Schüler-Austausch mit Überraschungen Magdeburgerinnen in Argentinien: Warum sie hinter Gittern waren
Zum ersten Mal hat das Albert-Einstein-Gymnasium Schülerinnen nach Argentinien geschickt. Was die drei Magdeburgerinnen dort Ungewöhnliches erlebt haben und warum sie zeitweise hinter Gittern waren.
Magdeburg - Schüler grüßen ihre Lehrer mit Küsschen, trinken mit ihnen aus einem Becher und wer zu spät kommt, bekommt keinen Eintrag ins Klassenbuch, sondern darf sich einfach hinsetzen. Von dem Ablauf des Schulalltags in Argentinien waren die beiden 17-jährigen Jenny und Leni sowie die 16-jährige Leonie zunächst überrascht. Die drei Schülerinnen des Albert-Einstein-Gymnasiums waren in ihren Sommerferien nämlich zum Austausch in der argentinischen Stadt Mar del Plata.
Im Jahr 2024 fand an dem Olvenstedter Gymnasium zum ersten Mal ein Austausch nach Argentinien statt. Anfang dieses Jahren waren bereits drei Argentinierinnen in Magdeburg. Nun wurde der Spieß umgedreht, und die Gastschwestern haben sich in Südamerika wiedergesehen.
Schüler küssen Lehrer in Argentinien
Seit der siebten Klasse lernen die drei Magdeburgerinnen Spanisch, hätten schon vor dem Abflug viel verstehen und auch sprechen können – direkt nach der Ankunft hätten sie jedoch noch einige Sprachprobleme gehabt.
Lesen Sie auch: Von Magdeburg nach Mosambik: 17-Jährige wagt Abenteuer in Kinderheim.
„Die ersten Tage habe ich eigentlich nur Ja gesagt, wenn mich jemand etwas gefragt hat. Mehr habe ich mich kaum getraut zu sprechen“, erzählt Leni. Das habe sich jedoch schnell gelegt, und sie hätte sich mit der Familie und auch den Freunden in der Schule gut verständigen können. „Wir wurden direkt superherzlich in Empfang genommen“, erzählt die 17-jährige Jenny.
Den größten Unterschied zu Deutschland hätten sie in der Schule festgestellt: „Die Fächer sind zwar ähnlich, aber es ist alles weniger streng. Das Verhältnis zu den Lehrern ist eher freundschaftlich. Wer sich nicht konzentrieren kann, macht manchmal einfach etwas anderes.“ Von der Lockerheit und Spontanität der Argentinier habe Leni sich etwas abgeschaut: „Anfangs hat es mich total nervös gemacht, dass es selten einen Plan gab. Aber ich habe mich daran gewöhnt und bin viel spontaner geworden.“
Schule und Stadtteile hinter Gittern
Eine weitere Feststellung der Jugendlichen sei der geringere Medienkonsum der Gleichaltrigen dort gewesen. „Wenn sich dort Freunde treffen, lassen die alle ihr Handy in der Tasche. Das ist bei uns nicht so.“ Dass das Smartphone oft in der Tasche bleibt, habe jedoch auch einen Sicherheitsaspekt. „Uns wurde immer davon abgeraten, es in der Öffentlichkeit in der Hand zu halten. Es wird dort zu viel geklaut“, sagt Leni. Aus Sicherheitsgründen würden die meisten Kinder und Jugendlichen nicht zur Schule laufen oder mit dem Rad fahren, sondern sie werden gefahren. Sogar Gitter gebe es an den Fenstern der Schule.
Es habe in Mar del Plata ganze Stadtteile gegeben, die eingezäunt und überwacht sind – dort sei Wohnen besonders kostspielig. „Ich will nach dem Abi wieder hin und meine Gastschwester besuchen. Aber leben möchte ich dort nicht. Die wirtschaftliche Lage ist einfach zu schlecht.“
Fußball bewegt Magdeburgerinnen in Argentinien
Vom Feiern halte das die Argentinier nicht ab. Besonders in Erinnerung sei ihnen der Copa América 2024 geblieben – das sei sozusagen die EM der lateinamerikanischen Länder. Dort stand Argentinien im Finale und hat gegen Kolumbien gewonnen. „Da gab es einen riesigen Auto-Korso durch die Stadt, und alle waren total ausgelassen“, erzählen die Mädchen. „Die Autos, die wir in Argentinien gesehen haben, hätten aber sicher nicht den deutschen Tüv bekommen“, sagen die Mädchen scherzend. Aus der sechswöchigen Erfahrung würden sie vor allem selbstbewusster herausgehen und so in ihr letztes Schuljahr starten. Für die Einstein-Schüler soll der Argentinien-Austausch in die nächste Runde gehen, wie Christin Preuß mitteilt. Sie ist Lehrerin für Spanisch und Geschichte und hat mit der Fachschaft den Austausch organisiert.