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Thema in Magdeburg Nikotinbeutel und Snus: Neuer Trend unter Jugendlichen birgt Suchtgefahr

Unter Jugendlichen werden Nikotinbeutel und Snus immer beliebter und bekannter. Was harmlos wirkt, kann erhebliche gesundheitliche Risiken mit sich bringen. Ein Überblick.

Von Lena Bellon Aktualisiert: 30.12.2024, 11:20
Die kleinen Nikotinbeutel werden zum Konsumieren zwischen Zahnfleisch und Oberlippe gelegt. Doch der Trend kann zur Gefahr für Jugendliche werden. 
Die kleinen Nikotinbeutel werden zum Konsumieren zwischen Zahnfleisch und Oberlippe gelegt. Doch der Trend kann zur Gefahr für Jugendliche werden.  Foto: Robert Michael/dpa

Magdeburg - Sie sehen aus wie kleine Teebeutel und werden in die Wange geschoben wie Bonbons: Nikotinbeutel. Sie erfreuen sich derzeit zunehmender Beliebtheit, insbesondere bei jungen Menschen und sind zu einer Art Trend-Droge geworden.

Jeder siebte Schüler im Alter von 16 bis 17 Jahren hat schon einmal Nikotinbeutel probiert. Das kam bei dem aktuellen DAK-Präventionsradar heraus. Die Krankenkasse hat dafür 12.700 Kinder und Jugendliche in Deutschland befragt. Die Produkte versprechen einen Nikotinkick ohne Rauch – doch bergen sie gesundheitliche Risiken.

Was ist bisher über die Trend-Droge bekannt? Warum ist der Konsum riskant für die Gesundheit und wie sieht die rechtliche Lage aus? Eine Nachfrage bei der Barmer Sachsen-Anhalt gibt Aufschluss.

Gefährlicher Trend: Was sind Nikotinbeutel?

Das sind kleine Beutel, die nikotinhaltiges Pulver enthalten. Für den Konsum werden sie in den Mund zwischen Zahnfleisch und Oberlippe gelegt. Von dort wird Nikotin über die Mundschleimhaut aufgenommen. Nach 20 bis 60 Minuten werden die Beutel unzerkaut wieder ausgespuckt.

Neben den Nikotinsalzen sind Aromastoffe für den Geschmack und weitere Zusatzstoffe enthalten. Der Nikotingehalt liegt je nach Anbieter auf den internationalen Seiten bei bis zu 150 Milligramm pro Nikotinbeutel ohne Tabak und bei bis zu 50 Milligramm pro Beutel bei Snus, also mit Tabak. Im Vergleich hierzu liegt der Nikotingehalt pro Zigarette bei 12 zu 20 Milligramm.

Warum sind sie bei Jugendlichen so beliebt?

Von Jugendlichen werden Nikotin-Pouches oft als weniger schädlich als das klassische Rauchen angesehen, da beim Konsum kein Rauch und somit auch keine schädlichen Verbrennungsprodukte entstehen.

Snus und Nikotinbeutel: Was ist das Risiko?

„Nikotin ist jedoch eines der stärksten bekannten Gifte. Durch das hochkonzentrierte Nikotin besteht das Risiko einer stark ausgeprägten Abhängigkeit“, erklärt Axel Wiedemann, Landesgeschäftsführer der Barmer Sachsen-Anhalt.

Daneben erhöht Nikotin, wie bei der klassischen Zigarette, das Krebsrisiko für unterschiedliche Tumorarten. Für rauchfreie Tabakprodukte sind Tumore der Zunge, der Mundschleimhaut und des Rachens beschrieben.

Eine entsprechende Warnung fehlt auf den angebotenen Produkten jedoch. Bei den Nikotinbeutel besteht die Gefahr, dass sie verschluckt werden. Wenn Nikotin oral aufgenommen, also gegessen oder geschluckt wird, kann es tödlich wirken.

Gefahr durch zu viel Nikotin im Körper: Wie äußert sich die Überdosis?

Vergiftungserscheinungen machen sich durch Schwindelgefühl, Übelkeit, extreme Blässe und kalten Schweiß bemerkbar.

Gefahr der Abhängigkeit: Wie ist die rechtliche Lage?

Die tabakfreien Nikotinbeutel fallen in Deutschland unter das Lebensmittelrecht und sind aufgrund ihres hohen Nikotingehalts verboten. Doch über das Internet sind die Produkte relativ leicht erhältlich.

Eine Dose mit 20 Nikotinbeuteln ist in der Regel für unter fünf Euro zu kaufen. Der Preis für 20 Zigaretten liegt dagegen bei circa 8,40 Euro. Neben Warnungen vor gesundheitlichen Schäden gibt es auch Stimmen, die sich eine Legalisierung wünschen. Unter anderem der Bundesverband der Tabakwirtschaft und neuartiger Erzeugnisse (BVTE).

Der Verband befürworte eine „sachgerechte gesetzliche Regelung für Nikotinbeutel“, die den legalen Verkauf an Erwachsene erlauben würde und andererseits hohe Standards für den Gesundheits- und Jugendschutz festlege. Im Falle einer Legalisierung wäre ein Verkauf an Minderjährige bereits verboten, da die Beschränkung für alle Nikotinprodukte gilt.

Nikotin: Wie wird man abhängig?

Das Nikotin wirkt wie das aus Zigaretten und regt die Ausschüttung von Botenstoffe wie Dopamin und Serotonin an, wie die DAK Gesundheit informiert. Als Folge fühlt man sich wohl, weniger gestresst und angespannt, wach und zum Beispiel sind auch das Erinnerungsvermögen und die Leistungsfähigkeit gesteigert. Diese Gefühle fördern das Verlangen nach Wiederholung – man wird abhängig.

Nikotinbeutel: Wie ist die Lage in Magdeburg?

Laut Barmer gibt es derzeit keine Zahlen zu dem Konsum der Beutel in Sachsen-Anhalt oder speziell in der Landeshauptstadt. Auch eine Nachfrage im Klinikum Magdeburg ergab keine konkreten Zahlen zu Notfällen, die auf den Konsum zurückzuführen sind.