischen Gesinnung als Mitglied der kommunistischen Partei verhaftet.
Sein Schicksal hat weltweit für Entsetzen gesorgt. Im Stadion-Komplex „Estadio Chile“ wurde Jara gefoltert, dabei wurden ihm bewusst beide Hände gebrochen, um ihn für immer am Gitarrespiel zu hindern. Am 16. September 1973 töteten ihn Soldaten mit 44 Schüssen aus dem Maschinengewehr, was die 2009 veranlasste Exhumierung bewies. Der verantwortliche Offizier wurde 2016 von einem US-Zivilgericht in Florida des Mordes für schuldig befunden und zu einer Entschädigungszahlung in Höhe von 28 Millionen US-Dollar an die Familie Jara verurteilt. 2018 wurden weitere acht ehemalige Militärangehörige zu langen Haftstrafen verurteilt. Schon 2004 war das „Estadio Chile“ in Victor-Jara-Stadion umbenannt worden.