Träger bietet Wechsel an andere Orte an, was für viele Schüler jedoch finanziell nicht machbar ist Morgenstern-Schule schließt im Sommer, Auszubildende fürchten um ihren Abschluss
Nach mehr als 20 Jahren stellt die Dr.-von-Morgenstern-Schule in Magdeburg ihre Ausbildung ein. Das Ende kommt nach Ablauf des Schuljahres im Juli. Problematisch vor allem für jene jungen Leute, die noch ein Jahr bis zu ihrem Berufsabschluss brauchten.
Magdeburg l Aus ihnen spricht die pure Verzweiflung: Schüler der Berufsfachschule "Dr. von Morgenstern" fürchten um ihren Berufsabschluss. Im vorigen Jahr haben sie die Ausbildung an der privaten Schule begonnen. "Wir werden praktisch mitten in unserer Ausbildung auf die Straße gesetzt", informieren die Schüler in einer gemeinsamen Stellungnahme. Sie haben vor wenigen Tagen eine außerordentliche Kündigung ihres Ausbildungsvertrages erhalten, der auf zwei Jahre abgeschlossen war. "Das war für uns ein großer Schock."
Schließt die Einrichtung im Sommer, ist die Fortsetzung für viele ein Problem. Denn in Magdeburg gibt es keine Alternative. Den Schülern wurde angeboten, die Morgenstern-Schule in Braunschweig oder Lüneburg zu nutzen. "Für die meisten von uns ist das unmöglich", erklären die Klassenvertreter. Zum einen sei der größte Teil der Klasse extra für die Ausbildung nach Magdeburg gezogen. Zum anderen haben viele von ihnen Kinder und müssten täglich nach Braunschweig fahren, was einen hohen Kostenaufwand mit sich bringen würde. "Das kann niemand von uns bezahlen." Zumal die Ausbildung an der privaten Schule kostenpflichtig ist: Pro Monat fallen 128 Euro Schulgeld an. Hinzu kommen neben Schulmaterial noch Gebühren für die erste Prüfung 230 und die zweite 77 Euro.
Die Berufsschüler haben das Gespräch mit dem Schulleiter gesucht, berichten sie - ohne Erfolg. Auch der Volksstimme gegenüber gab er keine Auskunft und verwies auf den Geschäftsführer der Morgenstern-Schulen, Hannes Pook, Braunschweig.
Dieser gibt als Grund für die Schließung der Magdeburger Schule zurückgehende Schülerzahlen an sowie die "staatliche Konkurrenz". Ob die Schüler dorthin wechseln können, ist fraglich. "Wir hoffen auf Sonderregelungen", so Pook. Denn eigentlich könnten nur Schüler wechseln, die "unter 21 Jahren sind und ihre erste Berufsausbildung machen". Auf eine Vielzahl der Morgenstern-Schüler trifft dies nicht zu. Oftmals sind es Wiedereinsteiger bzw. junge Leute auf dem zweiten Bildungsweg.
Pook erklärte im Volksstimme-Gespräch: "Wir sind eine staatlich anerkannte, genehmigte Ersatzschule - dann müssen Stadt und Land auch reagieren und die Schüler aufnehmen."
Eine Möglichkeit, die noch im ersten Ausbildungsjahr befindlichen Schüler zum Abschluss zu führen, sieht Pook nicht: "Das können wir finanziell nicht, das würde in die Insolvenz laufen."
Dabei hatten die Schüler sogar angeboten, höhere Monatsbeiträge zu bezahlen, erklären sie. Auch ein Kompromiss (Praxistage in Braunschweig/Theorie in Magdeburg), um die Fahrkosten zu mindern, sei abgelehnt worden.
Die Schüler haben Kultusminister und Bürgermeister angeschrieben, die PTA-Klasse wandte sich an die Apothekerkammer. Und für heute ist ein Gespräch mit der Berufsschule für Gesundheits-, Sozial- und Laborberufe "Dr. Otto Schlein" angekündigt. "Wir versuchen alles, um eine Chance zu bekommen", sagen die Schüler.