Bürgerprojekt Magdeburgs Bürgersolarpark geht ans Netz
Mit der BEMA-Halde der Genossenschaft Helionat ist in Magdeburg das größte Bürgersolarkraftwerk des Landes eröffnet worden.
Magdeburg l Auf einem Areal mit einer Größe von etwa fünf Fußballfeldern, das einst als Deponie genutzt wurde, wird nun auf umweltfreundliche Weise per Sonnenkollektoren Strom produziert. Bei diesem Projekt haben sich 100 Bürger zusammengeschlossen. Sie sind Investoren und Betreiber. „Damit soll ein sichtbarer Beitrag für die Energiewende geleistet werden“, so Helionat-Vorstand Jörg Dahlke im Beisein von Wegbegleitern und Unterstützern des Energieparks, der zwischen Saalestraße, Korbwerder und August-Bebel-Damm entstanden ist. Rund eine Million Euro sind investiert worden. 270.000 Euro wurden als Eigenkapital von den Bürgern über Genossenschaftsanteile bei einer Rendite von drei Prozent aufgebracht, der Rest als Fremdkapital.
Zwei Jahre liegen zwischen Idee und baulicher Fertigstellung. Der Solarpark ist nicht nur der größte seiner Art in Sachsen-Anhalt, sondern auch der leistungsstärkste. Er besteht aus über 6300 Modulen, welche Sonnenlicht in Strom umwandeln. Die Anlage verfügt über eine Leistung von 992 Kilowatt Peak (peak: englisch, Spitze), so die im Bereich der Photovoltaik gebräuchliche Bezeichnung für die elektrische Leistung von Solarzellen. Der Strom der Anlage soll in den kommenden 20 Jahren für den Festpreis von 8,5 Cent je Kilowattstunde in das Netz eingespeist werden. Etwa 600 Haushalte in Magdeburg können mit der erzeugten Menge ein Jahr lang versorgt werden.
Das Projekt fußt auf einem Zufall: Helionat unterstützte vor zwei Jahren die islamische Gemeinde Magdeburgs bei der Suche nach einem neuen Domizil. Dabei sei man auf die Ausschreibung der Stadt für die Fläche in Rothensee gestoßen, so Jörg Dahlke. Da das Gebiet einst als Standort für die Herstellung von Kohleprodukten und der Verhüttungsindustrie sowie zur Lagerung von Industrieabfallprodukten genutzt wurde, kam hier „nur eine wirtschaftliche Nutzung infrage“, erklärte Wirtschaftsbeigeordneter Rainer Nitsche. Denn kontaminierte Abfälle aus der Lindanproduktion (Halogenkohlenwasserstoffe, die als Insektizid genutzt wurden) würden sich auf dem Gelände befinden. Der Haldenkörper ist gesichert. Umweltministerin Claudia Dalbert (Grüne) bezeichnete das Projekt u. a. als „perfekte Nutzung für diesen alten Deponiestandort“ sowie als „hervorragendes Beispiel dafür, wie die Energiewende im Land“ gestaltet werden kann.
Helionat plant bereits weitere Projekte, kündigte der Vorstand an. Eines bezieht sich auf die Gewinnung von Energie mit Hilfe von Windkraft. „Ein Bürgerwindrad würde uns ganz gut zu Gesicht stehen“, so Dahlke.