Kultur Nachwuchssorgen bei Geflügelzüchtern in Magdeburg
Ob Taube oder Huhn – aktuell gibt es nur noch etwas mehr als 80 aktive Züchter in Magdeburg. Es werden immer weniger, der Altersdurchschnitt steigt und Nachwuchs fehlt. Was die Aktiven antreibt.
Magdeburg - Man könnte es mit Weiß verwechseln, aber eigentlich schimmert ein eisfarbener Farbton im Gefieder der Taube. Es rührt vom Blau her. Ein sogenannter „Eisfaktor“ sorgt für die markante Aufhellung. Es liegt in der Aufgabe des Züchters, eine möglichst reine Farbausprägung zu erzeugen.
Bei dem Exemplar, das Lutz Treschau präsentiert, ist das geglückt. Seit seiner Kindheit züchtet Treschau Tauben. Aktuell hält er 80 Tiere in seinem Hinterhof in Ottersleben. Er hat sich auf Sächsische Schildtauben spezialisiert. Daneben finden sich Deutsche Doppelkuppige und Bernburger Trommeltauben.
Es sind teils seltene und vom Aussterben bedrohte Rassen. Auch das sei ein Antrieb für die Zucht, die Rassen mit ihren vielfältigen Farbvariationen am Leben zu halten. „Wir wollen gesunde Tiere. Das steht vor der Ausstellung“, sagte der Züchter.
Und doch ist es ein weiterer Antrieb, eine möglichst formschöne Taube heranzuziehen. „Ich habe schon mehrmals das ‚vorzüglich‘ erhalten.“ Das ist die Bestnote. 97 von 100 möglichen Punkten.
„Es gibt für jede Rasse einen Standard“, erklärt Peter Elze, Vorsitzender des Stadtverbandes der Rassegeflügelzüchter in Magdeburg. Diese legen Kriterien etwa für Gestalt, Farbgebung und Federstruktur fest. Die volle Punktzahl wird nie vergeben. „Weil man das Ideal nicht erreichen kann.“
Nurmehr fünf Vereine in der Stadt
Am 4. und 5. November (siehe unten) bewerben sich 14 Aussteller mit ihren Tieren bei der nächsten Geflügelschau des Rassegeflügelzüchtervereins Groß Ottersleben/Sudenburg mit angeschlossener Magdeburger Stadtschau um die begehrten Prämien und Preise. Austragungsort ist der Kleingartenverein „Flora“ in Ottersleben.
Insgesamt sollen 153 Tiere ausgestellt werden, 10 Hühner, 69 Zwerghühner und 74 Tauben. Im vergangenen Jahr waren es noch mehr als 200. Für den Veranstalter bedeutet beides ein Verlustgeschäft. Erst ab 240 Tieren würde sich die Schau finanziell tragen.
Der Rückgang der Teilnehmerzahl hat mehrere Gründe. Zum einen findet parallel die Landesrassegeflügelschau in den Messehallen statt. Zum anderen beklagen die Zuchtvereine einen akuten Nachwuchsmangel. Gegenwärtig gibt es noch fünf Vereine in Magdeburg.
„Wir haben noch 85 Züchter in der ganzen Stadt“, so Elze. Diese werden im Schnitt immer älter. 70 sei die neue Jugendgruppe, scherzt er. Im Zuchtverein Groß Ottersleben/Sudenburg sind drei Jugendliche aktiv, wobei zwei demnächst erwachsen werden.
Ausstellung in Kleingartensparte
Es sei schwierig, junge Menschen für die Geflügelzucht zu begeistern. Dafür ist das Freizeitangebot schlichtweg zu groß. Die Erfolge bei der Aufzucht von Tauben und Hühner sind zwar erfüllend, aber eben mit viel Aufwand und Verantwortung verbunden. „Sie müssen an 365 Tagen im Jahr zweimal täglich für die Tiere da sein.“
Alleine ist das kaum zu schaffen. „Ideal ist es, wenn man einen Partner dabei hat, der aushelfen kann“, sagt Hans Könecke vom RGZV Groß Ottersleben/Sudenburg. Er züchtet Italiener Hühner, die er bei der nächsten Schau zeigen will. Lohnendes Nebenprodukt seien die Bio-Eier, die dabei abfallen.
Die erfahrenen Züchter würden Anfängern mit Rat und Tat zur Seite stehen. Wer Interesse verspürt, kann bei einem Mitgliedertreffen vorbeischauen. Dieses findet ab Januar regelmäßig am ersten Freitag des Monats um 19 Uhr im Heim des Heimatvereins Otterslebens am Eichplatz statt.
Alternativ kann die kommende Geflügelschau besucht werden. Der RGZV Groß Ottersleben/Sudenburg lädt am 4. und 5. November zur Geflügelschau in den Kleingartenverein „Flora“ am Niendorfer Grund in Ottersleben.
Am Sonnabend (4. November) hat die Schau von 9.30 bis 18 Uhr für Besucher geöffnet, am Sonntag (5. November) von 9.30 bis 14 Uhr.
14 Aussteller werden erwartet. Sie präsentieren insgesamt 10 Hühner, 69 Zwerghühner und 74 Tauben. Der Eintritt kostet regulär 2 Euro und ermäßigt 1 Euro. Kinder bis 14 Jahren sind frei.