Sport und Freizeit Neues Projekt in Magdeburg: Wie Schach für Inklusion sorgt
Die Schachzwerge Magdeburg haben ein neues Projekt gestartet. Ihre Mission: Menschen mit Behinderungen sollen vom Schachspiel profitieren. Es werden noch Teilnehmer gesucht.
Magdeburg - Am Schachbrett kommen alle zusammen: Groß und Klein, Jung und Alt. Miteinander Schach zu spielen ist eine lebenslange Schule. Immer wieder gilt es neue Strategien zu entwickeln und Lösungen für komplexe Problemstellungen zu finden.
Gerade im jungen Alter kann die Beschäftigung mit dem „königlichen Spiel“ sehr hilfreich für die Entwicklung der Psyche sein. Es schult die Konzentration, fördert Entscheidungsfindung, Sozialverhalten und Kreativität. Das haben Studien bewiesen.
Mit diesem Wissen bietet der Verein Schachzwerge Magdeburg seit 2009 ein pädagogisches Angebot in vielen Kitas und Schulen in Magdeburg und der Region.
Die Mission: Jedes Kind soll vom Schachspiel profitieren können. Für dieses nachhaltige Engagement sind sie bereits als „Magdeburger des Jahres“ von den Volksstimme-Lesern geehrt worden.
Jetzt haben die Schachzwerge ein neues Projekt ins Leben gerufen. Es heißt „MiteinanderMatt“ und richtet sich vorrangig an Menschen in Pflegeeinrichtungen und Werkstätten für Menschen mit Behinderungen. Auch sie sollen vom Schachspiel profitieren.
Kürzlich gab es dazu ein Zusammentreffen an der Hochschule Magdeburg-Stendal. Neben dem Projektteam waren Vertreter der LAG der Werkstätten für Menschen mit Behinderung, des Landesschachverbandes, der Pfeifferschen Stiftungen Magdeburg und der Lebenshilfe dabei.
Programm entwickelt
„Wir haben ein niedrigschwelliges Schachtraining entwickelt, das in den Einrichtungen zum Einsatz kommen kann“, so Projektleiter Vilen Rafayevych. Auf spielerische Weise sollen damit die kognitiven und sozialen Fähigkeiten von Menschen mit Beeinträchtigungen gefördert werden.
Im selben Zug wird deren Selbstwertgefühl gestärkt. Ein gelungener Zug schafft Selbstvertrauen. Weil das Training immer in Gruppen/Paaren passiert, wird zudem der Gemeinschaftsgeist hervorgehoben.
„Wir stellen Bretter und Figuren zur Verfügung“, so Rafayevych. Ergänzend wird auf eine durch Studierende der Hochschule Magdeburg-Stendal entwickelte, barrierefreie App (einfachschach.de) zurückgegriffen. Im weiteren Verlauf der Trainings könnte dann auch kleine, leistungsgerechte Wettkämpfe stattfinden um den frisch geweckten Ehrgeiz zu steigern.
Überdies ist eine Einbindung in das jährlich stattfindende, Inklusive Schachturnier des Landes Sachsen-Anhalt in Schönebeck, gut denkbar. Über eine Kooperation mit lokalen Vereinen könnten ambitionierte Teilnehmer ihre Schachfähigkeiten weiter ausbauen. Es geht darum, ein dauerhaftes und nachhaltiges Angebot zu schaffen. Ganz praktisch wird so für mehr Inklusion gesorgt.
Schulung zur Einführung
Um das Training in den Werkstätten und Einrichtungen anbieten zu können, wird für das Betreuungspersonal ein einführender Workshop angeboten. Dieser soll erstmals im Sommer stattfinden. Dabei werden den Teilnehmern die Grundlagen der Schachdidaktik vermittelt.
Unterstützung gibt es zudem rund um die eigentlichen Trainings. Los gehen soll es bei der Lebenshilfe und den Werkstätten der Pfeifferschen Stiftungen. Weitere interessierte Einrichtungen können sich melden.
Um zu ermitteln, inwieweit das Training eine Wirkung zeigt, soll eine wissenschaftliche Evaluation durchgeführt werden. Die Professoren Matthias Haase, Matthias Morfeld und Jens-Martin Loebel von der Hochschule Magdeburg-Stendal werden dies betreuen. Die Hypothese: Die Beschäftigung mit dem Schachspiel steigert Lebensqualität und Selbstempfinden.
Wer bei dem inklusiven Schachprojekt „MiteinanderMatt“ der Schachzwerge Magdeburg mitmachen möchte, findet Kontakt und weitere Informationen unter der Adresse miteinandermatt.de im Internet.
Das Projekt wird vom Landessportbund und Lotto-Sachsen-Anhalt gefördert. Christian Walbrach, Behindertenbeauftragter der Landesregierung Sachsen-Anhalt, konnte als Projektpate gewonnen werden.